„Brauchen jeden Quadratmeter“

Der Krieg in der Ukraine hat massive Auswirkungen auf die weltweite Lebensmittelversorgung. Der Bauernbund fordert nun eine krisenbedingte Kurskorrektur in der europäischen Agrarpolitik.

Angesichts des drohenden Ernteausfalls durch den Ukraine-Krieg Agrarfächen stillzulegen, wie es der Green Deal vorsieht, gefährde die Versorgungssicherheit, warnt Bauernbund-Präsident Strasser: „Auch der Ausverkauf der Boralis-Stickstoffsparte muss gestoppt werden.“ Foto: Mykola Mazuryk - stock.adobe.com

Mit einem Anteil von 30 Prozent sind Russland und Ukraine die größten Weizen-Exporteure der Welt, auch 20 Prozent des Mais-Exportes entfallen auf diese beiden Länder. Wegen des möglichen Ausfalls der „Kornkammer“ Europas mit ihren fruchtbaren Schwarzerdeböden auf unabsehbare Zeit gehen die Preise an den Rohstoffbörsen bereits durch die Decke. Nicht nur den Menschen in der Ukraine droht bei einem kriegsbedingten Ernteausfall in der Region nördlich des Schwarzen Meers eine Hungerkrise. Ein großer Teil des ukrainischen Brotgetreides fließt nach Nordafrika und in den Nahen Osten.
Bauernbund-Präsident Georg Strasser fordert daher die Absicherung der Lebensmittelproduktion in Europa, auch um die weltweite Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten zu können: „Wir brauchen jeden Quadratmeter Boden.“ Bäuerinnen und Bauern seien jetzt verantwortlich, Europa mit Getreide und darüber hinaus auch bisherige Getreide-Abnehmerländer der Ukraine, etwa in Nordafrika, zu versorgen. „Jetzt wertvolle Ackerflächen stillzulegen, wie es der Green Deal der EU vorsieht, gefährdet dagegen die Versorgungssicherheit und würde eine humanitäre Krise verschärfen“, betont Strasser.
Der oberste Bauernbündler verlangt „eine krisenbedingte Kurskorrektur in der EU-Agrarpolitik“. Europa könne sich jetzt keine Ertragsreduktion leisten. „Die Entscheidung über den Anbau von Getreide, Mais, Soja oder Sonnenblumen und somit auch über die nächste Ernte fällt jetzt im März.“
Aufgrund der hohen Gaspreise droht zudem eine Verknappung bei Düngemitteln, so Strasser mit Verweis auf internationale Marktbeobachter und deren warnende Prognosen: „Besonders im Ackerbau sind wir auf Düngemittel angewiesen. Ohne solche rechnen wir je nach Kultur mit Ernteeinbußen von bis zu 40 Prozent und einer verminderten Qualität.“
Als sei das nicht schon genug, will die OMV-Tochter Borealis indes auch ihre Stickstoff-Düngemittelsparte an einen russischen Konzern verkaufen. Dazu Strasser: „Die offenbar weit fortgeschrittenen Verkaufsverhandlungen müssen sofort gestoppt werden. Österreichs bekannteste Stickstofferzeugung in Linz muss im eigenen Land, die Düngemittelversorgung generell in europäischer Hand bleiben.“

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AUTORRed. SN
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