Fast jeder zweite Landwirt leidet bei der Arbeit irgendwann einmal unter Rückenschmerzen, sogar Jüngere sind davon betroffen. Trotz körperlicher Arbeit beim Heben und Bewegen von Lasten sind Rückenprobleme kein Schicksalsschlag. Falsch ausgeführte Bewegungsabläufe, und das über Jahre hinweg, können zu Schmerzen oder Erkrankungen führen. Ist der Schmerz erst mal da, dauert die Heilung viel länger. Hinzu kommen noch die Fehlzeiten aufgrund der Krankmeldung. Der Landwirt sollte auch seine Saisonkräfte auf dieses Thema ansprechen.
Heben nur mit gestreckter Wirbelsäule
Beim Heben muss man so dicht wie möglich an den Gegenstand herantreten. Dann geht man mit gestreckter Wirbelsäule in die Hocke. Man nimmt den Gegenstand und zieht ihn an den Körper heran. So geht man dann samt Last mit gestreckter Wirbelsäule zurück in den Stand. Dabei muss der Rücken gerade gehalten sein. So geht die Belastung nicht nur in den Rücken, sondern verteilt sich auf Knie- und Hüftgelenke. Beim Hochkommen vom Boden hält man die Last möglichst nahe am Körper. Keinesfalls darf man sich während des Hochhebens drehen. Erst am Ende des Hebens soll man sich drehen, nicht währenddessen. Statt die Luft beim Heben anzuhalten, sollte beim Anheben ausgeatmet werden – so wie es ein Gewichtheber tut. Bei zwei Personen erfolgt das Anheben von Lasten gleichzeitig, auf die Sekunde genau.
Ehrgeiz führt dazu, dass man sich überschätzt und eine Last alleine hebt, statt einen Helfer herbeizuholen. Die Transportkapazität liegt bei Männern bei etwa 45 Kilogramm, sofern eine Last nicht die Treppe hochgetragen werden muss. Wer also einen Mitarbeiter um Mithilfe beim Transport bittet, ist nicht ein “Weichei”, sondern handelt überlegt. Es bringt nichts, wenn man eine Hauruck-Nummer abzieht und anschließend Schmerzen hat. Während der täglichen Arbeit hat der Landwirt natürlich keine Zeit, über diese Dinge lange nachzudenken. Er konzentriert sich auf die Arbeit und möchte auch nicht wegen “jeder Kleinigkeit” jemanden um Hilfe bitten.
Rückenprobleme beginnen schon beim Schuhwerk
Wer Rückenproblemen vorbeugen möchte, der sollte seine Arbeitswege auf Stolperfallen kontrollieren. Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil man während des Transports einfach stolpert. Auch das Ausrutschen im Außenbereich ist häufig eine versteckte Gefahr, die immer wieder unterschätzt oder verdrängt wird. Schließlich zählen im weiteren Sinn auch Arbeitsschuhe zum Rücken-Management. Die richtigen Schuhe geben Sicherheit und beugen der Ermüdung der Füße vor. Durch ihre griffige Sohle schonen Arbeitsschuhe auch die Kniegelenke. Übernehmen Sie die Verantwortung dafür, dass Gefahrenquellen für den Rücken auf Ihrem Betrieb keinen Platz haben.
Heben und Tragen, ohne zu leiden
Tipps, die Ihre Bandscheiben schonen
• Beim Anheben von Gegenständen den Körper möglichst nahe und frontal zur Last heranstellen. Die Füße sind mindestens hüftbreit und mit der ganzen Fußsohle aufgesetzt (stabile Ausgangsposition), die Wirbelsäule ist so in ihrer physiologisch richtigen Form.
• Die Beine bis maximal 90 Grad beugen (tiefere Kniebeugen mit zusätzlicher Belastung stellen ein Risiko für Knorpelabnutzung dar).
• Den Oberkörper gerade halten, durch Kippen des Beckens im Hüftgelenk nach vorne neigen.
• Die Hände umfassen die Last und “drücken” sie an den Oberkörper.
• Prüfen Sie zuerst, ob die Last überhaupt gehoben werden kann. Sperrige und sehr schwere Gegenstände hebt man besser zu zweit. Bei längeren Strecken legt man die Last auf die Schulter.
• Gedanklich auf den Hebevorgang einstellen (damit bringen Sie Ihre Muskulatur in einen Vorstartzustand; genauso macht das ein 100-m-Sprinter vor dem Start).
• Anspannen der Rumpfmuskulatur (dadurch wird die Wirbelsäule stabilisiert und durch die sogenannte “Bauchpresse” werden die Bandscheiben entlastet).
• Last gleichmäßig durch Strecken im Hüft-, Knie- und Sprunggelenk anheben.
• Atem nicht anhalten (Pressatmung). Unterstützen Sie den Hebevorgang durch bewusstes Ausatmen und atmen Sie danach gleichmäßig weiter.
• Beim Schieben das eigene Körpergewicht einsetzen.