Herr Bauernbunddirektor, welche Schwerpunkte setzt der Bauernbund im neuen Jahr?

RAGGL: Unser großer Schwerpunkt wird das Thema Versorgungssicherheit sein. In den Krisen, mit denen wir in letzter Zeit konfrontiert waren, haben unsere Bauern stets für Versorgungssicherheit gesorgt. Wir alle haben in den letzten Jahren gemerkt, wie zerbrechlich Lieferketten aus dem Ausland sind. Dabei rede ich gar nicht von der Pandemie oder vom Krieg in der Ukraine, sondern erinnere daran, dass es heutzutage ausreicht, dass ein Frachtschiff für mehrere Tage hängen bleibt und schon lösen sich vermeintlich verlässliche Lieferketten in Luft auf. Deswegen wollen wir dieses Jahr verstärkt dazu nutzen, Bewusstseinsbildung für den Stellenwert der produzierenden heimischen Landwirtschaft zu betreiben und gleichzeitig alle politischen Hebel in Bewegung setzen, dass unsere heimische Berglandwirtschaft nachhaltig gestärkt und abgesichert wird. Damit uns das gelingt, braucht es weiterhin einen starken Bauernbund auf allen Ebenen: Deswegen werden wir weiterhin unser Mitgliederservice ausbauen und unsere Funktionäre bis hin zur Ortsebene umfangreich informieren und Mitglieder servicieren. Die Vorteile einer Mitgliedschaft beim Tiroler Bauernbund wollen wir stärken und weiter ausbauen.

Im vergangenen Jahr konnten wir einige Hilfestellungen für die bäuerlichen Betriebe erzielen: Von der Umsetzung der GAP mit 1,8 Milliarden Euro pro Jahr für die Landwirtschaft und die Entwicklung des ländlichen Raumes über das Versorgungssicherheitspaket mit 110 Millionen Euro und zusätzlichen neun Millionen Euro für die heimische Obst- und Gemüseversorgung bis hin zur Pensionserhöhung für Altbauern von bis zu 10,2 Prozent. Speziell in Tirol wurden 2022 Förderungen für Tierwohl (rund 3,2 Mio. Euro), Almwirtschaft (über 2,5 Mio. Euro), Direktvermarktung (rund 2,3 Mio. Euro), Hofinvestitionen, bodennahe Gülleausbringung, Rindermonitoring und vieles mehr aufgebracht.

Kommende Woche hält der Tiroler Bauernbund seine Klausur ab. Welche Themen werden besprochen?

RAGGL: Bereits in den ersten Monaten des angebrochenen Jahres stehen wichtige Entscheidungen auf Landes- und Bundesebene auf dem Plan. Während unser Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler gemeinsam mit den Abgeordneten zum Tiroler Landtag Landesinitiativen und Novellen präsentieren wird, so sind es unsere Abgeordneten im Nationalrat, die von den Entwicklungen auf Bundesebene berichten. Das reicht vom Abschuss des Wolfes bis hin zum Ausbau der PV-Anlagen und dem Schutz von Grund und Boden 

Thema Wolf: Was will der Bauernbund 2023 erreichen?

RAGGL: Unsere Forderung bleibt gleich: Es braucht eine praktikable Entnahmemöglichkeit bei Großraubtieren. Die geplante Jagdnovelle soll hier greifen und soll schon im Februar-Landtag besprochen werden. Noch vor Beginn der Almsaison muss es eine angemessene Lösung geben. Gemeinsam mit unserem Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig werden wir den Druck in Richtung Brüssel zur Senkung des Schutzstatus für den Wolf noch weiter erhöhen – dafür möchten wir auch Allianzen mit unseren Nachbarländern eingehen. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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AUTORRed. HP
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