Agri-Photovoltaik mit Kürbis: So könnte nachhaltige Energiewende aussehen

Die österreichweit erste vertikale Anlage mit Photovoltaik-Doppelnutzung, wo trotz Photovoltaik-Paneelen auch Landwirtschaft möglich ist, wurde dieser Tage in Neudorf an der Mur, Gemeinde Gabersdorf (Stmk.) eröffnet.

Stehen für Energiewende ohne starken Bodenverbrauch (v.l.n.r.): Bauernbund-Direktor Franz Tonner, Betreiber und Elektriker Peter Gsell, Jungbauernvorstandsmitglied Bernd Brodtrager, Landwirt und Betreiber Josef Gründl und der Leibnitzer Bauernbundobmann Josef Kaiser

Die Steirischen Jungbauern möchten in Sachen Energiewende mit gutem Beispiel vorangehen. Zwar ist die Errichtung von reinen Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf wertvollen Ackerböden für die jungen Agrarvertreter nicht zielführend, doch möchten sie mit der ersten vertikalen Photovoltaik-Anlage am Acker Lösungen aufzeigen. Die Agri-Photovoltaik im südsteirischen Gabersdorf soll eines von mehreren „Best Practice“-Beispielen sein, die von den Jungbauern vorgestellt werden.

Quelle: Artur
Kürbis in Kombination mit vertikaler Photovoltaik-Anlage

Sonne und Ölkürbis ernten

Auf 5 Hektar Acker südlich von Graz wurde von Landwirt und Projektinitiator Josef Gründl eine 1,9 Megawatt Peak-Anlage errichtet. Die vertikal aufgeständerten Photovoltaik-Paneele sollen einen Stromertrag von geschätzt 2.200 Megawattstunden pro Jahr liefern. Bewirtschaftet wird die Fläche mit Kürbis, Soja und Getreide. Die gesamte Anlage hatte 1,1 Millionen Euro gekostet, wovon ein Teil gefördert wurde.

Quelle: Artur
Brodtrager ist für die Jungbauern in der Steiermark aktiv

Wie man auf den Fotos erkennt, gedeihen die Kürbisse dieses Jahr trotz Schatten der Paneele sehr gut. Insgesamt hat das Projekt gleich in mehrer Hinsicht Vorzeigecharakter: Ackerbau und Stromproduktion mittels Photovoltaik ist auf derselben Fläche möglich. Während die Modulreihen bei Sonne einen maximalen Stromertrag produzieren, reifen auf mehr als 90 Prozent der Ackerfläche zwischen den PV-Modulen steirische Ölkürbisse. „Hier sieht man, wie Gewinnung von Ökostrom auch ohne unnötigen Bodenverbrauch funktionieren kann. Auf diesem Acker wächst Kürbis und zugleich können wir Sonnenstrom ernten. Genau solche Projekte zur Energiegewinnung bringen uns insgesamt weiter. Das wollen wir als Steirische Jungbauern auch aufzeigen und die besten Beispiele für eine nachhaltige Energiewende vor den Vorhang holen. Der Landwirt wird hier zum Energiewirt, das muss unser Ziel sein“, betont Bernd Brodtrager, Vorstandsmitglied der Steirischen Jungbauern.

Gründl war von Anfang an überzeugt: „Das ist mein bester Acker, den kann ich nicht einfach zubauen. Die vertikale Technologie der Next2Sun überbaut nur circa ein Prozent der Fläche, sodass gute 90 Prozent weiterhin effektiv mit konventionellen landwirtschaftlichen Maschinen bewirtschaftet werden können – circa zehn Prozent rund um die Modulreihen können zudem für ökologische Aufwertungsmaßnahmen verwendet werden. Das hat uns voll überzeugt.“

„Besonders bemerkenswert ist die lokale Verankerung des Projektes. Projektentwickler, Erbauer und Betreiber sind nicht etwa überregionale Großkonzerne, sondern mit dem Gabersdorfer Landwirt Josef Gründl und dem Elektromeister Peter Gsell zwei Ortsansässige. Damit bleibt auch die Wertschöpfung in der Region”, freut sich auch der Bauernbundobmann aus dem Bezirk Leibnitz, Josef Kaiser, über die Innovation in Bezirk. Lobende Worte für den Innovationsgeist der Jungbauern findet auch Bauernbund-Direktor Franz Tonner: „Die Steirischen Jungbauern sensibilisieren gegen unnötigen Bodenverbrauch durch Freiflächenanlagen und haben ihre Meinung sehr stark kommuniziert. Das halte ich für richtig, denn der verbaute Boden wird ihrer Generation zum Anbau von wertvollsten Lebensmitteln fehlen.“ Und er betonte weiters: „Dies hier ist auf alle Fälle ein Leuchtturmprojekt, welches Landwirtschaft und Stromerzeugung bestens verbindet. Wir hoffen, dass es in Zukunft noch mehr dieser Projekte in der Steiermark geben wird und unsere Landwirte weiterhin so innovativ bleiben.“ 

Die Jungbauern haben bereits im Juli 2022 mit der Kampagne „Dächer statt Äcker“ gegen die Pläne der großflächigen Bodenverbauung durch PV- Freiflächenanlagen mobil gemacht. In ihrer Stellungnahme zum Sachprogramm Erneuerbare Energie stellten sie im Frühjahr 2023 fest, dass knapp 400 der zuerst 824 Hektar geplanten Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Vorrangflächen errichtet werden sollen.

- Bildquellen -

  • Ölkürbis: Artur
  • Bernd Brodtrager: Artur
  • Photovoltaik: Artur
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AUTORRed. SN/MK
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