Bereits zum sechsten Mal zeichnete die Österreichische Jungbauernschaft am vergangenen Donnerstag besonders mutige, neuartige und nachhaltige Projekte und Betriebskonzepte aus. Im Rahmen der Verleihung des Innovationspreises 2018 wurden vorbildhaft engagierte und wirtschaftende junge Betriebsführerinnen und Betriebsführer prämiert. „Dieser Preis soll auch ein Anreiz und eine Motivation für junge Bäuerinnen und Bauern sein, selbst neue Projekte umzusetzen oder neue Produkte auf den Markt zu bringen“, erklärte Bundesobmann Franz Xaver Broidl einen weiteren Motivationsgrund hinter dem langjährigen Erfolgsprojekt.
„Innovation und Digitalisierung sind für den Agrarbereich die wichtigsten Zukunftsthemen“
Aus insgesamt 18 Einreichungen wurden in einer Jurysitzung drei Preisträgerinnen und Preisträger gekürt. Die Vielfalt bei den Bewerbungen war neuerlich groß: von neuen Kulturarten und Tierrassen über vielversprechende technische Neuerungen bis hin zu innovativen Vermarktungsformen und einzigartigen Betriebskonzepten zeigte sich die gesamte Bandbreite der heimischen Landwirtschaft. Als zusätzliche Motivation zur Teilnahme am Innovationspreis dienten auch die Gewinne, die vom Lagerhaus als Hauptsponsor zur Verfügung gestellt wurden. Die ersten drei Plätze durften sich über Sachpreise im Gesamtwert von 10.000 Euro freuen. „Innovation und Digitalisierung sind für den Agrarbereich und somit auch für uns als Lagerhaus-Organisation die wichtigsten Zukunftsthemen. Die Landwirtschaft ist hier schon sehr weit, wie zum Beispiel Drohnenflüge oder autonom fahrende Traktoren zeigen. Der Innovationspreis zeigt, dass bei den jungen Landwirten großes Potenzial vorhanden ist und das unterstützen wir gerne“, sgate Klaus Goldmann, Marketingleiter der Raiffeisen Ware Austria. Als Medienpartner des Innovationspreises 2018 fungierte die Österreichische Bauernzeitung, als weiterer Projektpartner konnte die ARGE Meister gewonnen werden.
1. Platz: Michael Lamprecht – Ein kameragestütztes Lenksystem für Reihenhacken
Ein kameragestütztes Lenksystem für Reihenhacken, genannt „PFA-Row-Tracking“ (Pathfinder-Agrar-Row-Tracking): mit diesem Projekt überzeugte der 30-jährige Michael Lamprecht aus der Steiermark die Jury und sicherte sich den Sieg beim diesjährigen Innovationspreis. Laut eigener Aussage stellt die mechanische Beikrautregulierung in der herbizidfreien Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Kulturflächen die größte verfahrenstechnische Herausforderung dar. Aus diesem Grund wurde ein kameragestütztes Lenksystem zur Automatisierung der mechanischen Beikrautregulierung entwickelt. In der Konzeptionierung wurde großes Augenmerk auf die Benutzerfreundlichkeit, der Eignung für alte als auch neue Maschinenkombinationen, der Funktionalität auf Hang und auf ebenen Flächen wie auch auf die Eignung für Klein- und Mittelbetriebe gelegt. Das patentierte Kamerasystem befindet sich zurzeit in der letzten Entwicklungsstufe und soll in der Saison 2019 Serienreife erlangen.
2. Platz: Hans-Peter Schlegl – Landwirtschaftliche Produkte rund um die Uhr
Den Konsumentinnen und Konsumenten landwirtschaftliche Produkte außerhalb der Öffnungszeiten von Bauernladen oder Bauernmarkt anbieten zu können oder eben „Landwirtschaftliche Produkte rund um die Uhr“ – das ist das Ziel und der Name des zweitplatzierten Projekts von Hans-Peter Schlegl aus der Steiermark. Am Beginn des Projekts stand eine 24-Stunden-Verkaufsstation für Eier via Automat, mit steigender Nachfrage und vielseitigen Kundenwünschen wuchs auch das Sortiment. Mittlerweile verantwortet er mehrere Automaten in Graz und Umgebung, die mit den unterschiedlichsten landwirtschaftlichen Produkten befüllt werden. Jeder Partnerbetrieb verkauft die Produkte an ihn und bestimmt selbst den Einkaufs- und Verkaufspreis, die Abholung, Lagerung und Befüllung der Automaten übernimmt der 22-jährige. Die Überwachung des Produktstandes erfolgt via Computer, um Leerfahrten zu vermeiden; der Befüllung liegen logistische Planungen zugrunde. Das Gehäuse der Automaten wurde selbst entworfen, um einen Isolierungs- sowie Einbruchschutz sicherzustellen. Langfristig soll das Angebot an 24-Stunden-Automaten noch weiter ausgebaut werden, um noch mehr Menschen zeitunabhängig die Möglichkeit zu geben, regional und umweltbewusst einkaufen zu können.
3. Platz: Manfred und Elisabeth König – Betriebskonzept „Gratzgut – Gutes für Leib und Seele
Soziale Landwirtschaft, in der der Mensch wieder in den Mittelpunkt rückt. Das ist die Grundidee von Manfred und Elisabeth König aus Salzburg mit ihrem Betriebskonzept „Gratzgut – Gutes für Leib und Seele“. Der 500 Jahre alte Bauernhof ist der einzige zertifizierte Green Care Auszeithof im Lungau und der einzige Betrieb im Salzburger Land, wo zusätzlich die tiergestützte Intervention angeboten wird. Einerseits werden den Gästen des Gratzgutes die traditionelle Landwirtschaft und die natürlichen Kreisläufe nähergebracht, andererseits steht der Bauernhof als Bildungs- und Gesundheitsort im Mittelpunkt und bietet die Möglichkeit, eine besondere Auszeit zu nehmen. Der Betrieb bietet ein vielfältiges Angebot für Jung und Alt, insbesondere auf die Arbeit mit Kindern (Schule am Bauernhof, Kinderworkshops etc.) wird besonderes Augenmerk gelegt. In Zukunft sollen die angebotenen Dienstleistungen noch weiter verbessert und vor allem bekannter gemacht sowie Kooperationen mit Schulen, Kindergärten und sozialen Einrichtungen ausgebaut werden.
Jungbauern-Obmann Broidl zeigte sich erfreut über die diesjährige Prämierung und die vielfältigen Bewerbungen: „Mit dem Innovationspreis haben wir einmal mehr gezeigt, wie jung, mutig und modern die heimische Landwirtschaft ist. Für eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Landwirtschaft brauchen wir Bäuerinnen und Bauern, die gute Einfälle mit Mut, Tatkraft und wirtschaftlichem Geschick umsetzen. Nur so können wir langfristig erfolgreich sein.“
Die Österreichische Jungbauernschaft ist mit rund 50.000 Mitgliedern die größte politische Interessenvertretung für junge Bäuerinnen und Bauern im Bundesgebiet.
- Bildquellen -
- Preisträger Innovationspreis 2018: Jungbauern/Peter Herzog