Aus dem Tiroler Landtag: Von Tiertransporten und Wurmkisten

Am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche fand der Februarlandtag im Landhaus in Innsbruck statt.

Tierwohl und Tiertransporte, EU-Förderungen für Umweltmaßnahmen sowie Regionalität und Bewusstseinsbildung für Nachhaltigkeit: Im Tiroler Landtag wurden wieder zahlreiche bäuerliche Themen diskutiert.

FPÖ dankt NGO’s

Unter dem Titel „Tiertransporte vermeiden – heimische Landwirtschaft und Handel unterstützen“ brachte die FPÖ einen Antrag ein. FPÖ-LAbg. Alexander Gamper forderte im ursprünglichen Antragstext die Einbeziehung der Öffentlichkeit, der Experten und der Tierschutzorganisationen. Er rechtfertigte in seinem emotionsgeladenen Redebeitrag unter anderem das Eindringen von NGO’s in Stallungen und dankte dem VGT (Verein gegen Tierfabriken) für seine Arbeit.

„Tierwohl mit
Augenmaß, aber bitte praktikabel. Neben dem
Tierwohl muss es auch noch ein Bäuerinnen- und Bauernwohl geben.“

LAbg. Dominik Traxl

Die Involvierung fachfremder Personen in die Landwirtschaft änderte man im Antrag ab. LAbg. Dominik Traxl erklärte: „Die Debatte über Tiertransporte braucht eine sachliche Ebene. Bei diesem sehr emotionalen Thema ist es einfach, mit teils populistischen Aussagen Sympathiepunkte zu sammeln. Damit ist aber keinem Tier geholfen – was wir brauchen, sind Lösungen, die auch in der Praxis anwendbar sind. Was es braucht, ist das Bewusstsein für regionale Produkte.“

Keine Streichelzoo-Optik bei Nutztieren

Dominik Traxl stellte klar: „Grundsätzlich ist es richtig, Standards weiterzuentwickeln – aber nicht über die Köpfe der heimischen Bäuerinnen und Bauern hinweg, sondern gemeinsam. Der Transport und Schutz von Tieren sind in der EU und Österreich genauestens geregelt und unterliegen rechtlichen Rahmenbedingungen und Kontrollen. Doch oberste Priorität muss für uns die Versorgung und Lebensmittelsicherheit im eigenen Land haben. Es braucht EU-weit strengere Gesetze für den Import von Lebensmitteln. Es bringt niemandem etwas, wenn wir in Österreich Vorreiter mit den strengsten Tierwohlgesetzen sind, die Produktion aber ins Ausland verlagern.“

Der Landtagsabgeordnete verdeutlichte die landwirtschaftliche Sicht auf das Tierwohl: „Im Umgang mit Nutztieren dürfen wir nicht immer nur eine Streichelzoo-Optik zeichnen. Tierwohl mit Augenmaß, aber bitte praktikabel. Neben dem Tierwohl muss es auch noch ein Bäuerinnen- und Bauernwohl geben. Wir dürfen die Tierwohlbestimmungen nicht ad Absurdum treiben und damit die heimische Landwirtschaft zerstören.“

EU-Fördersystem gilt Umweltleistungen ab

Die Kritik von FPÖ-LAbg. Andreas Gang am EU-Fördersystem für die Tiroler Landwirtschaft wies LH-Stv. Josef Geisler zurück: „Wir leben in einem freien Markt, in einem freien Europa mit freiem Warenverkehr. Und wir können keinem Konsumenten vorschreiben,  wo er ins Regal greift. Dafür haben wir ein sehr gutes Programm, zurückzuführen auf den ehemaligen Kommissar Franz Fischer, der genau darauf geschaut hat, dass die EU-Förderungen von Tier-Förderungen hin zu Umwelt-Förderungen umgebaut wurden. Somit werden Leistungen abgegolten, die die Landwirtschaft erbringt, denn die Offenhaltung unserer Wiesen und Almen ist eine riesige Herausforderung, die am Markt nicht abbildbar ist. Ca. 140 Millionen Euro pro Jahr fließen in die Tiroler Landwirtschaft, um diese lebendig zu halten.“

Der erfahrene Politiker Geisler erinnerte sich: „Die FPÖ war es, die beim EU-Beitritt prophezeite, dass die Tiroler Landwirtschaft untergehen würde, da sie sich nicht gegen die große Agrarindustrie behaupten könnte. Es hat aber funktioniert: Betriebsaufgaben gehen gerade im Berggebiet zurück im Vergleich mit Gunstlagen in Oberösterreich oder Bayern.“

Schule am Bauernhof statt Wurmkisten

Einen Antrag auf die Förderung von „Wurmkisten“ für interessierte Bildungseinrichtungen brachten die NEOS ein. Als praktizierender Lehrer äußerte LAbg. Dominik Traxl seine Zweifel: „In der Theorie ist der Vorschlag gut gemeint. Aber in unseren Lehrplänen sind Stichworte wie Nachhaltigkeit, Regionalität, Umweltbewusstsein verankert und gelebter Schulalltag. In der Praxis würden solche Wurmkisten einen erheblichen Mehraufwand für das Lehrpersonal bedeuten.“ 

Stattdessen brachte Traxl ein: „Es gibt bereits Initiativen, die die Schülerinnen und Schüler zu Umweltthemen weiterbilden, zum Beispiel ‚Schule am Bauernhof‘. Dort können die Kinder wirklich gelebten Umweltschutz erleben. Schließlich sind die besten Wurmkisten immer noch die Wiesen und Wälder, die von den Bäuerinnen und Bauern bewirtschaftet und gepflegt werden.“ Neben der Nachhaltigkeit, dem Klima und dem Naturschutz gäbe der Lehrplan einiges her, so Traxl. Er bat seine Kolleginnen und Kollegen im Tiroler Landtag, sinnvolle Projekte in den Schulen zu starten, um einen echten Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler zu erbringen.

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AUTORRed. HP
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