Es sind keine rosigen Aussichten, die die Ackerbauern vor sich haben. „Die Umweltherausforderungen und das Marktumfeld machen den klassischen Ackerbau in Oberösterreich derzeit unwirtschaftlich“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Zwei Jahre Krieg in der Ukraine und dazu Rekordernten vor allem in Russland haben zu einem Preisverfall für Europas Ackerbauerzeugnisse und ebenso in den europäischen Exportmärkten geführt.
Schutz bei Weizenimporten gefordert
Der freie Agrarhandel mit der Ukraine welcher dieser den zollfreien und weitgehend uneingeschränkten Zugang zum EU-Binnenmarkt garantieren soll steht nun vor einer weiteren Verlängerung, und zwar bis zum 5. Juni 2025. Zum Schutz der EU-Landwirte sollen beim künftigen Import einzelner Produkte mengenmäßige Obergrenzen eingezogen werden. Werden diese überschritten, soll eine Schutzklausel greifen und binnen 14 Tagen Einfuhrzölle aktivieren. Mais, Hafer, Geflügel, Eier, Zucker und Honig sind es, bei denen die Importmengen auf den Durchschnitt der Jahre 2022 und 2023 beschränkt werden soll. „Das ist uns zuwenig“, bekräftigt Waldenberger, „wir fordern, dass auch Weizen und Roggen in den Schutzmechanismus aufgenommen werden und auf die Jahre 2021 und 2022 Bezug genommen wird.“ Schließlich seien die Weizenimporte seit Mitte 2022 infolge der Ukrainekrise sprunghaft angestiegen. „Allein im Jahr 2023 auf das 20-fache, nämlich 6,2 Millionen Tonnen“, so Waldenberger. Das verursache einen stark erhöhten Druck am EU-Binnenmarkt und habe auch den Maispreis mitverfallen lassen, so der Landwirtschaftskammer-Präsident. Und: „Die Landwirtschaftskammer unterstützt die Interessen der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion, fordert aber die Schutzklausel auch für Weizenimporte aus der Ukraine. Unsere Getreidebauern zahlen sonst einen sehr hohen Solidarbeitrag für die Ukraine. Das ist Politik am Rücken der Bauern.“
Helmut Feitzlmayr, Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer OÖ, verweist auch auf die bereits deutlichen Spuren des Klimawandels, unter denen die Bäuerinnen und Bauern neben den geopolitischen Schwierigkeiten leiden. „Der März war heuer schon im Februar“, so Feitzlmayr mit Blick auf den heurigen Temperaturverlauf im Vergleich zum 30-jährigen Durchschnitt und den somit um fast fünf Grad zu warmen Februar. Aktuell sind die Böden gut mit Wasser versorgt und auch abgetrocknet, so dass dem Anbau von Zuckerrüben und Sommergetreide nichts mehr im Wege steht.
Wirtschaftliche Deckungsbeiträge sind nur mehr mit Zuckerrübe und Ölsaaten zu erzielen. Franz Waldenberger
Ein Minus wird es in der Ackernutzung heuer bei Mais vor allem Körnermais geben. Dieser sei zwar immer noch eine der attraktivsten Kulturen hierzulande, aufgrund des erwähnten Marktumfelds wird jedoch ein deutliches Minus bei der Anbaufläche prognostiziert. Den Rückgang bei Sommergetreide bewirke hauptsächlich die Klimaerwärmung.
Auf Siegeszug geht die Sojabohne, bei der mit einem deutlichen Anstieg gerechnet wird. Sie hat schon in den vergangenen zwei Jahren trotz widriger Witterung mit stabilen Erträgen und guten Vermarktungsmöglichkeiten überzeugt. „Die Sojabohne funktioniert in Oberösterreich am besten“, betont Feitzlmayr. Es gebe viel Know-how und auch für den Bio-Landbau passe die Kultur gut. Am erfreulichsten sei die Rekordfläche, auf der heuer die Zuckerrübe angebaut wird. Sie war 2023 die attraktivste Kultur im Ackerbau. Nach preislich zwei sehr guten Jahren erwartet der Pflanzenbauexperte heuer einen Rückgang um etwa ein Viertel. „Trotzdem bleibt sie eine sehr interessante Kultur“, so Feitzlmayr.
Raps und Ölkürbis unter Druck
Obwohl interessante Deckungsbeiträge zu erwarten wären, bleiben Raps und Ölkürbis ackerbauliche Sorgenkinder. Beim Raps ist es der Druck durch die Schädlingsproblematik, beim Ölkürbis verursachten 2023 ein regenreiches Frühjahr und das Verbot einer Beize teils katastrophale Probleme mit Fäulnis. Dazu sinkt das aus beiden Kulturen hervorgehende Öl in der Gunst der Konsumenten beziehungsweise des Handels.
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- 20180413 153659: lk OÖ