In Gebieten mit weniger als 650 Millimeter Jahresniederschlag sei Wasser – vornehmlich im Osten Österreichs – bereits heute ein ertragslimitierender Faktor, berichtete Pflanzenbau- Professor Hans-Peter Kaul. Durch den Klimawandel sei mit weiteren Änderungen bei Verdunstung, Niederschlägen und Vegetationsperiode und damit geänderter Wasserverfügbarkeit zu rechnen. Wasserwirtschafts-Professorin Christine Stumpp rief indes dazu auf, „Land- und Wasserwirtschaft nicht länger getrennt zu betrachten“. Für erstere sollten mittlerweile überall dort Speicherkapazitäten in Fließgewässern geschaffen werden, wo keine ergiebigen Grundwasserspeicher mehr vorhanden seien. Je nach eintretendem Klimaszenario ist laut Stumpp nur noch mit geringerer Neubildung zu rechnen. Sie hat sich genauer mit den vorhandenen Wasserreserven befasst und kam zum Schluss: „Bei trockenen Szenarien ist ein Rückgang im Osten Österreichs um ein Fünftel des bisherigen Volumens wahrscheinlich.“ Der oftmaligen Aussage „Österreich hat mehr als genug Wasser“ trat die Forscherin entschieden entgegen. Sie forderte zu „wassersparender Bewirtschaftung“ auf.
Humusaufbau “überschätzt”
Wie eine solche aussehen könnte, skizzierte unterdessen Hans-Peter Kaul. Der Schlüssel dafür sei es, die „Evaporation“ (also die Verdunstung von Wasser an der Bodenoberfläche) bestmöglich zu verhindern und die Infiltration zu verbessern. Gelingen könne dies laut Kaul mit Mulchverfahren, um den Fortbestand der essenziellen Grobporen im Boden zu ermöglichen. Diese seien das Ergebnis natürlicher Prozesse und entstünden durch rege Aktivität von Regenwürmern im Boden. Kaul: „Solange der Boden nicht intensiv bearbeitet wird, bleiben diese Gänge auch erhalten.“ Eine größere Anzahl an Mittelporen sei ebenso förderlich, um die Wasserspeicherkapazität zu erhöhen. Diese werden etwa durch den verstärkten Anbau tiefwurzelnder Pflanzen und durch Humusaufbau unterstützt. Kaul: „Letzteres wird jedoch häufig überschätzt.“
Direktsaat mit Vor- und Nachteilen
An der Boku blickt man bereits auf mehr als 27 Jahre Forschung im Bereich Direktsaat zurück. Diese Ergebnisse würden eindeutig eine bessere Dürre-Resistenz belegen. „Eine uneingeschränkte Beratungsempfehlung kann man deshalb aber nicht geben“, räumte Kaul ein. Denn auch die Direktsaat habe ihre Tücken. Schadverdichtungen machen demnach genauso Probleme wie verstärktes Mäuseauftreten, erhöhter Pflanzenschutzmittelaufwand und Mindererträge unter feuchteren Bedingungen. Als Alternativen nannte Kaul deshalb den – bereits praxisüblichen – Anbau von Sommerungen im Winter sowie die gezielte Auswahl hitzetoleranterer Kulturen wie Sojabohne oder Sorghumhirse. Dass ein wesentlicher Schlüssel zur besseren Dürretoleranz in einer Verbesserung des Aggregatzustandes des Bodens liegt, konnte auch Bano Mehdi-Schulz vom Institut für Hydrologie belegen. Sie simulierte in ihrem Projekt „NitroClimAT“ verschiedene Bewirtschaftungsvarianten im Vergleich zur klassischen Pflugbearbeitung und hinterlegte diese mit möglichen Trockenheitsszenarien.
Ergebnis: Im Modell seien auch bei Mais Wassereinsparungen jenseits der zehn Millimeter möglich. Dass solche Forschungsszenarien keine reine Zukunftsmusik sind, wurde am Vortrag von Davide Viaggi von der Universität Bologna deutlich. Dort, in der Emilia Romagna, hatte man 2023 nebst Trockenheit auch mit verheerenden Überflutungen zu kämpfen.
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