Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Während in Österreich in der heißesten Phase des Wahlkampfs um die Stimmen der letzten Unentschlossenen gelaufen wird, dreht sich in der EU aktuell alles um die nächste EU-Kommission. Beides hat entscheidende Auswirkungen auf die politischen Weichenstellungen der kommenden Jahre, auch in Agrarfragen. In der EU hat die Nominierung des Polen Janusz Wojciechowski für das Amt des nächsten EU-Agrarkommissars viele Beobachter zumindest verwundert. Immerhin ermittelt derzeit das Europäische Amt zur Betrugsbekämpfung (OLAF) wegen angeblich falscher Spesenabrechnungen während seiner Zeit als EU-Abgeordneter gegen ihn. Mal abwarten, wie sich der Jurist und einstige Richter dazu beim Hearing im EU-Parlament rechtfertigt.
Dass dagegen Kommissions-
chefin Ursula von der Leyen Johannes Hahn als in seiner dritten Amtsperiode nun dienstältesten Kommissar aufgrund seiner umfassender Europa-Erfahrung mit dem Schlüsselressort „Haushalt und Verwaltung“ betraut, sollte sich für das EU-Budget nicht als nachteilig herausstellen – und lässt auch Österreichs Bauern für das Agrarbudget hoffen. Immerhin weiß dieser Kommissar um die Bedeutung (noch) familiärer Betriebsstrukturen am Land Bescheid. Dass ein erst 28-jähriger Grüner aus Litauen als jüngster Kommissar überhaupt die EU-Umwelt- und Meerespolitik managen soll (er war bisher Wirtschafts- und Innovationsminister seines Landes) ist eine Ansage an viele EU-skeptische Jugendliche in Europa. Ebenso wie das Vorhaben, die Kommissaranwärterin aus Kroatien solle der Abwanderung der Jugend aus strukturschwachen Regionen entgegenwirken und die Kluft zwischen Stadt und Land verringern.