Der Zuckerkonzern Agrana gab Anfang der Woche bekannt, den Betrieb von zwei Zuckerraffinerien in Österreich ab Herbst 2021 nur noch dann gewährleisten zu wollen, wenn die Landwirte im Gegenzug bis November Verträge über mindestens 38.000 ha Rübenanbaufläche abschließen. Andernfalls soll das Werk Leopoldsdorf nach der kommenden Rübenkampagne 2020/21 stillgelegt werden. Heuer wurden auf nur 26.000 ha Zuckerrüben angebaut. Die Gründe für die sinkende Produktion sind eindeutig: Nach dem Fall der Produktionsquoten in der EU bauten große Erzeugerländer ihre Produktion aus, das ließ die Zuckerpreise und damit die Rübenpreise fallen. Zusätzlich vernichtet der Rübenderbrüssler ganz Ernten. Das Verbot von Pflanzenschutzmitteln mit einem Wirkstoff aus der Gruppe der Neonicotinoide erschwerte die Produktionsbedingungen seit 2018 noch weiter.
Strasser: „Das dürfen wir nicht zulassen“
Der Bauernbund und die Rübenbauern wollen nun um den Erhalt der Fabrik kämpfen. Bauernbund-Präsident Georg Strasser erklärte: „Die Zuckerrübe ist ein wichtiger Bestandteil in der Fruchtfolge, Böden profitieren vom Anbau dieser Kultur. Zudem ist sie ein wichtiger Einkommensfaktor im Ackerbau. Wir müssen alles tun, um diese wertvolle Pflanze und somit die gesamte Zuckerproduktion in Österreich zu erhalten. Zuckerimporte aus Südamerika sind keinesfalls die Lösung, denn für solchen Zucker muss hektarweise Regenwald gerodet werden. Wenn wir unsere eigene Zuckerfabrik schließen, fördern wir den Zuckerimport. Das dürfen wir nicht zulassen.“
Auch Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger appellierte an die Politik, einen letzten Anlauf zur Rettung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf zu starten. Karpfinger: „Die Tür ist noch nicht ganz geschlossen. Es müssten nun von den Rübenbauern ausreichend Rübenflächen für 2021 kontrahiert werden. Dazu benötigen wir aber unbedingt begleitende Maßnahmen von der Politik. Wir brauchen eine verbindliche Zusage für verlässliche Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz sowie finanzielle Unterstützung im Kampf gegen den Rüsselkäfer. Ähnliches wurde beispielsweise für Frankreichs Rübenbauern vor wenigen Wochen angekündigt, die ebenfalls mit Schädlingen massiv zu kämpfen haben. Dort wurde erkannt, dass die Eigenversorgung wichtig ist und keinesfalls leichtfertig aufgegeben werden darf.“
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger will an einem runden Tisch mit Bauern und Interessenvertretern am kommenden Donnerstag über die Situation beraten. Dabei soll eine Lösung für den Erhalt der Zuckerfabrik gefunden werden. Eine Möglichkeit wären etwa Flächenförderungsmodelle. Für die 150 Voll- und 100 Kampagnenarbeitskräfte der Fabrik gibt es einen vorbereiteten Sozialplan.
- Bildquellen -
- Ruebenanbau1: Agrarfoto.com