Ein intakter ländlicher Raum lebt wesentlich von der Kreativität und vom Engagement der Frauen. In der landwirtschaftlichen Interessenvertretung, in kommunalen Gremien sowie in regionalen Verbänden und Vereinen sind sie derzeit aber noch nicht in dem Umfang vertreten, wie es ihrer Rolle am Land entspricht. “Für lebendige ländliche Regionen ist das Mitdenken und Mitwirken der Bäuerinnen unverzichtbar, denn eine erfolgreiche Regionalentwicklung braucht ihr Engagement”, betonte Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann anlässlich der Bundestagung der Bezirksbäuerinnen in Lochau (Vorarlberg) am 12. und 13. März.
Die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Österreichische Bäuerinnen wollte mit dieser Veranstaltung die bundesweite Vernetzung der Bäuerinnen und Referentinnen stärken und diesen neue Impulse für ihre Arbeit im eigenen Bezirk und im Bundesland vermitteln. Es galt, die weiblichen Kräfte am Land, deren Vielfalt und umfangreiches Netzwerk zu aktivieren. Dabei ging es sowohl um agrarpolitische Themen, bei denen sich Bäuerinnen einbringen können, als auch um die Bewusstseinsbildung zur partnerschaftlichen Führung von agrarischen Organisationen und Institutionen. Die Motivation der Bäuerinnen und deren Gemeinschaft zu stärken waren weitere wichtige Ziele der Tagung mit rund 120 Teilnehmerinnen.
Präsentation des Handbuches für professionelle Vertretungsarbeit
“Wir wollen unsere Bezirksbäuerinnen in ihrem Engagement nach innen und außen stärken und sie in ihrer Arbeit vor Ort bestmöglich unterstützen. Dazu haben wir das Handbuch zur professionellen Vertretungsarbeit der Bäuerinnen im ländlichen Raum erstellt. Bei der diesjährigen Tagung wurde das neue Handbuch vorgestellt und auch damit gearbeitet. Darin finden sich viele nützliche Informationen rund um das Thema Frauen und Politik beziehungsweise Bäuerinnen und Interessenvertretung. Es zeigt unser gemeinsames Verständnis für die politische Arbeit in der Arge, in den agrarischen Organisationen sowie in den kommunalen Gremien auf”, so Schwarzmann zu den Zielen und Inhalten der Bundestagung.
Wohin entwickelt sich die Gesellschaft und welche Rolle spielen dabei die Frauen in der Landwirtschaft, das zeigte Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle von der FH Klagenfurt in ihrem Vortrag auf. “Attraktive Politik braucht die Sicht sowohl von Frauen als auch von Männern. Die unterschiedlichen Herangehensweisen beider Geschlechter bringen innovative und kreative Prozesse in Gang und führen zu guten Ergebnissen”, hielt die Politologin fest.
Familienbetriebe zwischen Tradition und Innovation
Welche Bedeutung haben Familienbetriebe für die österreichische Wirtschaft? Welche Ziele und Werte sind für unternehmerische Familien wichtig und wie können sie ihr langfristiges Überleben sichern? Diese und andere Fragen diskutierte Prof. Reinhard Prügl, Leiter des Instituts für Familienunternehmen an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen (D), mit den rund 120 Teilnehmerinnen, die ein hohes Interesse an strategischen unternehmerischen Fragestellungen zeigten. “Der Familienbetrieb kann nicht an der Größe festgemacht werden, das wesentliche Kriterium ist, ob die Unternehmerfamilie entscheidenden Einfluss auf das Unternehmen ausübt”, erklärte Prügl.
Der Kreativität freien Lauf lassen
“Neben gesunden regionalen Biolebensmitteln gehört das Erleben des Kochens und Zubereitens zu einem bewussten Dasein. Unsere professionell ausgestattete Küche eröffnet unbegrenzte Möglichkeiten. Wir bieten auch Koch- und Backkurse für Erwachsene an, bei denen wir hofeigene beziehungsweise regionale Produkte verwenden. Für uns ist es wichtig, das Produkt vom Boden als Grundlage der Pflanze bis hin bis zum Endkonsumenten zu veredeln. Daher haben die Verarbeitung und Direktvermarktung bei uns am Hof bereits eine lange Tradition”, berichteten Agathe und Karl Lingenhel aus Doren in Vorarlberg.
Bäuerin sein in der heutigen Zeit
Was Bäuerin sein in der heutigen Zeit bedeutet, zeigte Lebens- und Sozialberaterin Christine Hackl auf. Unter dem Motto “Bleiben Sie echt!” gab sie den Seminarbäuerinnen viele wertvolle Tipps mit auf den Weg – etwa, wie man mit Veränderungen umgeht. “Alles, was man verneint, verstärkt sich. Heißt Veränderungen willkommen und vergesst nicht, es ist der Gegenwind, der den Drachen steigen lässt, und nicht der Rückenwind, wie ein chinesisches Sprichwort besagt”, unterstrich Hackl.
Arge Österreichische Bäuerinnen
Die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Österreichische Bäuerinnen wurde 1972 gegründet und vertritt die Interessen von rund 130.000 Frauen aus der Landwirtschaft. Die bundesweite Koordinierung der in allen Bundesländern vertretenen Arge erfolgt in der Landwirtschaftskammer Österreich.