Die Obmänner Josef Geisler und Leo Tiefentahler durften rund 30 Spitzenfunktionäre beider Landesteile in Innsbruck begrüßen. Auf der Agenda standen grenzübergreifende Themen, die die Bauern dies- und jenseits des Brenners gleichermaßen betreffen. „Wir versuchen im Vorfeld die herausforderndsten Anliegen zusammenzutragen, die für unsere Bauernfamilien derzeit am meisten unter den Nägeln brennen, um diese im gegenseitigen Austausch intensiv und lösungsorientiert zu diskutieren“, so die beiden Direktoren Peter Raggl und Siegfried Rinner. „Auch wenn die Lösungswege auf Grundlage der jeweils unterschiedlichen Gesetzeslagen Italiens und Österreichs natürlich nie die gleichen sein können, so wissen wir, dass wir durch den grenzübergreifenden Austausch Ressourcen bündeln und diese zum Wohle unserer Bauern im jeweiligen Land in die Tat umsetzen können“, ergänzt der Südtiroler Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler.

Wolf, Boden, Lebensmittel-Herkunft, Nutzungskonflikte

Die Themenpalette könnte herausfordernder für die heimische Landwirtschaft nicht sein. „Der Druck auf Grund und Boden steigt massiv, sei es durch Versiegelung, durch die Intensivnutzung Erholungssuchender im Sommer und im Winter oder die Rückkehr der Raubtiere Wolf und Bär und der damit einhergehenden frühzeitigen Almabfahrten. All das stellt unsere Bauernfamilien vor noch die dagewesene Einschnitte in ihr Eigentum und erschwert bzw. verunmöglicht zunehmend die flächendeckende Bewirtschaftung heimischer Höfe, Wälder und Almen“, führt Bauernbundobmann Josef Geisler die Brisanz der Themen an.

Was die Rückkehr des Raubtieres Wolf betrifft, so konnte Josef Geisler Einblick in die Novellen des Tiroler Almschutz- und Jagdgesetzes geben. „Es wurde unter anderem ein unabhängiges Fachkuratorium installiert, das rasch und weisungsfrei Tiere, die große Schäden auf unsere Almen anrichten, zum Abschuss freigeben kann. Darüber hinaus sind wir dabei, ähnlich wie in Schweden oder Finnland, sogenannte Weideschutzgebiete auszuweisen, also Zonen, in denen Herdenschutz allein schon aufgrund der Topographie nicht umsetzbar ist“, so Geisler. Tiefenthaler und Rinner ergänzten: „Der Zusammenhalt der Alpenländer muss massiv intensiviert werden. Wir müssen gemeinsam mit Bayern, Frankreich und der Schweiz die Spielregeln für den Umgang mit dem Wolf abstecken und auf allen Ebenen den Druck intensivieren.“ Auch orteten Vertreter beider Bauernbünde ein massives Informationsdefizit der heimischen Bevölkerung. Viele hätten die wahren Ausmaße der Rückkehr dieser Raubtiere noch gar nicht verstanden.

Neben dem aktuellen Stand der GAP-Verhandlungen in Österreich gab Bauernbunddirektor Peter Raggl Einblicke über den derzeitigen Stand in Österreich in punkto Herkunftskennzeichnung. „Die Menschen in unserem Land wollen wissen, was sie essen. Beim täglichen Einkauf ist das selbstverständlich, beim Außer-Haus-Verzehr kann man oftmals überhaupt nicht nachvollziehen, woher das Essen kommt. Das muss sich ändern.“

Agrarklubobmann LAbg. Hermann Kuenz referierte zu Grundverkehr, Flächenschutz und Bodenverbrauch. Er meinte dazu: „Landwirtschaftliche Flächen zu schützen, damit eine flächendeckende Landwirtschaft und die Selbstversorgung im Land auch in Zukunft noch gewährleistet bleiben, muss uns allen ein Anliegen bleiben.“

LAbg. Josef Edenhauser hingegen gab seinen Kollegen aus Südtirol Einblick in das Tiroler Mountainbikemodell, mit dem über 6000 Kilometer Mountainbike- und Singletrailrouten wegehalter- und tierhaftpflicht- sowie rechtschutzversichert sind. „Die Pandemie hat uns gezeigt, dass es die Menschen in die Berge zieht. Eine wesentliche Herausforderung ist die Lenkung dieser Ströme sowie die Abdeckung der Versicherungen, damit im Falle eines Unfalles nicht der Wegbesitzer zur Rechenschaft gezogen werden kann.“ Auch schilderte Edenhauser die ersten Lenkungsmaßnahmen für sogenannte Freerider im Winter: „Im Gegensatz zum Mountainbikemodell stecken diese Lenkungsmaßnahmen noch in den Kinderschuhen, jedoch zeigt uns gerade das Freeride-Projekt in Kitzbühel, dass auch hier der Druck auf unsere Bauern steigt. Auch in diesem Bereich braucht es Schutzzonen, beispielsweise für Wild und Höfe, wo Tier, Mensch und Maschine zur ernsthaften Gefahr für Erholungssuchende werden können und umgekehrt die Bewirtschaftung zum Spießrutenlauf.“

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AUTORred. HP
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