Mountainbiken in den Wäldern boomt. Neue Strecken sollen entstehen.

Laut LK Österreich sind hierzulande von Vorarlberg bis ins Burgenland rund 30.000 Kilometer Forststraßen und Waldwege als Mountainbikestrecken ausgewiesen. Geht es nach der Bundesregierung, sind das aber offenbar noch „zu wenig“.

212.000 verkaufte Bikes pro Jahr

So meint etwa Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler: „Für ein Drittel unserer Sommergäste ist das Thema Radfahren in den heute vielfachen Ausprägungen ein entscheidendes Reisemotiv für einen Österreich- Urlaub.“ Und im Sportministerium verweist man auf Meldungen des Handels, wonach allein 2022 rund 500.000 neue Fahrräder angeschafft wurden, darunter 212.000 Mountainbikes (und jedes zweite mit Elektroantrieb). Dieses Potenzial gelte es „zum Wohle Aller“ auszuschöpfen, ist Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler überzeugt.

Totschnig: „Mountainbiken in der Natur erfordert Verantwortung und Rücksichtnahme.“

Gemeinsam mit dem Wirtschafts- und dem Umweltministerium will man nun unter Federführung des Landwirtschaftsministeriums eine bundesweit gültige Mountainbikestrategie erarbeiten. Für dessen Minister Norbert Totschnig wiederum ist klar: „Mountainbiken in der Natur erfordert Verantwortung und Rücksichtnahme. Nur so kann eine wirtschaftliche und freizeitliche Nutzung der Natur- und Kulturlandschaft gewährleistet werden.“

Bekanntermaßen darf der Wald hierzulande zwar zu Erholungszwecken von jedem betreten werden, das Radfahren ist jedoch (genauso wie das Reiten oder Fahren mit Kraftfahrzeugen) nicht gestattet und kann bei Zuwiderhandlung mit bis zu 150 Euro bestraft werden. Wer auf einer explizit gesperrten Forststraße radelt, muss gar mit einer Verwaltungsstrafe von bis zu 730 Euro rechnen. Das sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionen. Während sich Freizeitverbände für eine völlige Öffnung des Forststraßennetzes für den Radsport starkmachten, warnte die bäuerliche Interessenvertretung vor offenen Fragen bei der Wegehalterhaftung, Einschränkungen bei der Bewirtschaftung und einem weiteren Stressfaktor für den Wildbestand.

Strecken „auf und abseits von Forststraßen“

In der jetzt angekündigten Mountainbikestrategie sieht Totschnig „einen wichtigen Schritt, das Konfliktpotenzial künftig zu minimieren“. Diese werde dann erfolgreich sein, „wenn auf die Interessen aller Beteiligten Rücksicht genommen wird“, so der Minister. Geht es nach der Bundesregierung, sollen weitere Radstrecken „auf und abseits von Forststraßen“ entstehen – nicht nur im Tourismusgebiet, sondern auch im Zentralraum. Dort will man den Gemeinden, den Tourismusverbänden, auch den Grundbesitzern die Freizeitnutzung als weiteres Einkommensstandbein schmackhaft machen. Gelingen soll das mit „bereits bewährten Vertragsmodellen“, wie es heißt.

Tirol als Vorbild?

Die Rede ist hier von Lösungen wie dem Mountainbikemodell des Landes Tirol. Dort wird bereits seit mehr als 25 Jahren durch Nutzungsübereinkommen zwischen Grundeigentümern und Gemeinden oder Tourismusverbänden ein legal zugängliches Radtrailnetz in den Wäldern angeboten. Waldbauern erhalten ein vertraglich fixiertes Entgelt von 20 bis 60 Cent pro Laufmeter Strecke und Jahr, für Einschränkungen im Eigentumsrecht und Bewirtschaftungserschwernisse schießt das Land für Mountainbikerouten weitere 20 Cent pro Laufmeter zu. Auch die Errichtung von Trails im Waldbestand wird gefördert. Eine subsidiäre Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung des Landes schützt die Grundbesitzer zusätzlich im Streitfall. 

Moosbrugger: „Vertragsmodelle haben sich bewährt.“

Solche Vertragslösungen seien auch aus Sicht des Präsidenten der LK Österreich, Josef Moosbrugger, zu begrüßen. „Diese haben sich bewährt und sollten weiter forciert werden“, meint auch der LK-Chef. Einen „Wildwuchs an Mountainbikestrecken“ gelte es aber zu verhindern. Als Interessenvertretung der Waldbesitzer habe für die LK Rechtssicherheit für die Eigentümer außerdem oberste Priorität. Auch die Land&Forst Betriebe Österreich unterstützen grundsätzlich die Idee einer solchen Mountainbikestrategie. ‚‚Die Einhaltung der Eigentumsrechte ist jedoch wesentlich, damit die heimischen Forstbetriebe der Waldbewirtschaftung effizient und ungestört nachkommen können“, wie deren neuer Präsident Konrad Mylius anmerkt. Details zur künftigen Ausgestaltung des bundesweiten Mountainbikeplans sind vorerst noch nicht bekannt. Nur so viel: Damit betraut wird eine eigens dafür eingerichtete externe Stelle, die „MTB-Koordination Österreich“.

- Bildquellen -

  • Mountainbikestrecke: AROCHAU - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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