Ruden würden auch auf einem „Voispoitnboden“ auftanzen

Seit 1732 wird der traditionelle Rudentanz, der als immaterielles Weltkulturerbe gilt, in Sierning aufgeführt. Auch heuer wurden am Faschingsdienstag wieder bissige G‘stanzl dargebracht.

Die Ruden tanzten am Faschingsdienstag den Traunviertler Landler und besangen lustige Anekdoten.

Der Rudenkirtag in Sierning ist ein Jahrhunderte alter Brauch, der in den Chroniken das erstemal unter Kaiser Karl VI., dem Vater von Maria Theresia, erwähnt wird.
Aufzeichnungen zufolge wird der Rudentanz seit 1732 gepflegt. Alljährlich am Faschingdienstag tanzen die Ruden in ihrem Ursprung bäuerliche Jungmännerbünde den Traunviertler Landler und singen dazu Achtzeiler-G‘stanzln.

„Jå griaß eng Gott liabe Leit, mei håbm mia heit a freit. A Jåhr lång wårtn mia Riada, scho am heiring Rudn Kiada. Derfma tånzn und singa, unsre G‘stanzl dårbringa. Mir – tånzn is net glogn, sogår am Voispåltnbodn.“

Wie man bei der Eröffnung der „Riada“ hören konnte, haben viele G‘stanzl damals wie heute einen bäuerlichen Bezug.

„Nervös is scho jede Par-tei, da Kickl is vorne dabei. Noch den ersten Umfrogn, mias man wirkli boid ertrogn. Stöt um bei da Kiwa-rei, auf a berittene Polizei. Mit Voispoitn is vorbei, liabe Bauern stöts Rössa ei.“

So hatte die Steinersdorfer-Rud angesichts der aktuellen politischen Umfragen einen Tipp für die Bauernschaft mit im Gepäck.

In spöttischer und frecher Art wurde auch heuer wieder Kritik an Gesellschaft und Politik geübt: „Ja, die Wölfe, kimmt‘s uns vor. San verfressen nach wie vor. A guater Rat, mir sag‘n ‘s Ehng glei: Gebt‘s d‘ Wölfe dert zan Abschuss frei. De reißen‘s Mäul auf voller Schwung und rennan frei umadum. Se san a Plag ohne End, de Wolf im Schafspelz im Parlament“, so die Aufblattler-Rud zur „Wolfsproblematik“.

Laut „Tanzherr“ Florian Mandorfer würden alle G‘stanzln auf wahren Begebenheiten beruhen, auch wenn nicht immer alles zu zu hundert Prozent stim-men muss. Beim Ruden-
kirtag „angesungen“ zu werden sei daher keine Schande, sondern viel mehr eine große Ehre. Auf charmante Art und Weise wurden Ehrengäste, die erstmals zu gegen waren, auf das übliche Prozedere aufmerksam gemacht. „An neichen Gast hama heit, er kimmt her ziemli weit. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger wer‘n net kennt. So möcht ma‘n begriaßn, awenig was wird er zahln miaßn. Tringa tama jedenfois, außer Wasser fast ois!

Dass die Ruden trotz ihrer langen Geschichte gar nicht verstaubt, sondern top aktuell sind, zeigte die Hilberner-Rud, indem sie die am Vortag neu gewählte Bezirksbäuerin aufs Korn nahmen: „Anna Maria Ganglbauer ist jetzt Bezirksbäuerin mit Power. Bei dem Amt schaut‘s a guad aus, wann ma hod a Bauernhaus. Da Papa hod glei ans kauft, de Renovierung scho lauft. Wann d‘Anna moi Jägerin wird, wird in a Eigenjogd investiert.“

Unter www.rudentanz.at können alle weiteren G‘stanzl nachgelesen werden.

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  • 2019 Steinersdorfer Tanz: PRIVAT
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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