Brisante Themen zum Alpenraum diskutiert

V.r.n.l.: MdEP Herbert Dorfmann, Südtirol;  BBK-Obmann Rupert Quehenberger, Ökosoziales Forum Salzburg; Abg.z.NR Präsident ÖR Franz Eßl; BB-Direktor Josef Bachleitner, Salzburg. ©BZ/Privat
V.r.n.l.: MdEP Herbert Dorfmann, Südtirol; BBK-Obmann Rupert Quehenberger, Ökosoziales Forum Salzburg; Abg.z.NR Präsident ÖR Franz Eßl; BB-Direktor Josef Bachleitner, Salzburg. ©BZ/Privat
Mit Agrarpolitikern aus Südtirol, Bayern, der Schweiz, Liechtenstein, Tirol, Vorarlberg, und Salzburg wurden länderübergreifend und in entspannter Atmosphäre Meinungen, Erfahrungen und Probleme im Alpenraum diskutiert. Schwerpunkte waren unter anderem neben dem Thema Almwirtschaft auch die schwierige Situation auf dem europäischen Milchmarkt und die Weiterentwicklung der gemeinsamen EU-Agrarpolitik nach 2020.

Kommunikationsplattform “Wolf”

´Die Ausbreitung der großen Beutegreifer (Wolf, Bär und Luchs) im Alpenraum stellt für viele bäuerliche Betriebe im Alpenraum ein großes Problem dar. “Vor allem Bauern im Bundesland Salzburg sind von den Wolfssichtungen in Österreich häufig betroffen”, berichtet Franz Eßl von jährlich vorkommenden Wolfrissen auf heimischen Almen. “Die Erfahrung zeigt, dass ein Miteinander von Wolf und Landwirtschaft im Berggebiet nicht funktioniert”, fordert der ÖVP-Nationalrat verstärkte Bemühungen auf europäischer Ebene. “Wenn man von einem Lebensraummanagement für den Wolf spricht, dann muss dieser großräumig erfolgen. Es gibt in Europa durchaus Gebiete, wo der Wolf einen berechtigten Lebensraum findet. Im Alpenraum sehe ich diesen nicht. Ich will Vorrang für die Landwirtschaft mit Viehhaltung. Wolffreie Zonen müssen möglich sein. Hier braucht es eine Anpassung der EU-Verordnungen”, so Eßl. Auch BBK-Obmann Rupert Quehenberger vom Ökosozialen Forum Salzburg informierte bei der Almwanderung in Südtirol über seine Bemühungen in dieser Sache und den internationalen Kontakten, die er diesbezüglich bereits geknüpft hat. Bei der Europawanderung haben sich die Vertreter der Alpenländer zudem auf eine länderübergreifende Initiative geeinigt, um der Problematik Herr zu werden. Eine gemeinsame Kommunikationsplattform im Alpenraum könnte künftig Wanderbewegungen von Wölfen, Bären oder Luchsen sowie deren räuberische Vorfälle rascher klären.

Hier hat der Wolf in Salzburg nachweislich Schäden angerichtet:

  • August 2014: zwei Schafe werden von einem Wolf im Bereich der Illingerbergalm bei St. Gilgen getötet.
  • Almsommer 2015: Im Gebiet des Imbachhorns, zwischen Fuscher Tal und Kapruner Tal werden eine Reihe toter Schafe aufgefunden.
  • Juni 2016: Auf einer Alm im Fuscher Tal riss ein Wolf mehrere Jungtiere – Lämmer und Kitze.
  • Jänner 2016: In den Wäldern um Hintersee werden eine Hirschkuh und Rehe von einem Wolf gerissen.

Für regionale Vermarktungsinitiativen

Was die schwierige Lage am Agrarmarkt für die bäuerlichen Betriebe im Alpenland betrifft, waren sich die Teilnehmer der Europawanderung einig, dass es für die Landwirtschaft sowohl mehr Wertschöpfung aber auch mehr Wertschätzung brauche. Für Franz Eßl ist der direkte Draht zwischen dem Bauern und dem Konsumenten wichtig. “Höhere Wertschöpfung entsteht vor allem durch Produkt-Innovationen und entsprechende Vermarktungsstrategien für regionalen Köstlichkeiten”, ist Eßl überzeugt.Als erfolgreiches Beispiel für eine derartige Vermarktungsschiene nennt der Salzburger ÖVP-Nationalrat den Lungauer Eachtling, der im inneralpinen Becken auf über 1.000 m Seehöhe angebaut wird und den Lungauer Kartoffelbauern bessere Erlöse, hohe Wertschätzung aber auch höhere Wertschöpfung bringt. “Denn die regionalen Produkte brauchen eine Geschichte. Dann werden auch höhere Preise bezahlt”, ist Eßl überzeugt. Generell brauche es bei der Direktvermarktung weniger Bürokratie und mehr Hausverstand sowie Eigenverantwortung. “Der Ab-Hof-Verkauf muss, sowie die Land- und Forstwirtschaft insgesamt, von praxisfremden Vorschriften entstaubt und vereinfacht werden”, betont Eßl. Neben regionalen Vermarktungsinitiativen, müsse aber auch die Zusammenarbeit mit Gastronomie und Tourismus weiter ausgebaut werden. “Darüber hinaus braucht es auch eine Ausweitung des Bestbieterprinzips auf die gesamte weiße und gelbe Palette”, fordert Eßl.(Martina Kern)

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