Bürgerliche Option

Kommentar von Conrad Seidl,
Redakteur “Der Standard”

Man hatte sich so an Angela Merkel gewöhnt, dass man sich Deutschland ohne diese Kanzlerin schwer vorstellen kann. Nicht im Ausland. Aber auch nicht in Deutschland. Wo bleiben denn die Merkel-Plakate? Das fragen sich nicht nur Anhänger der Unionsparteien – um dann festzustellen, dass jetzt eben andere Leute zur Wahl stehen.
Ach ja: Da ist dieser freundliche und in der Bundesregierung bestens eingearbeitete Olaf Scholz – der präsentiert sich gekonnt als der logische Nachfolger der Kanzlerin. Dass er von der SPD ist? Fällt eigentlich nicht weiter auf.
Annalena Baerbock? Na ja: Die ist grün und wäre allenfalls eine geeignete Koalitionspartnerin – für wen auch immer. Als Kanzlerkandidatin scheint sie aus dem Rennen zu sein.
Und schließlich die Union: Den Friedrich Merz wollte sie weder als CDU-Chef noch als Kanzlerkandidaten.
Den forschen Bayern Markus Söder vielleicht als Merkel-Nachfolger? Passt auch nicht recht, jedenfalls nicht nördlich des durch den Main gebildeten „Weißwurst-Äquators“.
Also Armin Laschet. Hat der nicht einmal an unpassender Stelle gelacht? Ja, hat er. Das ist in Erinnerung geblieben; und nur das. Dass der Lacher aber als möglicherweise wahlentscheidend wahrgenommen wird, verdeutlicht das Elend der bürgerlichen Politik (und zwar wiederum nicht nur in Deutschland): Regierungschefs aus dem bürgerlichen Lager haben verlernt, das spezifisch Bürgerliche an ihrer Politik, ihrem Programm und ihrer Person klarzumachen. Unions-Kandidat Armin Laschet hat nur noch drei Tage, dieses programmatische Manko wettzumachen.

conrad.seidl@gmx.at

- Werbung -
Vorheriger ArtikelSchwer unterbezahlt
Nächster ArtikelSchulmilch ist ein „cooler Drink für coole Kids“