Keine Entwarnung bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP): Auch wenn Österreich derzeit frei von dieser für die Schweinehaltung höchst bedrohlichen Krankheit ist, gilt unverändert „ASP-Alarm“. Darauf hat in einem Vortrag beim jüngsten „Oberösterreichischen Schweinetag“ Tomasz Trela hingewiesen. Der Veterinär ist beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim als Medical Manager Schwein, zuständig für Osteuropa, tätig.
Mittlerweile Befallsherde rund um Österreich
Die erhöhte Aufmerksamkeit ist aufgrund des Seuchengeschehens rund um Österreich geboten sowie vor allem auch aufgrund der enormen wirtschaftlichen Schäden, die ein Ausbruch verursacht. Im heurigen Sommer hat sich die Seuche erneut ausgebreitet. Befallsherde gibt es vor allem im Baltikum sowie in Rumänien und Bulgarien. Noch näher an Österreich gab es ASP-Ausbrüche in Bosnien-Herzegowina, Ungarn, Oberitalien (heuer schon 100.000 gekeulte Tiere), Westpolen und Deutschland. Das deutsche Friedrich-Löffler-Institut veröffentlicht wöchentlich Übersichtskarten mit dem aktuellen Seuchengeschehen (siehe Grafik).
Ersichtlich ist der enge Zusammenhang des Auftretens der Seuche in Wildschweinbeständen mit den Erkrankungen in Hausschweinbeständen.
Neben dem Tierleid, das eine Infektion verursacht, ist vor allem die wirtschaftliche Bedeutung enorm. Ein Ausbruch in Österreich würde jährliche Schäden von geschätzt rund 250 Millionen Euro verursachen.
Schon bei ASP-Verdacht unverzüglich handeln
Die Summe ist begründet mit Notschlachtungen, der Verhängung von Sperrgebieten, stark eingeschränktem Tierverkehr, unmittelbaren Absatzschwierigkeiten und Erlöseinbußen sowie mit langfristigen Folgen für Handel und Export.
Umso wichtiger ist unverzügliches Handeln bereits im Verdachtsfall. Nicht nur, dass die ASP eine anzeigepflichtige Krankheit ist, so Trela, kommt es bereits im Verdachtsfall auf umgehende Meldung an – insbesondere zunächst an den Bestandstierarzt, um Unregelmäßigkeiten zu klären.
Ein wichtiger Grund, aus dem die Seuche bisher nicht in den Griff zu bekommen ist, liegt in unterlassenen Meldungen. Möglicherweise, weil so mancher Kleinhalter in Osteuropa die Konsequenzen vermeiden wolle, so Trela.
Hautveränderungen, Blutungen und Fieber
Von Bedeutung ist das rasche Eingreifen, weil die Krankheitssymptome zu Beginn sehr unspezifisch sind. Es braucht in der Praxis oft drei bis vier Wochen ab der Infektion, bis man die ASP erkennen kann. In dieser Zeit kann sich aber das Virus mit verkauften Ferkeln, Jungsauen oder Schlachtschweinen schon weiter ausbreiten. Erste Symptome für die ASP sind einzelne Aborte, auch Appetitlosigkeit, torkelnder Gang, Fieber und Hautveränderungen (punktförmige Blutungen). Oft sind zuerst ältere Tiere betroffen (Sauen, Mastschweine), selten Ferkel oder Absetzer. Anfangs ist die ASP leicht verwechselbar mit dem PRRS, mit Rotlauf oder der Circovirus-Erkrankung (PDNS). Da das ASP-Virus vor allem die Blutgefäße angreift, sind Unterhautblutungen typische Signale. Im weiteren Verlauf greifen diese Blutungen auch auf die inneren Organe über. Im Endstadium platzen größere Blutgefäße, bis das Tier verendet. Wichtig: Das ASP-Virus ist ausschließlich für Haus- und Wildschweine pathogen. Für Menschen ist es nicht infektiös. Auch andere Haus- und Wildtiere sind nicht empfänglich, eine Übertragung ist aber durch Insekten und Vögel möglich.
Zusammenarbeit mit der Jägerschaft
Schlüsselfaktor für die Bekämpfung der ASP ist laut Trela die Kontrolle der Wildschweinpopulation. Der Zusammenhang zwischen infizierten Wildschweinkadavern und ASP-Infektionen von Hausschweinen in einer Region sei direkt proportional. Umso wichtiger sei es, die Wildschweinpolulation zu regulieren und verendete Tiere zu suchen und zu analysieren. Die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft ist somit unabdingbar. In Österreich engagieren sich die Landesjagdverbände mit großem Einsatz in der ASP-Vorbeugung. So haben in Niederösterreich im Sommer sechs Mensch-Jagdhund-Gespanne eine Ausbildung zur Flächensuche von verendeten Wildschweinen abgeschlossen.
Weiters kontrollieren Zoll und AGES seit Jahresbeginn verstärkt auch die Mitnahme von Schweinefleischerzeugnissen im Reiseverkehr. Dies ist wichtig, weil das ASP-Virus selbst Koch-, Grill- und Räucherprozeduren überstehen kann und auf Fleischartikeln und Würsten infektiös bleibt.
Dass die Infektionsvorbeugung selbst in Hochbefallsgebieten möglich ist, belegen laut Tomasz Trela Betriebe mit striktem Hygienekonzept. Zuvorderst gehört dazu auch eine Umzäunung. Futterlieferungen, Tierverkehr und TKV-Transporte sind Risikofaktoren. Im Stall bedarf es unbedingt betriebseigener Arbeitskleidung.
Aktion “scharf”
Die heimischen Veterinär- und Zollbehörden kontrollieren seit heuer verstärkt die unerlaubte Mitnahme von tierischen Produkten im Reiseverkehr. Bis Ende Oktober wurden mehr als acht Tonnen an Schweinefleisch und Wurstwaren beschlagnahmt. Immerhin: Sämtliche ASP-Tests waren bisher negativ.
- Bildquellen -
- W241119 Map EU ASP: Friedrich Löffler Institut
- W Schwerpunktaktion – ASP: AGES
- W DJV Poster ASP: Deutscher Jagdverband