Rund ein Drittel aller Lebensmittel wird in Österreich weggeworfen. Gleichzeitig sollen rund zwölf Prozent der österreichischen Bevölkerung – 1,1 Millionen Menschen – unter Ernährungsarmut leiden, 420.000 davon sehr. Diese Kluft zwischen Überfluss und Bedarf bekämpft „Die Tafel Österreich“ seit 1999: Sie rettet Lebensmittel und gibt diese kostenlos an armutsbetroffene Menschen in Sozialeinrichtungen weiter.
Was als Initiative von vier Studierenden unter dem Namen „Wiener Tafel“ begann, ist zur „Sozialspedition“ mit einem multiprofessionellen Team herangewachsen. In den vergangenen fünf Jahren konnte die Menge der geretteten und verteilten Lebensmittel verdoppelt werden. 2023 sollen es erstmals über 1.000 Tonnen gewesen sein, heuer geht man von rund 1.200 Tonnen aus. „In 25 Jahren wurden über zehn Millionen Kilogramm genussfähige Lebensmittel vor der Entsorgung bewahrt“, rechnet der Verein vor.
Auch die Zahl der versorgten Personen und Einrichtungen hat sukzessive zugenommen: Über 35.000 armutsbetroffene Menschen (+25 % gegenüber 2022) in mehr als 100 sozialen Einrichtungen hat „Die Tafel Österreich“ 2023 nach eigenen Angaben kostenfrei versorgt. Innerhalb nur eines Jahres wäre – auch durch das zuletzt verstärkte Engagement in den Bundesländern – diese Zahl nun bereits auf bis zu 55.000 Personen in rund 150 Einrichtungen ausgeweitet worden.
Dazu kommt: Mit 1. August – und damit früher als geplant – trat heuer eine „echte Umsatzsteuerbefreiung“ für Lebensmittelspenden in Kraft. Um dem stark steigenden Bedarf trotz teils signifikant sinkender Warenspenden aus Handel und Produktion gerecht werden zu können, braucht es laut dem Verein aber noch weitere Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen. Neben einem Schulterschluss der betreffenden Ministerien fordert Geschäftsführerin Alexandra Gruber etwa eigene Förderungen zur Rettung vorhandener Lebensmittelüberschüsse aus der Landwirtschaft sowie verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen für eine sichere Lebensmittelweitergabe.
Apropos Landwirtschaft: Der Verein arbeitet seit zwei Jahren auch mit Bäuerinnen und Bauern zusammen, die überschüssige Lebensmittel spenden, statt diese in die Tonne werfen zu müssen. Im Vorjahr konnten so rund 120 Tonnen Obst und Gemüse gerettet werden. Als primär spendenfinanzierter Verein ist „Die Tafel Österreich“ auf Geld-, Zeit- und Warenspenden angewiesen.
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