Wölfe sind bald nicht mehr „streng“ geschützt

Nach monatelangen Debatten haben sich die Botschafter der EU-Mitgliedstaaten heute auf eine Absenkung des Schutzstatus im Rahmen der Berner Konvention von „streng geschützt“ auf „geschützt“ geeinigt, um der wachsenden Wolfspopulation Herr zu werden.

Wölfe sollen schon bald leichter reguliert werden können.

Nach monatelangen Debatten haben sich die Botschafter der EU-Mitgliedstaaten heute auf eine Absenkung des Schutzstatus im Rahmen der Berner Konvention von „streng geschützt“ auf „geschützt“ geeinigt. Um der wachsenden Wolfspopulation Herr zu werden.

Mittlerweile befürwortet eine Mehrheit der Mitgliedstaaten die Lockerung des Schutzstatus des Wolfs. Der Beschluss muss nun noch vom Rat formalisiert werden.

Freudenstimmung darüber herrscht bei Österreichs Agrarpolitikern des Bauernbundes. Damit wurde ein weiterer Schritt gesetzt, das Raubtier, dem nicht nur immer mehr Nutztiere zum Opfer fallen, sondern das zunehmend die Scheu vor dem Menschen verliere, leichter zu regulieren zu können. 

Totschnig: „Der Sachverstand hat über die Ideologie gesiegt.“

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der bereits vor zwei Jahren als erster EU-Minister auf eine Änderung des Schutzstatus des Wolfs auf EU-Ebene gedrängt hatte, spricht von der „Erreichung eines Meilensteins“. Totschnig: „Der Sachverstand hat über die Ideologie gesiegt.“ Der Präsident der LK Österreich, Josef Moosbrugger, apostrophiert: „Eine wichtige Entscheidung für besseres Wolfsmanagement ist gelungen.“

Strasser: „Steter Tropfen höhlt den Stein und beherzter Einsatz zahlt sich aus.“

ÖVP-Agrarsprecher und Bauernbund-Präsident Georg Strasser erklärt: „Steter Tropfen höhlt den Stein und beherzter Einsatz zahlt sich aus. Unser Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ist nicht müde geworden, in den Gremien der EU auf die prekäre Situation in Österreich hinzuweisen und hat sich erfolgreich durchgesetzt.“

Der NÖ Bauernbund reklamiert die Entscheidung als Erfolg auch für sich: „Österreich wurde durch eine von Obmann und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf initiierte Länderstellungnahme zur Zustimmung verpflichtet. Auch unser EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber aus Niederösterreich hat sich seit 2019 im EU-Parlament in zahlreichen Gesprächen dafür eingesetzt“, betont NÖ Bauernbund-Direktor Paul Nemecek.

Langer-Weninger: “Unser zentrales Anliegen ist es, auch auf EU-Ebene klare Tatsachen zu schaffen.“

Mit der Anpassung des Wolf-Schutzstatus wurde auch eine langjährige Forderung Oberösterreichs erfüllt. Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger: „Bereits 2023 haben wir mit der oberösterreichischen Wolfsmanagementverordnung eine effektive Regelung zur Handhabung von Risiko- und Schadwölfen geschaffen. Unser zentrales Anliegen war und ist es jedoch, auch auf EU-Ebene klare Tatsachen zu schaffen.“

Tirols Agrarlandesrat und LH-Stellvertreter Josef Geisler sagt als Vertreter eines der am stärksten von Wolfsrissen betroffenen Bundesländer: “Jetzt haben wir ein weiteres Etappenziel erreicht und sind guter Dinge, dass wir die Ziellinie Anfang Dezember endgültig erreichen werden. Mit der Senkung des Schutzstatus hätten wir deutlich leichtere Möglichkeiten zur Regulierung.“ Das sei angesichts der zahlreichen Risse, die Almbäuerinnen und -bauern Jahr für Jahr zu beklagen haben, von enormer Bedeutung.

Nicht nur aus Sicht Österreichs sei die Herabstufung des Schutzstatus wegen der mittlerweile auf bis zu 30.000 Wölfe angewachsenen Population in Europa mit hoher Vermehrungsrate von 30 Prozent überfällig. Von einer „guten Nachricht“ für die Weidetierhalter spricht auch Deutschlands Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Der Politiker von den Grünen begrüßt ebenfalls, dass mit der in Aussicht stehenden Lockerung bei Problemwölfen flexibler agiert werden könne.

Nach der heutigen Botschafter-Entscheidung in Brüssel gelte die formelle Annahme des Antrags auf Änderung des Schutzstatus durch den Rat als Formsache, wird betont. Danach müsse die Herabsetzung des Schutzstatus Anfang Dezember von den 46 europäischen und vier afrikanischen Staaten (auf deren Staatsgebiet Überwinterungsgebiete europäischer Vogelarten liegen, Anm.), allesamt Mitglieder der Berner Konvention, angenommen werden. Erst danach kann die EU-Gesetzgebung – also die Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Richtlinie – angepasst werden.

Bei der Berner Konvention versus dem „Übereinkommen von Bern über die Erhaltung der europäischen wild lebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume“ handelt es sich um ein seit 1979 gültiges Vertragswerk.

„Endlich ein großer Schritt vorwärts im Management der Wolfspopulationen“, atmen auch die beiden europäischen Agrarverbände COPA und COGECA auf. Es sei an der Zeit, rund um die strengen Schutzregeln für Wölfe Änderungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass diese Population verwaltet wird. „Wir freuen uns, dass die EU-Institutionen auf die Bedürfnisse von Landwirten und Landbewohnern hören. Und das trotz des großen Drucks seitens derjenigen, die oft nicht mit den Folgen von Wolfsangriffen zu kämpfen haben.“ Diese Entscheidung werde den europäischen Nutztierhaltern mit Weidewirtschaft mehr Sicherheit geben. Für diese würden „die Raubtiere eine ständige psychische Belastung darstellen“.

Die beiden Verbände fordern nun eine rasche Ratifizierung der Entscheidung auf Botschafterebene noch diese Woche im EU-Wettbewerbsrat und eine Mitteilung an das Sekretariat der Berner Konvention vor dem 1. Oktober.

 

 

 

 

 

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AUTORRed. BW
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