Das Landwirtschaftsministerium präsentierte zu Beginn dieser Woche Österreichs Strategie zur eigenen Eiweißversorgung, auch um künftig weit weniger Sojabohnen aus Amerika zu verfüttern.

Rund 80 Prozent des für die Nutztierfütterung benötigten pflanzlichen Eiweißes produzieren die Grünlandbetriebe hierzulande selbst in Form von Gras, Heu oder Silagen für Rinder, Schafe und Ziegen. Für die Fütterung vorwiegend von Schweinen werden aber jedes Jahr rund 500.000 Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot importiert, überwiegend aus Übersee. Eierproduzenten verfüttern an ihre Legehennen nur noch zertifiziertes Donausoja.

Im Jahr 2018 fand unter rot-weiß-roter EU-Ratspräsidentschaft auf Initiative von Elisabeth Köstinger die Europäische Eiweißkonferenz  in Wien statt. Das war der Startschuss für die Erarbeitung einer nationalen Eiweißstrategie, um vorerst bis 2030 die Selbstversorgung mit Soja Schritt für Schritt zu erhöhen.

Bis dahin sollen die Importe von Soja aus Amerika um zumindest die Hälfte reduziert werden – durch vermehrten Anbau von gentechnikfreiem Soja im Inland sowie Zukauf aus anderen, ebenfalls gentechnikfrei produzierenden EU-Ländern, kündigten Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und LK-Präsident Josef Moosbrugger an. Damit würde die Eigenversorgung mit pflanzlichem Eiweiß für die Tierfütterung in Österreich auf über 90 Prozent steigen. Denn auch in Österreich sei der Sojaanbau „auf der Überholspur“: Seit 2010 hat sich die Anbaufläche auf heuer mehr als 75.000 ha mehr als verdoppelt, davon 40 % Bio,  2019 und 2020 betrug die Erntemenge mehr als 200.000 Tonnen.

Neben verstärkter Beratung der Betriebe soll etwa auch durch Fruchtfolgeauflagen der Anbau heimischer Eiweißfutterpflanzen sowie von Feldfutter mit Begrünungsmaßnahmen und gezieltem Erhalt des Dauergrünlands forciert werden.  Auch Eiweißreduktion in Futterrationen wird zum Thema, um den Sojabedarf zu verringern und so auch die Umwelt mit weniger Stickstoff im Wirtschaftsdünger oder weniger Ammoniak-Emissionen in der Luft zu schonen.

Auch das AMA-Gütesiegel-Programm soll dem Einsatz von mehr heimischem oder zumindest europäischem Soja aus dem Donauraum im Futtertrog von Schweinen Rechnung tragen und Landwirte sollen „eine optionale Unterstützung erhalten, wenn sie ausschließlich nachhaltige europäische Eiweiß-Futtermittel verwenden“, heißt es im Strategie-Papier, und weiter: Allerdings können die Kosten nicht alleine von den Bauern oder von der öffentlichen Hand getragen werden, sondern müssen mittel- bis langfristig vom Markt abgegolten werden.

Elisabeth Köstinger erklärte heute: „Wir wollen unsere Soja-Produktion ausbauen und Importe verringern. Wegen der Eigenversorgung und aus Gründen des Klimaschutz. Bis 2030 wollen wir die Importe um 50% verringern. Das ist ein sportliches Ziel, aber es ist machbar.“ Josef Moosbrugger ergänzte: „Das Ziel tragen wir gerne mit, wenn die Rahmenbedingungen passen. Eiweißpflanzen erweitern Fruchtfolgen, helfen wegen ihrer Stickstoffbindung Düngemittel sparen, verbessern die Bodenfruchtbarkeit. Handlungsfelder konnten in vielen Bereichen herausgefiltert werden. Eine Qualitätseiweißproduktion kommt dem gesamten Land zu Gute kommt. Ein entsprechender Markterfolg aber ist das Um und Auf.“

Bauernbund-Präsident Georg Strasser betont: „Für heimischen Soja werden garantiert keine Regenwälder abgeholzt. Und sie sind auch gefragt.“ Das würden die zuletzt enorm gestiegenen Futtermittel-Preise zeigen. Den Bauern müssten die Mehrkosten in der Fütterung aber abgegolten werden. Dafür brauche es eine geschickte Marktpolitik mit treffsicheren Informations- und Werbemaßnahmen. “Mit dieser Eiweißstrategie kommen wir unserem Ziel näher, das AMA-Gütesiegel marktkonform gentechnik-frei zu gestalten.“ Intensive Vorbereitungsarbeiten dazu seien im Laufen.

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  • Soja Ernte 207 ID93763: agrarfoto.com
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