Mit großen Träumen darf man nicht zu lange zögern. Jetzt oder nie, dachte sich Andy Knapp, als er in diesem Sommer die Chance bekam, zusätzlich zur Hirtschaft auch die Gastwirtschaft auf der Höfener Alm am Hahnenkamm bei Reutte zu übernehmen. Und so hängte er im Alter von dreißig Jahren seinen Beruf als Zimmermann an den Nagel und widmet sich seitdem ganz dem Almleben. Zwei Jahre lang war der 1993 geborene Höfener bereits Hirte auf der Alm gewesen und auch in den Sommern vorher hatte er immer wieder an den Wochenenden ausgeholfen, bis ihn das Almfieber gänzlich packte. Andy Knapp: „Trotzdem war die Entscheidung ein großer Schritt und nicht ganz leicht, aber ich bereue sie nicht. Für mich ist es eine Chance und ein großes Glück, dass ich in meinem Heimatort meinen Traum verwirklichen kann.“
Auch für die Gemeindegutsagrargemeinschaft Höfen ist es vorteilhaft, dass nun nach langer Zeit wieder ein Höfener Gemeindebürger die Hüttenwirtschaft gepachtet hat. Die Gesprächsbasis ist gut und die Gemeinde versucht den tüchtigen jungen Pächter nach Kräften zu unterstützen. Bürgermeister und Substanzverwalter Rüdiger Reyman, dem die Land- und Almwirtschaft ein besonderes Anliegen ist: „Wir sind sehr froh, dass unsere Alm so gut bewirtschaftet wird und jetzt auch Almwirtschaft und Gastwirtschaft in einer Hand sind. Die Höfener Alm und ihre Umgebung ist ein beliebtes Ausflugsgebiet und die ganze Gemeinde inklusive Bergbahn profitiert davon, wenn das schöne Almgebiet erhalten bleibt.“
Vieh und Gäste
40 Stück Milchvieh und 40 Stück Jungvieh genießen auf der Höfener Alm ihr Sommerrefugium, die Milch wird mit der Seilbahn ins Tal transportiert, wo sie der Milchwagen abholt und zur Molkerei Reutte bringt. Für Andy Knapp, der Almwirtschaftskenntnisse auch in der landwirtschaftlichen Lehranstalt Imst erworben hat, bevor er seine Lehre als Zimmermann antrat, ist das genau die richtige Mischung: sich um das Vieh und um die Gäste kümmern zu können. Es macht ihm nichts aus, dass der Arbeitstag schon um fünf Uhr früh beginnt und oft erst spät am Abend endet. Der heurige Sommer hat es Andy dennoch nicht ganz leicht gemacht. Zu trockene Hitzeperioden wechselten sich mit vielen Schlechtwettertagen ab, die fast auf null Grad abkühlten und zweimal Schnee mit sich brachten. Keine optimalen Bedingungen für kräftigen Futterwuchs. Darüber hinaus bremste der verregnete Juli den Ansturm an Gästen, und an den heißen Tagen flüchteten die Kühe vor der ungewohnten Hitze bereits untertags in den Stall, statt sich um die Nahrungsaufnahme zu kümmern.
Schwierige Wetterverhältnisse
Andy Knapp sieht diese Entwicklungen als symptomatisch an: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich die Wetterkapriolen häufen und das Wetter extremer wird. Das bedeutet, dass wir vor allem für das Milchvieh vorsorgen müssen. Es braucht auf den Almen Unterstände, wo es sich vor der Hitze und vor Unwettern schützen kann. Und auch die Wasserversorgung, die früher kaum ein Problem war, muss gut geplant und ausgebaut werden.“
Und wie schaut es mit seiner Zukunft aus? Wie viele weitere Alm-Saisonen hat er geplant? Da lacht Andy Knapp, denn auf der Alm lebt man in der Gegenwart: „Man entscheidet immer erst im Herbst oder spätestens im Winter, ob man noch einmal weiter macht. Davor bleibt auf der Alm ja gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen!“
Unterstützt von seinem tüchtigen Team lassen sich die Aufgaben jedenfalls gut bewältigen. Heuer stehen ihm Theresia aus dem Bregenzerwald und Lea aus dem Allgäu zur Seite, die sich um das kulinarische Wohl der Gäste kümmern und gemeinsam mit Andy ausrichten lassen: „Kummat vorbei, essat, trinkat und hend an schiana Tag auf unsrer Alm!“
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