Nach seiner Rückkehr in Paris erwartete Minister Fesneau indes ein besonders strittiges Agrarthema. In Frankreich dürfte sich nämlich der Konflikt zwischen chemischem Pflanzenschutz und Trinkwasserversorgung in absehbarer Zeit spürbar zuspitzen, nachdem alle staatlichen Bemühungen zur Verringerung des Spritzmittelaufwandes nach mehr als einem Jahrzehnt noch keine nennenswerten Erfolge gebracht haben, berichtet Agra-Europe. Wie aus einem Ende Dezember veröffentlichten Abschlussbericht eines eigenen Parlamentsausschusses hervorgeht, sei die zunehmende Belastung des Wassers zur Gewinnung von Trinkwasser mittlerweile sehr problematisch. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse in bestimmten sensiblen Bereichen verringert oder mancherorts sogar vollständig unterbunden werden. Vorgeschlagen wird sogar, die Möglichkeit der Enteignung von landwirtschaftlichen Flächen zu schaffen, sofern alle anderen Maßnahmen zur Verringerung der Belastung ergebnislos ausgeschöpft wurden.
In Frankreich mussten ab 1980 bis 2019 fast 12.500 Brunnen gesperrt werden, knapp jeder dritte aufgrund der Verschlechterung der Wasserqualität, sehr oft aufgrund zu hoher Nitratwerte und Belastungen durch die Landwirtschaft. Erste Pläne aus 2008, den Einsatz von Agrochemie in der Landwirtschaft bis 2018 zu halbieren, wurden alsbald auf das Jahr 2025 verschoben, auch ein Zwischenziel nicht einmal entfernt erreicht. Laut dem Parlamentarier-Bericht liegen die Indikatoren aktuell auf dem gleichen Niveau wie 2009. Das Scheitern habe sich die französische Regierung zumindest anteilig selbst zuzuschreiben, heißt es. Hohe Priorität habe Paris den Plänen zur Halbierung der Pflanzenschutzmittel nie eingeräumt. Mittlerweile hat diesen Ball aber ohnehin die EU-Kommission in Brüssel aufgenommen.
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