Die heimischen Almen sind ein beliebter Erholungsraum. Immer mehr Naturgenießer lockt es auf die Almen, egal ob zum Wandern, Bergsteigen oder für den Skisport. Almwirtschaft und Tourismus gehen dabei Hand in Hand, denn ein großer Teil der Wanderwege und Skipisten führt über Almgebiete. Ohne dessen stetige Bewirtschaftung bleibt den Urlaubs- und Ausflugsgästen jedoch keine Natur zum Erholen. „Die intakte Natur und die vielfältigen Landschaften zu erleben ist eine der stärksten Triebfedern unserer Gäste, sich für einen Urlaub in Oberösterreich zu entscheiden“, betont Andreas Winkelhofer, Geschäftsführer des Oberösterreichischen Tourismus. Obwohl die Almwirtschaft im Land ob der Enns einen kleineren Teil einnimmt, ist es doch im Süden des Bundeslandes ein wichtiger Bereich der Land- und Forstwirtschaft.
Zahl der Tiere auf den Almen leicht rückgängig
Die Anzahl der Almen ist seit Jahren stabil. Von 635 Betrieben werden zwei Drittel aktiv bewirtschaftet. Die Zahl der Tiere auf den Almen nimmt hingegen leicht ab: Wurden im Jahr 2000 noch 4076 Großvieheinheiten auf die Almen gebracht, so waren es im vergangenen Jahr 3725. Grund dafür sei laut der Landwirtschaftskammer OÖ der Strukturwandel der Heimbetriebe. „Wir haben die Situation, dass aufgrund des Strukturwandels weniger Personal zu Verfügung steht als in den letzten Jahren. Damit kämpfen wir in der Landwirtschaft allgemein, aber besonders auf der Alm. Gerade versuchen wir von den benachbarten Betrieben almtaugliche Tiere zu bekommen, um genug Weidetiere zu haben“, so Johann Feßl, Obmann des OÖ Vereines Alm und Weide. Derzeit befinden sich 810 Schafe auf den oberösterreichischen Almen (etwa 100 weniger als im Jahr zuvor), Pferde und Ziegen in Summe weniger als 200 Stück. Bei den Rindern, die den Sommer auf der Alm verbringen, geht der Trend von der Milchkuh hin zur Mutterkuhhaltung. Der Hauptteil der Kühe auf der Alm sind heute weibliche Jungrinder mit dem Schwerpunkt Zucht.
„Die oberösterreichischen Almbewirtschafter befinden sich in einem enormen Spannungsfeld. Die Almen sind trotz geringer Erträge ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für die Bergbauernbetriebe“, erklärt Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Für ihn sei vor allem der bürokratische Aufwand eine Belastung für Almbewirtschafter, der durch neue Auflagen und Richtlinien wie der EU-Entwaldungsverordnung immer mehr steigt.
Wolf- und Wildschweinpopulation wächst
Außerdem werde laut Waldenberger die Bewirtschaftung durch die wachsende Wolf- und Wildschweinpopulation immer schwieriger. Die Aufarbeitung von Wildschweinschäden, bei denen Wildschweinrotten die Grasnarbe großflächig aufwühlen, ist besonders arbeitsintensiv. „Der Einsatz von Maschinen ist durch die Gegebenheiten des Geländes nur begrenzt möglich, weshalb oft nur händisch gearbeitet werden kann“, so Feßl. Er fordert eine weiterhin konsequente Bejagung der Tiere.
Anders beim Wolf: Europarechtlich dürfen Wölfe weder gejagt, noch gefangen oder entnommen werden. Zur Vermeidung erheblicher Schäden darf die Landesregierung jedoch Ausnahmen von diesem Verbot vorsehen. „Unsere Wolfsmanagement-Verordnung löst Fälle in denen es eine Handhabe gegen Risiko- und Schadwölfe braucht. Unsere Vorgangsweise ist praxisorientiert und im Einklang mit den derzeitigen rechtlichen Vorgaben. Wir verfolgen weiter unseren Vier-Stundenplan mit Information, Unterstützung von Herdenschutzmaßnahmen, unserer Wolfsmanagementverordnung und einer Forderung nach der Abänderung des Wolfsschutzstatus auf EU-Ebene. Das wurde auch bereits in einer einheitlichen Länderstellungnahme bekräftigt“, erläutert Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger.
Das Wolfsmanagement ist laut Feßl zwar praxistauglich, jedoch „ist für die Betroffenen nicht nur der Problemwolf ein Problem“. In Anbetracht der wachsenden Verbreitung der Wölfe ist für Feßl der Schutzstatus fraglich: „Eines ist klar: Ein durchgängiger Herdenschutz ist äußerst aufwändig bis wirtschaftlich untragbar. Die OÖ Almwirtschaft fordert wie alle Almwirtschaftsverbände eine Senkung des Schutzstatuses auf europäischer Ebene und die Aufhebung des Schutzstatuses in Alm- und Weidegebieten.“ Eine derartige Änderung des Statuses kann laut Waldenberger jedoch einige Jahre dauern.
Almen als Freizeit- und Erholungsraum
Mit dem großen Anstieg an Besuchern der letzten zwei Jahre sei deutlich geworden, dass Maßnahmen zur Lenkung der Massen notwendig sind. „Wir können sonst nicht einmal zu unserer Arbeit ab- oder zufahren, weil alles zugeparkt ist“, betont Feßl. Neben Parkplätzen und der Beschilderung ist auch Aufklärung notwendig. Es sei nicht nur der respektvolle Umgang mit der Natur, sondern auch Respekt für die Arbeit der Almbetreiber notwendig. „Dann vertragen die Almen auch mehr Tourismus“, so der Obmann des OÖ Vereines Alm und Weide.
Almwandertag
15. August 2024: Der OÖ Verein Alm und Weide lädt zum Almwandertag. Am Donnerstag ab 10.30 Uhr startet die Veranstaltung nahe der Bergstation Hutterer Höss bei der Hösskapelle mit einer Alm-Messe. Danach folgt der Festakt bei der Lögerhütte auf den Hutterer Böden um 12.30 Uhr. Der Wandertag findet bei jeder Witterung statt. Eintritt: 3 Euro
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