Schmuckenschlager: „Verpflichtende Herkunftskennzeichnung ist ein Muss.“

Die Zahlen im Förderzeitraum 2014 bis 2022 zeigen es deutlich: 87 Prozent aller Tierhalter investieren freiwillig in Stallungen mit höheren Tierwohlstandards als es das Gesetz vorschreibt. Je unklarer aber die Rahmenbedingungen sind und je härter die Marktsituation ist, desto niedriger ist die Investitionsbereitschaft. So reagieren darauf speziell die Schweineproduzenten sehr verhalten, was Neu- oder Umbauten betrifft. „Solange in Österreich Standards ständig hochgeschraubt werden und gleichzeitig Billigimporte von Lebensmitteln unklarer Herkunft und Herstellungsbedingungen zugelassen sind, gefährdet das die Zukunft der heimischen Tierhaltung“, warnt Johannes Schmuckenschlager, Präsident der LK Niederösterreich.

Besonders wichtig seien daher klare Kaufentscheidungen der Konsumentinnen und Konsumenten für in Österreich produzierte Lebensmittel sowie die Abgeltung hoher Qualitätsstandards. „Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung ist ein wichtiger Schritt für mehr Transparenz am Teller. Sie muss allerdings auch endlich auf allen Vermarktungsstufen ordentlich umgesetzt und kontrolliert werden“, fordert Schmuckenschlager. Gleichzeitig erwartet er sich von Verarbeitern, vom Handel, von der Gastronomie sowie den Konsumenten, „dass sie auch kaufen, was sie von den Bauern einfordern“. So sehe man aktuell am Beispiel Pute, „dass viele unserer Betriebe, die in EU-weit höchste Standards investiert haben, in Bedrängnis geraten, weil sie nicht jenen Absatz generieren können, der ihnen in Aussicht gestellt worden ist“. Transparentes Qualitätsmanagement müsse also zu mehr Wertschöpfung führen, so die Forderung der LK.

„Das große Interesse der Tierhalter am Thema Kontrollen zeugt von einer hohen Akzeptanz der unabhängigen Überprüfungen als Qualitätsnachweis gegenüber Handel, Gastronomie, öffentlicher Beschaffung und Konsumenten“, erklärt Andrea Wagner, Vizepräsidentin der LK Niederösterreich. Während in der öffentlichen Debatte alle über noch mehr Tierwohl reden und dieses fordern, würden etwa bei Schweinefleisch im Lebensmitteleinzelhandel gerade einmal 5 Prozent Tierwohlfleisch verkauft. „Daher brauchen wir Bäuerinnen und Bauern den Schulterschluss mit allen Partnern in der Wertschöpfungskette, um den Anteil an Tierwohl-Produkten am Gesamtabsatz steigern zu können“, so Wagner.

Kontrollierte Qualität mit AMA-Gütesiegel

Das AMA-Gütesiegel steht seit über 30 Jahren für kontrollierte Qualität, nachvollziehbare Herkunft und unabhängige Kontrollen von landwirtschaftlich erzeugten Lebensmitteln. Es ist ein Breitenprogramm, das österreichweit 41.000 landwirtschaftliche Betriebe umfasst. Aus Niederösterreich nehmen 7.612 Landwirte am AMAGütesiegel- Programm teil. „Das AMA-Gütesiegel ist auch das transparenteste Gütesiegel in Österreich, da es nicht nur seine Qualitätskriterien, sondern auch die Kontrollergebnisse im Internet auf haltung.at öffentlich kommuniziert.“ Laut der Geschäftsführerin der AMA-Marketing, Christina Mutenthaler-Sipek, fanden 2023 insgesamt 22.431 systematische Kontrollen statt. „88 Betriebe wurden insgesamt für Lieferungen ins AMA-Gütesiegel gesperrt, 23 davon aus Niederösterreich. Das zeigt, dass der Großteil der Betriebe ordnungsgemäß arbeitet“, betont Christina Mutenthaler-Sipek.

Niedrige Bereitschaft, für Tierwohl zu zahlen

Tierwohl sei ein enorm wichtiges Zukunftsthema sowohl für Konsumentinnen und Konsumenten als auch für die Landwirtschaft, bestätigt auch die Marktforschung. Jedoch gebe es bei den Konsumenten eine starke Kluft zwischen Einstellung und Verhalten: Zwar wollen etwa bei Umfragen von KeyQuest alle „mehr Tierwohl“, die entsprechende Zahlungsbereitschaft sei jedoch sehr gering, heißt es aus dem Umfrageinstitut. „Tierhaltungsbetriebe sehen Qualitäts- und Tierwohlprogramme sehr wohl als Chance zur Zukunftssicherung ihrer Betriebe. Dennoch ist Tierwohl ein Produktversprechen, das Vertrauen und Glaubwürdigkeit vonseiten der Konsumenten in die Landwirtschaft voraussetzt“, ließ Meinungsforscher Johannes Mayr von KeyQuest trotz Erkrankung die Teilnehmer des Hintergrundgespräches in einer Mitteilung wissen.

- Bildquellen -

  • Johannes Schmuckenschlager: LK Niederösterreich
- Werbung -
AUTORJohannes Stift
Vorheriger ArtikelPolitische Mitstreiter über den EU-Parlamentarier Bernhuber
Nächster ArtikelMehr Zeit für Feld und Hof statt für EU-Zettelwirtschaft