Auf Österreichs führender Landtechnikmesse gab die Branche vergangene Woche ein kräftiges Lebenszeichen. 56.274  Besucher ließen sich die Schau nicht
entgehen  – man liegt damit auf dem hohen Niveau der letzten Ausgabe.

Sechs Jahr ist es coronabedingt her, dass die letzte Austro Agrar stattfand. Damals noch mit dem Bereich Obst-/Weinbau- und Kellertechnik, der inzwischen schon zweimal unter dem Namen „Austro Vin Tulln“ als ausgegliederte Messe erfolgreich über die Bühne ging. Für die Austro Agrar Tulln haben sich die Veranstalter stattdessen auf die „Kernbereiche“ der Landwirtschaft konzentriert. Profitiert hat davon u. a. die Stalltechnik, die heuer so groß wie noch nie in einer eigenen Halle vertreten war.

„Die Austro Agrar Tulln war ein überwältigender Erfolg: Die Besucherfrequenz erreichte die Rekordwerte der letzten Messen, die Stimmung war ausgesprochen positiv und das Interesse an weiteren Investitionen war messbar hoch. Besonders gelobt wurden das Konzept, die Qualität und die Innovationskraft der Messe. Die Aussteller waren dementsprechend vollauf zufrieden und können den Optimismus aus vier erfolgreichen Messetagen in Tulln mitnehmen – ein starkes Zeichen für die Landtechnik“, zieht  Wolfgang Strasser, Geschäftsführer Messe Tulln Resümee.

Auffällig war die hohe Dichte an smarten Lösungen, die von vielen der mehr als 320 Hersteller und Generalimporteure  auf mehr als 50.0000 m² vier Tage in Tulln gezeigt wurde.  „Es ist ein Quantensprung erfolgt. Vor sechs Jahren waren größer, stärker, und schneller die entscheidenden Themen, über Digitalisierung hat man nur vorsichtig herumgeredet“, drückte es Rudolf Dietrich, Obmann vom Club Landtechnik bei der Messeeröffnung aus. „Jetzt, wenn man durch die Hallen und Stände geht, sieht man, dass Digitalisierung voll angekommen ist, vor allem, weil ein Nutzen daraus gezogen werden kann“.    

Gerade in Zusammenhang mit modernen Sensorsystemen bietet die Künstliche Intelligenz zahlreiche Vorteile. Etwa bei der Hacktechnik oder beim Pflanzenschutz, wo mit ihrer Hilfe zwischen Nutzpflanzen und Unkraut unterschieden werden kann. „Die Landwirtschaft ist bei der KI extrem weit vorn, das ist auch die Chance für die Zukunft“, so LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, der die Austro Agrar Tulln offiziell eröffnete.

AgrarTec vergeben

Quelle: BZ/Stockinger
Die Sieger des Landtechnikpreises AgrarTec in Gold, Silber und Grün mit Gratulanten aus Politik, Wirtschaft und Interessenvertretung

Einen Wegweiser zu den besten Innovationen in den 15 Hallen bot der AgrarTec. Eine hochkarätige Jury, in der auch die BauernZeitung vertreten war, hatte schon im Vorfeld der Schau die besten Innovationen bestimmt. Auf der Messe wurden dann die Preise übergeben an:

• Kategorie Ackerbau – Gold: SmartFirmer von Precision Planting (Aussteller: AckerTech)
• Silber: FertiSpot von Amazone

• Grünland – Gold: Novacat F 3100 Opticurve von Pöttinger
• Silber: OptiGrass Ladewagen von Krone

• Innentechnik – Gold: Body AI Score von Schauer Agrotronic
• Silber: Cleaning Waterbowl von Bräuer

• Digitalisierung/Smart Farming – Gold: ARA von Ecorobotix (Aussteller: LTC)
• Silber: SpotSprayING von Farm-ING Smart Farm Equipment

• Forst- und Holzwirtschaft – Gold: Woodcracker C300 von Westtech Maschinenbau
• Silber: Zaunbaumaschine ZBM 24 von Reil & Eichinger

• Sonderkategorie „Klimafit in die saubere Zukunft“ Fendt e100, eingereicht von ACA.

Auch wenn die Situation in der Landwirtschaft und der Landtechnikbranche schon einmal rosiger war und die Investitionen „etwas verhaltener geworden sind“, wie es Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich ausdrückte, war die Stimmung in Tulln durchaus mit Optimismus durchsetzt. Eine wesentliche Voraussetzung für eine gute Zukunft.

