In der jüngst durchgeführten Umfrage des market-Instituts wird deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der österreichischen Bevölkerung der Umgang mit Ressourcen ganz und gar nicht egal ist. Im Gegenteil: Ein Drittel der Befragten setzt in einer Frage im Zusammenhang mit der Naturnutzung spontan die Ressourcenverschwendung und den Bodenverbrauch an die erste Stelle. „Das bemerkenswerte dabei ist, dass diese Antwort mit Abstand führend ist. Deutlich vor Themen wie Müllproblematik und Massentierhaltung. Angesichts dieser Zahlen kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Die Entscheidungsträger sind angehalten, konkrete Maßnahmen zu setzen, um eine weitere Reduktion des Bodenverbrauchs in Österreich einzuleiten. Das fordert immerhin die Bevölkerung“, so der market-Geschäftsführer Prof. Dr. Werner Beutelmeyer, der um eine konkrete Maßnahme ergänzt: „Die Besteuerung des Ressourcenverbrauchs wäre sicher ein geeignetes Instrument, um die Ressourcenverschwendung in die Schranken zu weisen!“
Hagelversicherung: Der Boden hat keinen Anwalt!
Dazu der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger: „Die Umfrage zeigt, dass die österreichische Bevölkerung die oftmals sinnlose Ressourcenvergeudung nicht mehr akzeptiert. Wir fördern durch Steuersysteme die Zersiedelung und müssen in weiterer Folge in den klimaschädlichen Straßenbau mit öffentlichen Mitteln investieren. Ein Fehler bedingt durch eine zahnlose und nicht wirkungsvolle Raumordnung. Die Konsequenz: Täglich gehen in Österreich landwirtschaftliche Flächen in der Größenordnung von knapp 12 Hektar verloren. Alarmierende Zahlen, doch fehlt bislang das Bewusstsein für die existenzielle Bedeutung der Böden. Im Vergleich zur Bauindustrie haben Böden leider keine nennenswerte Lobby. Im Gegenteil: Böden werden durch die Geschwindigkeit der Verbauung respektlos behandelt. Dabei handelt es sich aber um eine tickende Zeitbombe!“
Die Konsequenzen der Zubetonierung und Asphaltierung
• Wir befinden uns mitten in einer Klimakrise, doch wir verbauen den Boden als wertvollen CO2-Speicher für Durchzugs- und Zufahrtsstraßen zu Supermärkten etc. Dabei haben wir mit 1,67 m² bereits die höchste Supermarktfläche pro Kopf und mit 15 Meter das dichteste Straßennetz!
• Tag für Tag nimmt durch die Verbauung der Boden als wertvoller Wasserspeicher ab und Überschwemmungsschäden nehmen zu. Flächen, die asphaltiert oder betoniert sind, können bei Starkregen kein Wasser aufnehmen und erhöhen damit massiv die Hochwassergefahr.
• Tag für Tag sinkt durch die Verbauung der Selbstversorgungsgrad und Österreich wird zunehmend durch Importe verletzbar. Beim Brotgetreide haben wir mittlerweile nur mehr 85 % Selbstversorgung, bei Obst und Gemüse gar nur mehr 50 %. Dabei ist der Boden essentiell zur Lebensmittelproduktion.
• Tag für Tag nimmt durch die Verbauung die Artenvielfalt ab. Es gibt keinen Zweifel daran, dass der fortschreitende Verlust der Biodiversität das menschliche Wohlergehen gefährdet.
Ökonomie trifft Ökologie – Harmonie oder Gegensatz?
In Österreich gibt es laut Umweltbundesamt leerstehende Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien von mehr als 40.000 Hektar. Das entspricht der Fläche der Stadt Wien. „Eine Revitalisierung dieses Leerstandes ist eine Investition in die Wirtschaft und in den Umweltschutz. Eine doppelte Dividende! Wir müssen uns vor Augen halten: Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze, sondern – vernünftig eingesetzt – ergänzen sie sich gegenseitig. Genau darauf setzen heute intelligente Volkswirtschaften und kluge Unternehmen. Auf der anderen Seite ist ein Ausbau des Öffentlichen Verkehrsnetzes, das weniger Boden in Anspruch nimmt, ein Gebot der Stunde. Wenn Österreich in Zukunft mehr sein will als ein großes Freilichtmuseum, muss es bei diesem Aufbruch in die ökologische Moderne vorangehen, zum Wohle unserer Kinder! Denn Ressourceneffizienz ist ein Motor für Innovationen und neue Arbeitsplätze. Eines dürfen wir nämlich nicht vergessen: Ein Land das seine Böden wie Österreich durch Verbauung zerstört, zerstört sich à la longue selbst“, so Weinberger und Beutelmeyer abschließend.
- Bildquellen -
- Oehv Naturnutzung Market: ÖHV
- 113974: Wodicka