Auf Almen will keiner den Wolf

Im Vorjahr ließ das Kuh-Urteil die Wogen unter den Almbauern ordentlich hochgehen, heuer ist es der vermehrte Auftritt des Wolfes.

Unter den steirischen Almbauern ist die Stimmung zum Explodieren. Schuld daran trägt der Wolf. Vor allem nach dem jüngsten Wolfsriss auf einer Hochalm bei Trofaiach kam es gleich zu mehreren „Wolfsgipfeln“. Einer fand auf Einladung des Steirischen Almwirtschaftsvereins eben dort auf der Kreuzenalm statt, wo kürzlich eine 300 Kilo schwere Jungkalbin gerissen wurde. „Der Wolf gefährdet den Lebensraum Alm“, warnte Almwirtschaftsvereinsobmann Anton Hafellner und kritisierte: „Auf der einen Seite redet man von Tierwohl, aber wenn der Wolf Tiere niederreißt und gleichsam als lebendige Fleischkonserve benutzt, gilt das nicht mehr.“

Hafellner forderte eine umfassende Betrachtung des Gesamtsystems: „Was steht der Wiederbesiedelung des Wolfes gegenüber, wenn auf der anderen Seite Almflächen nicht mehr bewirtschaftet werden?“ Denn die Bauern, welche die Kreuzenalm beschicken, hörte er sagen, dass sie überlegen würden, die Tiere ins Tal zu holen.

Ähnlich drastische Worte fielen auch bei einer Wolf-Enquete in Spielberg, wohin Matthias Kranz, Obmann vom Steirischen Agrar- und Umweltclub, und sein Stellvertreter Michael Puster geladen hatten. „Niemand braucht den Wolf!“, sagte Kranz. Er ist auch dagegen, dass der Wolf anstatt der Opfer, also die Tiere der Bauern, geschützt werden. Zur Verdeutlichung seiner Position startete er eine Unterschriftenaktion.

Eine wichtige Petition gibt es bereits. Die vier steirischen Nationalratsabgeordneten Andreas Kühberger, Karl Schmidhofer, Ernst Gödl und Corinna Scharzenberger überreichten die Petition an Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Darin fordern sie ein aktives Wolfsmanagement zum Schutz der Almbauern und letztlich auch der Almen.

Eines haben die bisherigen Gespräche und Expertenrunden schon deutlich gezeigt. Herdenschutzmaßnahmen und Wolf-sichere Einzäunungen sind in der Praxis so gut wie nicht durchführbar. Die Rede ist zum Beispiel von einem Nachtpferch in der Größe von 50 mal 50 Metern. Ein stromführender Zaun – der Strom wird über Solarzellen erzeugt – umschließt diesen Pferch, in welchen die Tiere täglich hineingetrieben werden müssten. Aufgrund der Unebenheiten im Gelände kann ein solcher Zaun das Durchkriechen des Wolfes nicht gänzlich verhindern.

Aber nicht nur der Wolf gefährdet die Almwirtschaft, sondern auch der Klimawandel. „Wird es im Jahresschnitt um ein Grad Celsius wärmer, steigt die Waldgrenze um 180 Meter“, machte Landesrat Hans Seitinger in einer Pressekonferenz auf der Gmoa-Alm bei Frohnleiten aufmerksam. Auch achtlose Naturnutzer sind, so Seitinger, Sorgenkinder.

LK-Präsident Franz Titschenbacher verlangte daher den gegenseitigen Respekt der Almbenutzer. Für ein sicheres Miteinander auf der Alm ist es unbedingt notwendig, dass man die markierten Wanderwege nicht verlässt, die Tiere nicht erschreckt, Abstand zu ihnen hält und die Begegnung von Mutterkühen und Hunden vermeidet.

Wie wichtig es ist, die Almen – in der Steiermark gibt es rund 1665 bewirtschaftete Almen – regelmäßig zu pflegen, soll der alljährliche Almpflegetag veranschaulichen helfen. Dieser findet am kommenden Samstag, 18. Juli, statt. Menschen, die sonst nur über die Almen wandern, können dabei einen tiefen Einblick in die notwendigen Pflegemaßnahmen gewinnen. Sie sind eingeladen, auf einer von 13 steirischen Almen aktiv mitzuarbeiten. Vom „Schwitzen mit Mehrwert“ spricht Obmann Anton Hafellner. „Ohne die regelmäßige Almpflege würden jährlich allein in der Steiermark rund 1000 Hektar wertvolle Almflächen verwildern und verwalden“, so Hafellner abschließend.

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