Burnout, ein Zustand völliger körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung, ist seit einigen Jahren in aller Munde. Handelt es sich um eine Modeerscheinung unserer Zeit? Ist Burnout eine Erfindung der Pharmabranche, die neue Anwendungsgebiete für Antidepressiva sucht? Oder will die Wellnessindustrie ihren Kundenkreis durch innovative Entspannungsworkshops erweitern? Unsere Gesellschaft verlangt dem Einzelnen im Privat- und Berufsleben immer mehr Leistung ab, bei gleichzeitig geringerer Wertschätzung. Die anfangs hohe Motivation mündet in Frustration und Desillusionierung, die im schlimmsten Fall in einer Depression und Suchtgefährdung endet. Dabei werden die Menschen im Durchschnitt immer älter. Wir müssten also gar nicht im Schnelldurchlauf Schule und Ausbildung absolvieren, um möglichst bald einen der begehrten Managerposten zu besetzen. Was haben wir von Ruhm und Geld, wenn wir mit Mitte Dreiöig völlig ausgebrannt sind? Leider können wir aus dieser Tretmühle nicht so einfach ausbrechen. Zeigen wir in Stresssituationen nicht die entsprechende Belastbarkeit, wird uns ein anderer, “noch” motivierterer und stressresistenterer Arbeitsuchender folgen. Eigentlich sollten wir als Person und als Arbeitskraft einzigartig sein, aber Fakt ist, dass jeder austauschbar ist. Leider verhält es sich im Privatleben nicht anders. Wir wählen nicht mehr Lebens-, sondern Lebensabschnittspartner, wohnen meist alleine und wundern uns dann, wenn wir mit niemandem über unsere Probleme im stressigen Alltag sprechen können.
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