Bauern als Energiewirte: Wenn man sie denn auch lässt

Die Energieerzeugung hat in der Land- und Forstwirtschaft eine lange Tradition. Angesichts des Russland-Ukraine-Krieges gewinnen Erneubare Energieträger wie Photovoltaik und Biomasse wieder an Bedeutung. Hier ist die Politik aber stark gefordert.

Angesichts der aktuellen energiepolitischen Situation gilt es vernünftige Lösungen insbesondere im Bereich Photovoltaikanlagen auf Freiflächen zu finden.

Früher hatte die Energieerzeugung in der Land- und Forstwirtschaft eine große Bedeutung, ehe sie durch die industrielle Nutzung (billiger) fossiler Energieträger verdrängt wurde. Man hat sich in eine zu starke Abhängigkeit fossiler Energielieferanten begeben und jetzt zahlt man im wahrsten des Wortes, den (sehr hohen) Preis dafür. „Wir müssen die Auslandsabhängigkeit verringern und auf heimische erneuerbare Energieträger setzen“, fordert daher Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Durch Biomasse-Nahwärme, Holzverstromung, Scheitholz für den Kamin sowie den Ausbau der Photovoltaik könnten die Bäuerinnen und Bauern einen wesentlichen Beitrag dazu leisten – wenn man sie denn lässt.

Biomasse bald nicht mehr erneuerbar und nachhaltig?

So gibt es in Oberösterreichs Gemeinden bereits mehr als 300 bäuerliche Biomasse-Nahwärmeanlagen. Tausende Landwirte liefern mehr als eine Million Schüttraummeter Hackschnitzel. Waldenberger sieht in diesem Bereich noch großes Potential: „Wir haben große Reserven in unseren Wäldern. Alleine aus der Durchforstung wären weitere 750.000 Schütt­raummeter Hackschnitzel pro Jahr verfügbar.“ Er appelliert daher an die Waldbesitzer, weitere Projekte in den Gemeinden umzusetzen. Diese sollen auch von den Bäuerinnen und Bauern selbst betrieben werden, um dementsprechende Wertschöpfung lukrieren zu können. 

Laut dem Obmann des OÖ. Biomassverbandes Gerhard Uttenthaller befinden sich derzeit bereits viele neue Nahwärmeanlagen in Planung. 

Aus Holz kann aber nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugt werden. Im Land ob der Enns sind an 15 Standorten Holzgasanlagen in Betrieb: von der Kleinanlage zur Deckung des betriebsinternen Energiebedarfs bis zu mittelgroßen Anlagen, die zur Grundlastversorgung des Fernwärmenetzes in Biomasseheizwerken installiert wurden. Etwa 55.000 Schüttraummeter Hackgut werden in diesen Anlagen verbraucht. Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sieht pro Jahr zudem den Neubau von mindestens 30 MWel für Biomasse KWK-Anlagen vor. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Einspeisetarife nach oben gedeckelt sind und eine Wertsicherung – beispielsweise abhängig vom Rohstoffpreis – nicht vorgesehen ist. „Gerade in Zeiten mit schwer abschätzbaren Preisentwicklungen birgt eine längerfristige Fixierung des Einspeisetarifes Risiken“, fordert Uttenthaller hier eine Anpassung.

„Brennholz ist das neue Klopapier“, sagte kürzlich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Die massiv gestiegene Nachfrage sei nicht absehbar gewesen. Bauern, die Brennholz produzieren, werken schon seit dem Frühjahr auf Hochtouren, um die Nachfrage möglichst bald wieder komplett decken zu können. „Berichte, wonach Brennholz absichtlich zurückgehalten wird, um den Preis weiter in die Höhe zu treiben, entsprechen nicht den Tatsachen. Die Konsumenten haben durch die Hamsterkäufe den Preis selber nach oben getrieben“, erklärt Josef Wimmer, Obmann des Vereins Ofenholz.

Geht es nach den Vorschlägen des EU-Parlaments, so soll die Holznutzung künftig ohnehin erschwert bzw. sogar verhindert werden, denn Biomasse soll künftig reduziert und nicht mehr als nachhaltig bzw. erneuerbar gelten. „Das ist absolut unverständlich. Da kann man wirklich nur noch den Kopf schütteln. Leider wissen wir noch nicht welche Interessen hier dahinter stecken, aber wir werden jedenfalls massiv dagegen auftreten“, betonte Waldenberger Anfang dieser Woche.

Quelle: Foto: Biomasseverband
In zwei von drei Gemeinden Oberösterreichs besteht bereits eine Nahwärmeanlage.

Agri-Photovoltaik erfordert „hohe Sensibilität“

Großes Potential sieht die Landwirtschaftskammer beim Thema Photovoltaik. Vor allem auf Flächen mit weniger hoher Bonität sollen sowohl Futter- und Lebensmittel als auch Strom produziert werden (Agri-PV). Bei Freiflächenanlagen auf Wiesen können zwischen und unter den Modulen zum Beispiel Schafe oder Hühner gehalten werden. Der Flächenertrag beim Grünland liege hier immer noch bei bis zu 70 Prozent. Es gelte für Oberösterreich aber erst herauszufinden, wo welche Systeme am besten geeignet sind und auch von der Gesellschaft akzeptiert werden. „Mit dem Thema Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen bewegen wir uns in einem Spannungsfeld aus allfällig möglichen neuen Flächenerträgen für Photovoltaik-Anlagen und der Erhaltung der ertragreichen Acker- und Grünlandflächen für die Urproduktion“, so Waldenberger, der beim PV-Ausbau eine klare Prioritätensetzung fordert: Dächer vor belasteten Flächen wie Parkplätzen und Deponien und Freiflächen, letztere „mit hoher Sensibilität.“

- Bildquellen -

  • : Foto: Biomasseverband
  • : Foto: LKOÖ
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