
Für die neue Saison die richtigen Schlüsse aus dem Vorjahr ziehen – unter diesem Motto hat Bio-Austria-Kartoffelbauberater Franz Haslinger einen Ausblick zum Speisekartoffelbau im Jahr 2025 gezogen, der bei Praktikern großes Interesse fand. Der organisatorische Rahmen dafür war der Bio-Austria-Kartoffeltag, der am 17. Dezember 2024 in St. Pölten abgehalten wurde.
Spritzbelag soll vor der Infektion am Blatt sein
Charakteristisch für die Kartoffelsaison 2024 waren gute Legebedingungen mit passend erwärmten Böden. Allerdings waren Mai und Juni überwiegend feucht-warm, was gleich zu Beginn den Phytophthora-Druck verstärkte („Primärbefall“) und regional zu starken Schäden geführt hat. Laut Haslinger muss es das oberste Ziel sein, dass der Pilz zu Saisonbeginn möglichst lange „keinen Fuß in den Bestand kriegt“. Auch wenn die Witterung nicht beeinflussbar sei, kann der Praktiker eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um den Infektionsdruck gering zu halten. Dazu zählen zunächst Lage und Bodenvorbereitung. Nässe im Boden begünstigt den Krautfäulepilz. Staulagen, Waldränder und undurchlässige Böden sind für den Kartoffelanbau weniger geeignet. Schmierhorizonte aufgrund fehlerhafter Bodenbearbeitung bei zu feuchten Bedingungen sind ebenfalls phytophthorafördernd, zudem behindern sie auch die Entwicklung eines leistungsfähigen Wurzelsystems.
Ein weiterer Punkt ist die Wahl des Pflanzguts. Die Züchtung stellt bereits Speisesorten mit Feldresistenz und auch mit Vollresistenz zur Verfügung. Allerdings gilt auch für diese Sorten die Empfehlung, den Pflanzenschutz ohne Abstriche durchzuführen, um einen Resistenzbruch zu vermeiden. Allenfalls die Aufwandmenge kann man bei vollresistenten Sorten reduzieren – im Biolandbau wird je nach Infektionsdruck eine Aufwandmenge von 250 über 375 bis 500 g/ha Reinkupfer empfohlen. Bei vollresistenten Sorten reicht die geringere Menge. Ganz wichtig ist es, zum richtigen Zeitpunkt mit der Krautfäule-Spritzung zu beginnen. Laut Haslinger gilt hier der Appell: „Früh, früh, früh!“ Das Kupfer muss am Blatt sein, bevor es zu einer Infektion kommt, so der Berater. Der Zeitpunkt der ersten Spritzung sollte mindestens zwei Wochen vor dem sichtbaren Erstbefall liegen. Im Bio-Anbau ist ab etwa 25 cm Staudenhöhe erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Hilfreich zur Terminisierung von Spritzstart und Folgespritzungen ist der LK-Warndienst (warndienst.at). Ergänzend zu eigenen Beobachtungen liefert der Warndienst unter Berücksichtigung von Standort, Sorte und Auflaufdatum Terminhinweise.
Fahrgassen erleichtern den Pflanzenschutz
Für die Folgespritzungen lautet die Vorgabe, dass der Spritzbelag ohne Unterbrechung intakt bleiben muss. Im Bio-Anbau bedeutet dies einen Spritzabstand zwischen etwa vier und zehn Tagen. Ab etwa 25 mm Landregen ist der Cu- Belag einer vorangegangenen Spritzung abgewaschen und muss vor dem nächsten Regen erneuert sein. Auch der Krautzuwachs erfordert erneuten Schutz.
Da Witterung und Wachstum keine Rücksicht auf die Befahrbarkeit der Bestände nehmen, empfiehlt Haslinger die Anlage von Fahrgassen. Damit lassen sich breitere Reifen bzw. leistungsstärkere Traktoren einsetzen, die nicht so tief in den Boden einsinken. Man kann etwa einen halben Tag früher in den Bestand fahren. Dem Ertragsverlust durch die fehlenden Reihen sind eingespartes Pflanzgut und Mehrerträge der Randreihen gegenzurechnen. Weil die tiefen Spurrillen wegfallen, ist die Rodearbeit erleichtert und die qualitativ oft beeinträchtigten Randreihen werden vermieden. Ab einer Systembreite von 21 Metern ist die Anlage von Fahrgassen wirtschaftlich, so Haslinger. Zur Regulation des Kartoffelkäfers sind in der kommenden Saison die Wirkstoffe Spinosad (Spintor), Azadirachtin (Neem- Azal, Aza) sowie Pyrethrine (Spruzit, Raptol HP) zugelassen. Für das Bacillus-thuringiensis- Präparat Novodor wird eine Notfallzulassung angestrebt. In der Praxis am bedeutendsten sind Spinosad und Azadirachtin. Spintor-Anwendungen sind nach Abschluss der Spritzungen an Bio Austria zu melden.
Qualitätserhalt mit mechanischer Kühlung
Die sehr frühe Ernte unter teils sehr warmen Bedingungen hat die Kartoffelbauern vor das Problem der zum Qualitätserhalt erforderlichen Kühlung der Ware gestellt. Da Anfang September die Nachttemperaturen immer noch deutlich über 20 °C lagen, war es nicht möglich, die mit bis zu 28 °C geernteten Knollen in den Sollbereich von 15 bis 20 °C zu bringen. Die Folgen sind Qualitätsverluste und eine rasche Alterung der Knollen. Auch mit späterem Roden lässt sich das Problem nicht lösen, da Schäden durch Drahtwurm, Rhizoctonia und Schorf drohen. Haslingers Fazit: Vor allem in den sommerwarmen Kartoffelregionen im Osten Österreichs ist eine mechanische Kühlung zum Erhalt der Qualität wichtig.
Strategien gegen den Drahtwurm
Drahtwürmer einsammeln und bestimmen lassen. Denn nur bei Kenntnis der auf dem jeweiligen Acker vorkommenden Art bzw. Arten lassen sich gezielte Gegenmaßnahmen ableiten. Vor allem geht es um die Bodenbearbeitung zum Zeitpunkt der Eiablage des Schnellkäfers. Je nach Art ist dies zwischen Ende April und Mitte August der Fall. Eine Bodenbearbeitung zu diesem Zeitpunkt verhindert die Ablage bzw. die Entwicklung der Eigelege. Am einfachsten ist dies beim Stoppelsturz möglich. Bei Arten mit früherem Ablagetermin kann ein möglichst dichter Pflanzenbestand die Eiablage erschweren bzw. verhindern. Um die jeweils vorkommende Art zu bestimmen, läuft noch bis Anfang 2026 das Projekt Drahtwurm-Control. Kartoffelbauern sind aufgerufen, Drahtwürmer zu sammeln und die Art bestimmen zu lassen. Daraus lassen sich in der Folge gezielte Bekämpfungsmaßnahmen ableiten. Im Rahmen des Projektes wird auch die Abholung bzw. der Versand der gesammelten Drahtwürmer organisiert.
Hier geht es zum Projekt Drahtwurm-Control
- Bildquellen -
- Fahrgassen in Kartoffeln: FRANZ HASLINGER/BIO AUSTRIA