Um die Zukunft der Schweinebranche in Österreich und Europa ging es beim Fachtag Schweinehaltung im Rahmen der Wintertagung des Ökosozialen Forums. Dabei wurden von zahlreichen namhaften Experten Herausforderungen und mögliche Lösungsstrategien erörtert. So sehe sich die Branche neben dem zuletzt bereits vielfach diskutierten Thema „Vollspaltenverbot“ auch mit dem Tiergesundheitsrecht und den Tierwohlpaket auf EU-Ebene sowie der Versorgungssicherheit konfrontiert.
Kennzeichnung der Herkunft notwendig
VLV-Geschäftsführer Johann Schlederer sieht die durchgängige Herkunftskennzeichnung als wichtigen Lösungsansatz zur Stärkung der heimischen Schweinebranche: „Freihandelsabkommen sind für den Wohlstand zweier Volkswirtschaften im Normalfall beidseitig ein Gewinn. Meist gibt es aber auch sektorale Verlierer, wie zum Beispiel die Landwirtschaft, wenn ein entwickeltes Land Autos und Hochtechnologie in Länder exportiert, die nur mit agrarischen Gütern bezahlen können. Daher ist die Herkunftskennzeichnung bei allen Lebensmitteln für alle Vermarktungsrichtungen, das heißt vom Supermarkt bis zum kompletten Außer-Haus-Verzehr, eine Notwendigkeit.“
„Die Kennzeichnung der Herkunft ist bei allen Lebenmitteln eine Notwendigkeit.“ Johann Schlederer
Innovationen für Mensch und Tier
Ein wichtiger Faktor für eine zukunftsfähige, heimische Schweinebranche sind aber auch die Bäuerinnen und Bauern selbst. „Neben produktionstechnischen Innovationen bei bestehenden Aufzucht- und Mastställen dürfe der Faktor Mensch nicht außer Acht gelassen werden“, betonte Ika Darnhofer vom Institut für Agrarökonomie an der Boku, die auch das aktuelle Forschungsprojekt „IBeSt“ vorstellte. Dabei tauschen sich Betriebsleiter zu Themen rund um Familie und Schweinehaltung aus: Wie geht es den Personen im Familien- und Arbeitssystem? Was ist sinnvolle Arbeit? Wie positioniert man sich zum Thema Tierethik? Durch die (Selbst-)Reflexion und den Austausch werde der eigene Gestaltungsspielraum bewusst und das Engagement für Innovationen gestärkt.
Auch Andreas Moser und Elisabeth Rennhofer, beide von der Landwirtschaftskammer, fokussierten sich auf den Menschen hinter einem Betrieb. Während Moser für eine aktive, vertrauensbildende Kommunikation mit der Gesellschaft plädierte, ging Rennhofer vor allem auf die persönlichen Bedürfnisse der einzelnen Landwirte und die Wichtigkeit, diesen im Alltag Platz einzuräumen, ein.
Betriebsdaten kennen und festhalten
Im Hinblick auf Umweltschutz werde meist der CO2-Fußabdruck als Maßstab für die Umweltverträglichkeit von Fleisch verwendet. „Heute stehen die Tierhaltung und Lebensmittel tierischer Herkunft in der Kritik, einen wesentlichen Beitrag zur globalen Erwärmung zu leisten. Jüngere Berechnungen zeigen aber auf einzelbetrieblicher und auch auf globaler Basis, dass dieser Effekt überschätzt wurde. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Sektor Tierhaltung und auch jeder Betrieb selbst eine gute Datengrundlage aufbaut und eigene Zahlen zur Nachhaltigkeit liefern kann. Im internationalen Vergleich kann schon heute die Art der Tierhaltung, wie sie in Mitteleuropa betrieben wird, als eine der nachhaltigsten bezeichnet werden“, so Franz Waxenecker, Direktor für nachhaltige Tierernährung der DSM Austria.
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