Knapp ein Drittel der Brot- und Backwaren im Supermarkt sind nachweislich aus Österreich. Zu diesem Ergebnis kommt ein vom Verein Wirtschaften am Land und dem Wiener Bauernbund durchgeführter Regionalitäts-Check im Lebensmitteleinzelhandel und bei Discountern. 

“Bei den insgesamt 250 untersuchten Produkten, davon 153 Brot- und 97 Gebäcksorten, waren lediglich 32% der Produkte nachweislich mit Getreide aus Österreich hergestellt. Ganze 58%, also drei von fünf Produkten, hatten keine eindeutige Herkunftsangabe“, so die Wiener Bauernbund-Direktorin und Bundesrätin Elisabeth Wolff.

Quelle: Rieberer

Zwei von drei Semmerl ohne Identität

Bei 32 Prozent der untersuchten Produkte aus den Selbstbedienungsläden und Brot-Theken in Supermärkten und Discountern konnte eine Herkunft festgestellt und das Herkunftsland Österreich identifiziert werden. Bei weiteren sieben Prozent der Produkte war eine EU-Herkunft der Rohstoffe klar ersichtlich. Der Rest war unzureichend deklariert. Bei Gebäck ist der gekennzeichnete Anteil mit rund der Hälfte noch besser als bei Brot, wo nur rund ein Drittel gekennzeichnet ist. 

Wiener Traditionsbäckerei Geier als VorbildQuelle: Rieberer

In der Bäckerei Geier, wo die Pressekonferenz stattfand, kommen die Rohstoffe zu 80 Prozent aus einem Umkreis von 50 Kilometern. Das Mehl ist zur Gänze aus der Region, die Früchte und andere Zutaten werden je nach Saison direkt von Bauern und Direktvermarktern aus Österreich bezogen. Der Bio-Anteil sei in den vergangenen Jahren um rund 30 Prozent gestiegen, beim Preis mache die Bäckerei aber wenig Unterschied, so eine Sprecherin der Bäckerei Geier. Die Bäckerei Geier ist in ihren 33 Filialen bereits mit dem AMA-Genussregion-Siegel ausgezeichnet.

94 Prozent: Hoher Selbstversorgungsgrad bei Getreide

Der Selbstversorgungsgrad bei Getreide liegt in Österreich bei 94%. „Dass nicht einmal jedes dritte Brot und jede dritte Semmel nachweislich mit österreichischem Getreide hergestellt wurden, wirft Fragen auf. Im krassen Gegensatz dazu: Laut einer AMA-Umfrage erwarten sich 70% der befragten Konsumenten beim Kauf eines ‚österreichischen‘ Brotes, dass darin auch heimisches Getreide enthalten ist. Anstatt diesem Wunsch nachzukommen, wird es Konsumenten schwer gemacht, regionale Rohstoffe von Importware zu unterscheiden“, bemängelt Wolff.

Mit AMA-Gütesiegel Getreide aus Anonymität holen

„Der Regionalitäts-Check hat gezeigt, dass noch massiver Handlungsbedarf besteht. Deshalb fordern wir eine flächendeckende Ausweitung des AMA-Gütesiegels auf Brot und Gebäck. Damit verhindern wir das Katz‘-und-Maus-Spiel des Handels auf Kosten der Konsumenten und unserer Bauernfamilien“, so Strasser. Das AMA-Gütesiegel sei ein Garant für kontrollierte Herkunft aus Österreich und gebe den Konsumenten Sicherheit beim Einkauf. “Das ist eine Lebensversicherung für alle – vom Bauern über den Müller und Bäcker bis hin zum Konsumenten”, ergänzt er. 

Verwirrspiel auf Verpackungen

Die Deklaration ‚mit Mehl aus Österreich‘ deute nur auf den Ort der Vermahlung, nicht aber auf den Anbau des Getreides hin. „Wird ausländisches Getreide in Österreich vermahlen, kann der Handel das Semmerl schon mit der Bezeichnung ‚Mehl aus Österreich‘ deklarieren“, kritisiert Wolff. Selbiges gelte bei den beliebten Angaben ‚Hergestellt in Österreich‘ oder ‚Gebacken in Österreich‘. Auch geografische Angaben, wie etwa die ‚Österreichische Kaisersemmel‘, würden keinerlei Auskunft über die Herkunft des Getreides geben. Es handle sich dabei lediglich um die Rezeptur. Diese Herkunftsangaben seien zu 100 Prozent irreführend, so die Wienerin. 

 

- Bildquellen -

  • Regal-Check bei Brot und Backwaren: Rieberer
  • Bäckerei Geier: Rieberer
  • Brot und Gebäck-Check: Harald Klemm
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AUTORMartina Rieberer
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