Bauern stehlen Panzer: Simpel gestrickt

Der seit Ende Februar von Russland gegen die Ukraine geführte Krieg brachte neben enormer Zerstörung und viel Leid über das überfallene Land anderswo auch manch seltsame Blüten hervor. Etwa in der Welt der agrarischen Computerspiele.

Zur Erinnerung: Bereits wenige Stunden nach dem letztlich erfolglosen Vormarsch russischer Truppen auf Kiew verbreiteten sich via soziale Medien Berichte, Bilder und kurze Videoclips über den Invasoren entwendete Panzer: Mehrfach hätten beherzte Ukrainer den Russen ihr Kriegsgerät entführt. Mehrere Bauern wurden dafür als Helden gefeiert, weil sie mit Traktoren russische Kampffahrzeuge hinter sich hergeschleppt hätten, rund um die Hauptstadt wie auch im umkämpften Donbass. 

Ob es sich dabei wirklich um heldenhaften Widerstand oder möglicherweise um Aufnahmen aus friedlicheren Vorkriegszeiten und damit Propaganda gehandelt hat, konnte in den meisten Fällen nicht geklärt werden. Dass sich viele Ukrainer in Dörfern mutig rollenden Panzern entgegengestellt haben, ist dagegen unbestritten. Nicht wenige haben dafür mit ihrem Leben bezahlt. Im übrigen Europa und in Amerika erwiesen sich die Nachrichten über die Panzer-Diebe prompt als so populär, dass sich davon inspirierte Software-Programmierer beinahe über Nacht an die Entwicklung eines mehr als fragwürdigen Computerspiels gemacht haben. Zwei Wochen nach Kriegsausbruch ging „Farmers Stealing Tanks“ online. „Bauern stehlen Panzer“ mit einer sehr simplen Spielefunktion wird untermalt von nervigem Folklore-Gefiedel, Kampfhubschrauber-Rotorenlärm und krachenden Bomben. Man müsse nur via Cursor „wie ein Bauer seinen Traktoren steuern“ und dabei so viele feindliche Panzer wie möglich stehlen, denen der Treibstoff ausgegangen ist, so die Spielanleitung. Kein Klischee wird dabei ausgelassen: Alkohol (Nemiroff-Wodka, eine der beliebtester Marken im Land) findet sich immer wieder am Weg, das Trinken verdoppelt kurz die Geschwindigkeit des Traktoristen. Jeder Spieler hat drei Versuche. Mit dem Sieg winkt die Auszeichnung „Ruhm der Ukraine“. Das Browsergame kann gratis gespielt werden, es gibt auch einen eigenen Aufruf, via Hilfsorganisationen für die Ukraine zu spenden. 

Farming Simulator liegt vor Battlefield
Das offensichtliche Ziel der Spiele-Entwickler ist klar: Neben Baller- und Kriegsspielen gehören auch PC-Spiele mit Traktoren zu den meistgefragten der Branche. So soll der „Farming Simulator 22“ laut Angaben seines Schweizer Herstellers Giants Software „das meistverkaufte Spiel der Welt“ sein. Das Game habe sogar mehr aktive Spielerinnen und Spieler als der Shooter-Gigant „Battlefield“. Das würden die Spielerzahlen auf der Game-Plattform Steam beweisen. Seit vielen Jahren begeistere der „Landwirtschafts-Simulator“ Fans rund um den Globus, heißt es bei Giants Software. Beide Games hätten bereits mehr als 100.000 gleichzeitige Online-Spielerinnen und -Spieler geschafft, das Traktorspiel sogar etwas mehr als Battlefield. Und weil auch hierzulande von vielen mit Sehnsucht erwartet: Der „Farming Simulator 23“ kommt Ende November auf PC, Playstation und Xbox digital und in den Handel.

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AUTORBernhard Weber
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