Immerhin 7,5 Kilogramm Fisch essen Herr und Frau Österreicher pro Kopf und Jahr, Tendenz steigend. Doch von den insgesamt jährlich benötigten 63.000 Tonnen an Fischen und Krebstieren stammen laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums mehr als 94 Prozent aus dem Import. Der Selbstversorgungsgrad liegt laut Statistik Austria bei gerade mal etwas über fünf Prozent und ging zuletzt weiter zurück. Laut der Aquakulturerhebung von Dezember hat die heimische Produktion 2022 nämlich um 202 Tonnen oder mehr als vier Prozent abgenommen. Die Speisefischproduzenten, die aufgrund des Preisdrucks industriell erzeugter Importware überwiegend direkt vermarkten, konnten nur etwas mehr als 4.700 Tonnen Fisch absetzen.
Reduktion in allen Sparten
Die mengenmäßig bedeutendere Gruppe der in Durchflussanlagen erzeugten Fischarten – wie Forellen und Saiblinge – war dabei fast durchwegs rückläufig. Nach wie vor dominieren in dieser von Fließwasser abhängigen Produktionsweise die Regenbogen- und Lachsforellen, von denen die Fischzüchter zuletzt gut 1.700 Tonnen produzierten. Ein sattes Produktionsminus verzeichnete auch die Teichwirtschaft mit ihrer Karpfenproduktion. Nur noch 560 Tonnen Karpfen (und damit 9,2 Prozent weniger als im Jahr davor) wurden 2022 laut den Statistikern in dieser extensiven Produktionsweise erzeugt. Erheblich abgenommen hat auch die Erzeugung von Afrikanischen Raubwelsen. Lediglich 431 Tonnen wurden 2022 abgefischt, ein Rückgang um fast 13 Prozent. Die Raubfische werden ausschließlich in sogenannten „Aquaponik“-Anlagen produziert. Dabei handelt es sich um ein Indoor-Produktionssystem, welches meist an Gemüsebau unter Glas gekoppelt ist. Wegen seines geringen Wasserverbrauchs und Nährstoffaustrags gefeiert, sehen Experten in dieser Produktionsweise eigentlich die Zukunft einer leistungsfähigen Eigenproduktion an Speisefisch.
Wenig Erfolg mit Aquakulturen
Auch auf EU-Ebene entwickelt sich der Ausbau der Speisefischproduktion alles andere als zufriedenstellend. Nur 1,1 Mio. Tonnen Fisch produziert die EU jedes Jahr und damit nicht einmal ein Prozent des weltweiten Produktionsvolumens. Brüssel hatte sich im Green Deal darauf verständigt, Fisch aus Aquakulturen als hochwertige Proteinquelle mit geringem CO2-Fußabdruck zu forcieren. Entsprechend wurden aus dem EU-Meeres- und Fischereifonds von 2014 bis 2020 1,2 Mrd. und für 2021 bis 2027 1 Mrd. Euro für Aquakulturen reserviert.
Die Produktion konnte damit jedoch nicht gesteigert werden, wie der Europäische Rechnungshof mittlerweile bemängelt hat. Im Gegenteil, in den großen Erzeugerländern Frankreich und Italien hat sie sogar abgenommen, die Anzahl der in dieser Branche beschäftigten Personen ging gar um 5.000 zurück. „Die EU hat die Aquakultur zuletzt stark unterstützt. Leider bleibt der erhoffte Erfolg bisher aus“, verlautete dazu aus dem EU-Rechnungshof.
Raubtiere machen Probleme
Österreichs Fischzüchter führen ihre schwächelnden Bilanzen derweil auf den verstärkten Druck durch (geschützte) Fressfeinde auf die Zuchtanlagen zurück.
Gegenüber der Statistik Austria nannten sie das Auftreten von Fischottern, Fischreihern und Kormoranen als größten Hemmschuh einer Produktionsausweitung. Aber auch die Wasserverfügbarkeit und -qualität mache durch das vermehrte Auftreten von Hitzewellen und Überflutungen Probleme, so die Anlagenbetreiber. Ebenso machte die Teuerung bei Futtermitteln und Energie vor ihnen nicht Halt. In Verbindung mit einer teuerungsbedingt schwächeren Nachfrage sei es daher auch zu geringeren Produktionsvolumina gekommen, erklären die heimischen Fischzüchter. Immerhin, die Anzahl an Fischproduzenten mit Aquakulturanlagen nahm auch hierzulande im Jahr 2022 geringfügig zu. Mittlerweile befassen sich 544 Betriebe in Österreich mit der Erzeugung von regionalem Speisefisch. Bleibt abzuwarten, ob das eines Tages auch für den heimischen Bedarf an Süßwasserfisch reicht.
- Bildquellen -
- Otter: DUELUNE - STOCK.ADOBE.COM
- Durchflussanlage: Agrarfoto.com