Warum in die Ferne schweifen? Man kann auch zu etwas Heimischem greifen. Das dachten sich in letzter Zeit wohl viele Österreicher – besonders in Bezug auf Lebensmittel. Denn eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK Austria ergab: Der Trend zur regionalen Küche nimmt zu. Die Konsumenten essen zwar während der Woche häufiger alleine, verzichten dabei aber seltener auf Qualität oder machen Abstriche bei Genuss oder gesunder Ernährung. Für die Ernährungsstudie wurden zwischen 28. Juni und 1. Juli 2016 insgesamt 500 Personen per Telefon und online befragt.
Österreicher schätzen die Regionalität
“Die Österreicherinnen und Österreicher schätzen die regionale Herkunft der Gerichte sehr”, erklärt Paul Unterhuber von GfK Austria. So gaben 70 Prozent der Befragten an, dass bei ihnen häufig Gerichte mit Produkten aus der eigenen Region auf den Tisch kommen. 17 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass sie immer regionale Produkte essen. Am zweithäufigsten, gleich hinter den regionalen Lebensmitteln, kommen Gerichte mit saisonalen Produkten auf den Speiseplan der Österreicher. Ebenfalls 17 Prozent der Umfrageteilnehmer betonten, immer saisonale Produkte zu konsumieren, 61 Prozent tun dies zumindest häufig.
Ein enger Bezug zur Landwirtschaft
Nur 13 Prozent der Befragten gaben an, selten oder nie Lebensmittel aus der Region zu beziehen, junge Befragte unter 30 Jahren hierbei am häufigsten. Bewohner von Städten achten deutlich weniger auf die regionale Herkunft als Konsumentinnen und Konsumenten kleinerer Gemeinden am Land. Am beliebtesten sind regionale Produkte bei älteren Befragten im ländlichen Raum. “Grund hierfür ist die Nähe zu den Produzenten, der engere Bezug zur Landwirtschaft und ein traditionell stärker ausgeprägtes Bewusstsein für Produkte aus Österreich”, begründet Unterhuber die Ergebnisse. Das Bewusstsein für die regionale Herkunft der Produkte verstärke auch den Bezug zum jahreszeitlichen Lauf von Produktion und Angebot der Lebensmittel, die zur täglichen Ernährung dienen, zeigt sich Unterhuber überzeugt.
Saisonale Ware aus der Region ist hoch im Kurs
Saisonale Ware aus der Region ist hoch im Kurs, wird vielfach auch im Lebensmitteleinzelhandel besonders ausgewiesen und gekennzeichnet. Rund acht von zehn Befragten greifen regelmäßig zu saisonalen Produkten. Kurze Transportwege, Frische der Produkte und die Tradition, die mit Herkunftsangaben verknüpft ist, ließen sich für diese Einstellungen als Gründe nennen, so Unterhuber. Wie bei Lebensmitteln aus der Region sind auch saisonale Gerichte bei den Städtern etwas weniger beliebt, die Bewohner kleiner Gemeinden favorisieren am stärksten regionale und saisonale Lebensmittel.
Die “bodenständige Hausmannskost” ging im Vergleichszeitraum zu 2010 um fünf Prozentpunkte zurück. Sie folgt unter den Top-Favoriten der Österreicher nach regionalen und saisonalen Gerichten auf Platz drei. Sie findet den höchsten Anklang bei der Generation ab 60 Jahren.
Auch wenn man immer wieder vom Trend zur vegetarischen oder veganen Ernährung hört, so bleiben vegane, vegetarische, lactose- oder glutenfreie Produkte bisher eher in einem Nischendasein in Österreich – die Kost ohne tierische Produkte nimmt aber insgesamt gesehen zu. Sieben Prozent der Befragten gaben beispielsweise an, dass bei ihnen häufig vegane Gerichte auf den Teller kommen.
Fleisch und Milch gehören dazu
Für den überwiegenden Teil der Befragten gehören aber Fleisch und Milchprodukte nach wie vor zum fixen Bestandteil einer Mahlzeit. Mehr als sechs von zehn Befragten essen täglich tierische Produkte. 90 Prozent der Österreicher essen zumindest einmal in der Woche Fleisch oder Milchprodukte.
Zum Essverhalten der Österreicher: Genuss in der Arbeitswoche
Die Österreicherinnen und Österreicher sind immer weniger dazu bereit, während der Woche ihr Ernährungsverhalten hinter die höheren Ansprüche des Wochenendes zu stellen: Zwar essen immer mehr Menschen an den Arbeitstagen alleine, aber genießen dafür umso mehr bzw. machen weniger Abstriche bei der Zeit zum Essen und der gesunden Zusammensetzung ihrer Mahlzeit. “Der Trend zeigt in Richtung einer bewussteren Ernährung, für die man sich auch in der Arbeitswoche Zeit nimmt und die Lebensmittel mit Bedacht auswählt”, so Paul Unterhuber von GfK Austria. Die Generation zwischen 30 und 44 Jahren ist am ehesten bereit bzw. gezwungen, Abstriche zu machen: Diese Personen essen tendenziell weniger und unter höherem Zeitdruck als an den Wochenenden, die unter 30-Jährigen haben nach eigenen Angaben die unregelmäßigsten Essenszeiten.
Eva Zitz