Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.
Jetzt ist schon wieder was passiert. Diesmal haben Tierschützer einen Schweinemastbetrieb mit katastrophalen Haltungsbedingungen in Korneuburg „ausgehoben“. Die Gemeinsamkeit mit einem ähnlichen Fall jüngst in Kärnten: Beide Betriebe produzierten unter dem Gütesiegel der AMA. Vertreter der Branche distanzierten sich sofort, die AMA kündigte Sanktionen an, „die sich gewaschen haben“. Das ist wichtig. Doch das wird nicht reichen.
Das Vertrauen ist strapaziert, die Reputation des AMA-Gütesiegels ramponiert. Ich übertreibe? Das Siegel gehöre „eigentlich spätestens jetzt getrost in die Tonne. Wird nach diesen Skandalen niemand mehr ernst nehmen. (…) „Fleisch aus Österreich – eher eine Drohung“, war unter anderem auf Twitter zu lesen. Formuliert von reichweitenstarken Journalisten. Solche Pauschalverurteilungen sind natürlich Bullshit. Doch es muss klar sein, dass es nicht mehr reichen wird, nach dem Muster „bedauerlicher Einzelfall“ zu argumentieren. Hier versagt ein System. Und sei es nur, wenn es darum geht, regelmäßig zu kontrollieren, ob die Realität auch hält, was Werbekampagnen versprechen. Das gefährdet auch das Gros der Betriebe, die gewissenhaft arbeiten; die natürlich das Beste für ihre Tiere wollen. Nun wissen wir alle um die Bigotterie des Marktes, der Tierwohl zwar einfordert, die Kosten dafür aber nur bedingt zu zahlen bereit ist. Ausrede darf das allerdings keine sein. Die Reaktion kann nur radikale Transparenz sein. Vielleicht würde es auch Vertrauen stiften, die jährliche Kontrollstatistik offensiv zu kommunizieren: Welche Beanstandungen gab es bei Kontrollen? Wie und bis wann werden Mängel behoben?
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- Weber Thomas: Michael Mickl