Der Europäische Verband der Landmaschinenindustrie (CEMA) hat die Traktorzulassungen des vergangenen Jahres veröffentlicht. Sie liegen europaweit um 4,9% niedriger als 2022. Es gibt allerdings auch Länder und PS-Klassen mit Zuwächsen.
Insgesamt wurden im Jahr 2023 europaweit 211.700 Traktoren registriert. CEMA geht davon aus, dass 158.100 dieser Fahrzeuge landwirtschaftliche Traktoren sind, von denen 26.200 Traktoren (17 %) 50 PS und weniger und 131.900 (83 %) 50 PS und mehr hatten.
Lieferkettenrückstand abgebaut
Obwohl die Zulassungen landwirtschaftlicher Traktoren um 4,9 % niedriger als 2022 waren, lagen sie nur geringfügig unter der durchschnittlichen Zahl der letzten fünf Jahre. Allerdings war der Rückgang im zweiten Halbjahr deutlich stärker. Zwischen Juli und Dezember 2023 wurden fast zehn Prozent weniger Traktoren zugelassen als im Vergleichszeitraum 2022. “Einer der Gründe dafür, dass sich die Zulassungen für landwirtschaftliche Traktoren in der ersten Jahreshälfte 2023 gut hielten, war, dass die Hersteller den Auftragsrückstand aufholten, der sich in den Jahren 2021 und 2022 infolge der Unterbrechungen der globalen Lieferketten während und nach der Covid-19-Pandemie und der russischen Invasion in der Ukraine aufgebaut hatte”, erklären die Experten von CEMA.
Geringere landwirtschaftliche Einkommen
Im schlechteren landwirtschaftlichen Einkommen wird ein Treiber für den Nachfragerückgang gesehen. “Der Preisrückgang bei den Agrarrohstoffen ist in eine Zeit gefallen, in der die Kosten für landwirtschaftliche Produktionsmittel weiterhin hoch waren. Neben teuren Futtermitteln waren auch die Preise für Düngemittel, Kraftstoffe und Energie im Jahr 2022 außergewöhnlich hoch. Inzwischen sind sie zwar gesunken, aber sie sind immer noch teurer als 2021 und davor”, weiß man beim Landmaschinenindustrie-Verband. Zudem sollen Landwirte in vielen Teilen Europas im letzten Jahr von widrigen Wetterbedingungen betroffen gewesen sein.
Im oberen Leistungsbereich mehr Zulassungen
Entgegen dem rückläufigen Trend verzeichneten laut CEMA die höchsten Leistungsklassen, Maschinen über 132 kW (ca. 175 PS), 2023 ein starkes Wachstum – die Zulassungen haben im Jahresvergleich um 12 % zugenommen. Im Gegensatz dazu sind 13 % weniger Traktoren zwischen 60 und 132 kW (80–175 PS) zugelassen worden, “obwohl dieser Bereich im Jahr 2023 immer noch fast die Hälfte der zugelassenen landwirtschaftlichen Traktoren ausmachte”, so der europäische Verband. Bei der Zahl der in Europa zugelassenen Traktoren unter 60 kW wird ein leichter Rückgang diagnostiziert, mit “etwas Wachstum für die kleinsten Maschinen”.
Deutschland und Frankreich legte zu, Österreich verlor
Der Rückgang bei den Zulassungen ist keineswegs einheitlich, es gab auch Ausreißer nach oben. So konnten die beiden größten Märkte Deutschland und Frankreich jeweils leichte Zuwächse erzielen. Damit stieg laut CEMA ihr gemeinsamer Anteil an den europäischen Zulassungen auf 41 %. Auch das Vereinigte Königreich verzeichnete etwas höhere Zulassungen als 2022. In den anderen vier “Top-Märkten” – Italien, Polen, Spanien und Österreich – waren die Zulassungen hingegen geringer. “Einige dieser Länder litten im letzten Jahr unter besonders schwierigen Wetterbedingungen, während sich auch Änderungen bei den staatlichen Zuschüssen für den Kauf von Maschinen auf einige Märkte auswirkten”, so CEMA. Österreich hatte übrigens laut CEMA-Statistiken mit 4.982 Zulassungen (-6,9 %) einen Anteil von drei Prozent an den europäischen Zulassungen im vergangenen Jahr.
Schlechtes Geschäftsklima: Der von CEMA veröffentlichte allgemeine Geschäftsklimaindex für die Landmaschinenindustrie in Europa hat sich nach dem starken Rückgang in den Vormonaten wieder leicht verschlechtert. Im April sank der Index von -55 auf -57 Punkte (auf einer Skala von -100 bis +100). Der Umfrage zufolge sind die Händlerbestände in den meisten europäischen Märkten sogar deutlich höher als im schwierigen Jahr 2019. Nur 5 % der Industrievertreter würden die aktuelle Geschäftslage als gut einstufen.
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- Traktor-Zulassungen: Datenquelle: CEMA; Grafik: BZ/Stockinger
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