Bilanz der Viehhalter Tirols: Anfang Juni wurden im Pitztal drei tote Schafe gemeldet, vergangene Woche wurden 20 Schafskadaver im Gebiet zwischen dem Sellrain- und Inntal aufgefunden. Am Montag meldete ein Bauer aus dem Pitztal weitere acht tote, bereits verweste Schafe. Als Verursacher der toten Tiere gelten die großen Beutegreifer Wolf und Bär.
DNA-Analyse überführt Beutegreifer
Aus dem Gebiet zwischen dem Sellraintal und dem Inntal liegen dem Land Tirol derzeit Meldungen von 20 toten Schafen, etwa die Hälfte davon nachweislich mit Rissspuren, auf drei verschiedenen Almen vor. Nun sind die ersten Ergebnisse der DNA-Analyse eingelangt. „Bei den vier toten Schafen, die im Gemeindegebiet von Oberperfuss untersucht wurden, konnte ein Wolf nachgewiesen werden. Das zeigen die ersten genetischen Untersuchungen“, gibt Martin Janovsky, Beauftragter des Landes für große Beutegreifer, bekannt.
Noch ausständig sind die Ergebnisse der weiteren DNA-Proben von gerissenen Tieren auf der Inzinger und der Flaurlinger Alm. Diese werden in ein bis zwei Wochen vorliegen. Jene acht Schafe, die kürzlich im Pitztal tot aufgefunden wurden, waren bereits stark verwest. Eine DNA-Analyse ist hier nicht mehr möglich.
Bär im Pitztal und im Außerfern
Eingelangt sind auch die Untersuchungsergebnisse der Tupferproben aus dem Pitzal und dem Außerfern vom Juni dieses Jahres. Bei den drei gerissenen Schafen im Pitztal sowie dem Rotwildkadaver im Außerfern wurde jeweils ein Bär als Verursacher genetisch nachgewiesen. Ob es sich in beiden Fällen um denselben Bären handelt, ist aus dem Untersuchungsergebnis nicht abzulesen.
Antrag auf Entnahme
Bei der Bezirkshauptmannschaft ist am Mittwoch ein Antrag auf Entnahme von Beutegreifern nach dem Jagdgesetz eingegangen. „Die Behörde agiert hier in einem sehr engen rechtlichen Rahmen mit strengen Prüfmaßstäben, da es sich bei großen Beutegreifern um geschützte Tierarten handelt. Wir werden den Antrag prüfen“, erläutert Klaus Wallnöfer, Vorstand der Abteilung landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei.
Hilfestellung für Tirols Bauern
In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause hat die Tiroler Landesregierung die „Richtlinie für die Information und Abwicklung von Schäden großer Beutegreifer“ beschlossen.
„Der Verlust von Tieren ist für jeden Tierhalter schwierig, vor allem wenn er durch ein Raubtier verursacht wird“, weiß Tirols LHStv. Josef Geisler. Mit der neuen Richtlinie wolle man vor dem Hintergrund der geltenden Rechtslage zum Schutzstatus der großen Beutegreifer aber „zumindest den finanziellen Verlust möglichst schnell und fair abgelten und auch die anfallenden Futterkosten bei einem vorzeitigen Abtrieb berücksichtigen“.
Die Entschädigungszahlungen basieren auf den durchschnittlichen Versteigerungspreisen von Zuchttieren, die im Herdebuch geführt werden. Eine Regelung wurde auch für den Fall getroffen, falls aufgrund der Präsenz eines großen Beutegreifers bei örtlich konzentriertem und wiederholtem Auftreten von Rissen bestimmten Tierhaltern empfohlen wird, Weidetiere einzustallen. Für einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen – bei einer neuerlichen Empfehlung durch die Abteilung landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei auch länger – können die Grundfutterkosten übernommen werden.
Herdenschutz wird geprüft
Die vor einem Jahr von der Tiroler Landesregierung eingerichtete Steuerungsgruppe Herdenschutz und große Beutegreifer hat das Schweizer Institut AGRIDEA mit der Durchführung einer Studie zur Umsetzbarkeit von verschiedenen Herdenschutzmaßnahmen, deren Kosten und deren Einfluss auf die touristische Nutzung beauftragt. Anhand von vier verschiedenen Almen soll die Machbarkeit von Herdenschutz exemplarisch untersucht werden. Die Ergebnisse werden Anfang des kommenden Jahres vorliegen.
Großflächige Herdenschutzmaßnahmen würden auf Tiroler Almen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn machen. „Wir haben es derzeit in Tirol mit einzelnen durchziehenden Wölfen oder Bären zu tun. Herdenschutzmaßnahmen sind vor allem dann angezeigt, wenn es ein dauerhafte Präsenz von großen Beutegreifern, beispielsweise einem Wolfsrudel, gibt“, führt Martin Janovsky aus.
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