Die Landwirtschaft bindet jährlich etwa das Dreifache ihrer Emissionen“, betonte Stephan Pernkopf. Er ist auch Obmann des NÖ. Bauernbundes und eröffnete am traditionellen ersten Fachtag Agrarpolitik die Wintertagung 2020 unter dem Motto „Von Almen zu Palmen“. Dass die Land- und Forstwirtschaft „zwei Sektoren sind, die mehr CO2 binden als sie ausstoßen“, sollte laut Pernkopf stärker in die Klimaschutz-Debatte einfließen. „Unsere Landwirte schützen das Klima.“
Pernkopf forderte die EU-Kommission auf, „europaweite Klimazölle auf importierte Produkte schnellstmöglich umzusetzen“, schließlich würden Lebensmittel nirgendwo so umweltbewusst, in so hoher Qualität und mit derart hohen Standards produziert wie in Österreich. Das sei ökosozial.
Den Rückenwind dafür hat Pernkopf vonseiten der neuen türkis-grünen Regierung, die das Wort „ökosozial“ mehrfach in ihr Regierungsprogramm geschrieben hat, aber auch vonseiten der EU-Kommission, die mit dem Grünen Deal alle Wirtschaftssektoren umweltfreundlicher machen will. Das Wirtschaftssystem in ein ökosoziales System umzubauen, kostet allerdings auch Geld. Im EU-Agrarbudget sind bekanntlich Kürzungen vorgesehen, die zusätzliche Umweltleistungen nicht erlauben würden. Darin zeigten sich EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger einig. Allerdings gab der Kommissar zu bedenken, dass der Budgetentwurf vor dem Grünen Deal erstellt wurde. Darin sieht er einen Grund, die politische Debatte bezüglich der Aussstattung des Agrarbudgets neu aufzunehmen.
Wojciechowski: „Österreich hat seit Jahren einen Green Deal“
Der Kommissar betonte wie auch Pernkopf, dass die Landwirte in der Klimadebatte als Teil der Lösung und nicht als Problem betrachtet werden sollten. Hier sieht Wojciechowski Österreich in einer Vorreiterrolle: „Ich bin nicht nur wegen der Wintertagung nach Österreich gekommen, sondern weil mich die österreichischen Erfahrungen interessieren. Österreich hat schon vor Jahren mit einem Green Deal begonnen und dadurch große Erfolge in der Landwirtschaft erzielt.“ Dazu zählt für den Kommissar vor allem die gut ausgebaute Zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die Maßnahmen wie die biologische Bewirtschaftung oder die Jungbauernfördrung enthält.
Doch gerade in der Maßnahme Bio spießt es sich aktuell. Um sich ein Bild von dem brennenden Problem der Neuauslegung durch die EU-Kommission bei den Bio-Weiderichtlinien zu machen, besuchte Wojciechowski den betroffenen Bio-Betrieb der Familie Pölz in Lackendorf (Bgld.). Nach dem Betriebsbesuch versicherte der Kommissar: „Wir werden dieses Problem in der Kommission sehr ernsthaft angehen und hoffen, eine Lösung zu finden zu können.“
Köstinger: „Wir wollen Bio-Weltmeister bleiben“
Auch Köstinger forderte den EU-Agrarkommmissar auf, bei der Gestaltung der neuen Bio-Verordnung ab 2021 die geografischen Gegebenheiten in den Mitgliedstaaten zu berücksichtigen. „Wir sind aktuell Bio-Weltmeister und wollen diesen Weg auch weitergehen und weiterhin die Landwirte motivieren, in das Bio-Programm einzusteigen“, so die Ministerin.
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- Agrarpolitiktag WT 2020: Ökosoziales Forum/APA-Fotoservice/Ludwig Schedl