Die besten Videos und Bilder von der Messe
Mehr zu den ausgezeichneten Innovationen

Angewandte Forschung

Gleich einige interessante Anwendungen und Forschungsprojekte stellte Josephinum Research (JR) Wieselburg vor. Hier ein Blick auf „TerraZo“ und „SADAA“.

Quelle: BZ/Stockinger
GF H. Prankl und A. Tauböck von JR erklärten TerraZo

Mit TerraZo soll der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Österreich ein möglichst einfacher und kostenloser Zugang zu modernen landwirtschaftlichen Daten und zielgerichteter Bewirtschaftung geboten werden. Auf der Grundlage von Sentinel-2-Satellitendaten und Feldversuchen werden Vegetationsindizes berechnet und anhand von Modellen Düngeempfehlungen für jede Getreideteilfläche erstellt. Die erstellten Applikationskarten können in kompatible Traktor-Terminals importiert werden. Alternativ ist es auch möglich, Smartphones oder Tablets für die teilflächenspezifische Düngerausbringung (N) zu nutzen. Seit Oktober gibt es nun ein verbessertes App-Design und eine neue Applikationskarten-Tabelle.
terrazo.at

Quelle: BZ/Stockinger
G. Linsberger, JR, mit Roboter Dionysos und Projekt SADAA

Das vom Land NÖ im Rahmen der FTI-Strategie geförderte Projekt SADAA wird in Kooperation zwischen Josephinum Research und der FH Wiener Neustadt durchgeführt. Gemeinsam mit der Firma Waldland sollen Lösungen zur Steigerung der Betriebssicherheit automatisierter Agrarsysteme entwickelt werden, indem Verstopfungen, Werkzeugschäden und andere Probleme mit KI und Sensoren (Kameras, Mikrofone, Stromsensoren) rechtzeitig erkannt werden. Derzeit kommen zwei innovative Systeme zum Einsatz: Der Farmdroid FD 20 sowie der Roboter Dionysos, eine Eigenentwicklung von Josephinum Research, der in Ginkgo-Reihenbeständen eingesetzt wird.

Weltpremiere eines neuen Pflugs

Quelle: BZ/Stockinger
Hannes Meyer von Amazone mit dem Teres 200 V.

Auf der Austro Agrar stellte Amazone der Öffentlichkeit erstmals den Anbau-Volldrehpflug Teres 200 vor. Damit erweitert der deutsche Hersteller sein Segment nach unten, der neue Pflug ist für Traktoren bis zu einer Leistung von 200 PS gedacht und entsprechend leichter konstruiert als sein großer Bruder Teres 300.  Beim Teres 200 V erfolgt die Überlastsicherung über Scherbolzen, beim Teres 200 VS hydraulisch. Beide Varianten sind jeweils mit vier oder fünf Scharen erhältlich und sind serienmäßig mit einer stufenlosen hydraulischen Arbeitsbreitenverstellung (30 bis 50 cm oder 33 bis 55 cm) ausgestattet. Einen Vorteil im Bereich Komfort und Präzision bietet die automatische Vorderfurchenanpassung AutoAdapt. SmartTurn soll über den verbauten Rahmenschwenkzylinder einen verschleißarmen Drehvorgang in kürzester Zeit ohne Veränderung der Arbeitsbreite ermöglichen.

Mit zunehmenden Bearbeitungsgeschwindigkeiten verlagert sich der Hauptverschleißpunkt weiter zur Mitte des Pflugkörpers, dessen Austausch wesentlicher teurer ist als der des Streichblech-Vorderteils. Amazone setzt deshalb den SpeedBlade-Pflugkörper mit patentiertem extra großen Streichblech-Vorderteil ein. Die Scharspitze überdeckt das Scharblatt, sodass die Fügestelle geschützt in der Scharspitze liegt. „Dank dieser cleveren Verbindung verfangen sich keine Pflanzenreste oder Ballenschnüre. Außerdem verhindert der offene Körperrumpf aufgrund seiner Form das Anhaften von Erde unter dem Rumpf. Die maximale Leichtzügigkeit des Pflugkörpers bleibt damit erhalten “, erklärt man bei Amazone.

Auf dem Feld pelletieren

Quelle: BZ/Stockinger
Mobile Pelletiermaschine

Bis zu acht Tonnen Biomasse soll Schaider Pelletec D 8.0 zu Pellets direkt am Feld bearbeiten können. Die Maschine lässt sich laut Firmenangaben auf einem LKW mit Wechselbrückenanbau, einen „Trolley“ hinter einer Zugmaschine mit mindestens 200 PS oder als stationäre Anlage betreiben. Die Erntemaschine solo wird in der Basisversion für rund eine Million Euro angeboten.

 

 

 

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AUTORMichael Stockinger
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