Kürzlich wurde im Nationalrat das Budget für das Jahr 2024 beschlossen. Wie sieht es hier für die Land- und Forstwirtschaft aus? Welche Schwerpunkte werden im kommenden Jahr gesetzt?
GAHR: Für das Jahr 2024 sind im Budget rund 3,1 Mrd. Euro für das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserkraft vorgesehen. Um 129,5 Mio. Euro mehr als noch im Jahr 2023. Das ist ein klares Bekenntnis zur Produktion und Versorgungssicherheit in unserem Land und ein wichtiges Signal für die Bäuerinnen und Bauern. Mit diesem Budget wird sichergestellt, dass heimische Lebensmittel auf den Tisch kommen.
Klare Schwerpunkte setzt das Budget in den Bereichen klimafitte Waldbewirtschaftung, Schutz vor Naturgefahren und nachhaltiges Wirtschaften. Eines ist klar, wer mehr leistet, muss auch mehr Entgelt bekommen. Die Teuerung sowie die Umweltleistungen unserer Landwirtinnen und Landwirte, ein Mehr an Tierwohl als auch Anpassungen an den Klimawandel erfordern mehr Mittel. Deswegen gibt es zusätzliche 55 Mio. Euro pro Jahr. Zusätzlich wird es gemeinsam mit den Ländern ein Impulsprogramm für die Landwirtschaft für den Zeitraum 2024-2027 geben. Dafür stehen 360 Millionen Euro zur Verfügung. Die Bundesregierung setzt ein klares Bekenntnis zur kleinstrukturierten Landwirtschaft. Während es in Deutschland unter der Ampel-Regierung Kürzungen im Agrarbudget gibt, wird in Österreich mehr investiert. Hier sieht man klar, was welchen Regierungen wichtig ist. Wir investieren auch in Krisenzeiten und lassen unsere Bäuerinnen und Bauern nicht im Regen stehen und auf den Mehrkosten sitzen.
Die Rückkehr der Wölfe und Bären ist nicht mehr nur ein Randthema, sondern beschäftigt mittlerweile ganz Europa aber vor allem den ländlichen Raum. Die Großraubtiere kommen Siedlungen immer näher und Sichtungen der Raubtiere sind keine Seltenheit mehr. Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation? Was hat die Wolfs-Verordnung Ihrer Meinung nach gebracht?
Die Verordnung zur Entnahme von Wölfen in Tirol war enorm wichtig. Mittlerweile gibt es in den meisten Bundesländern bereits Entnahme-Vorordnungen und alleine in Tirol wurden bereits vier Wölfe entnommen. Im vergangenen Almsommer gab es bereits weniger Risse. Das ist meiner Meinung nach, klar auf die Entnahmen zurückzuführen. Unser Ziel muss es sein, konsequent weiter zu arbeiten und ganzjährig unbürokratische Entnahmen zu ermöglichen. Auch auf EU-Ebene arbeiten wir gemeinsam mit Minister Norbert Totschnig an der Senkung des Schutzstatus des Wolfes. Hier gab es vor Weihnachten gute Nachrichten. Die EU-Kommission empfiehlt die Senkung des Schutzstatus. Nun sind die Mitgliedsstaaten an der Reihe, sie müssen für eine Änderung stimmen. Hier fordere ich Ministerin Gewessler klar auf, nicht ideologisch zu handeln, sondern faktenorientiert und für die Senkung des Schutzstatus zu stimmen. Die Wolfspopulation in Europa ist stabil und macht mittlerweile nicht nur der Landwirtschaft Probleme. Immer öfter gibt es Risse nahe Siedlungsgebieten und Sichtungen in der Freizeit. Das verunsichert die Menschen und viele Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr alleine draußen spielen.
Seit 1. September gilt die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in Großküchen. Für die Gastronomie gilt weiterhin die Freiwilligkeit. Wie sehen Sie die derzeitige Umsetzung? Was sind die nächsten Schritte?
Mit der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in öffentlichen Großküchen ist uns ein erster wichtiger Schritt gelungen. Wir müssen hier in Etappen denken. Wichtig ist es, dass jetzt die Umsetzung auch eingefordert wird. Hier höre ich aus der Praxis, dass die Kennzeichnung noch nicht überall gelebt wird. Es ist der Start für mehr Transparenz, die in Zukunft fortgesetzt werden muss. Hier ist das klare Ziel, dass alle Bereiche eine transparente Kennzeichnung umsetzen, natürlich auch die Gastronomie. Gerade in der Schweiz sieht man, dass Herkunft ein Erfolgsmodell ist. Mit heimischer Qualität kann man bei den Kundinnen und Kunden punkten. Dafür wird auch gerne mehr Geld ausgegeben. Viele Gastrobetriebe haben das auch schon erkannt und weisen freiwillig die Herkunft aus. Aber auch bei verarbeiteten Produkten braucht es einen Vorstoß. Hier ist die EU am Zug, es braucht ein einheitliches Gesetz für alle Mitgliedsländer. Am Ende werden alle davon profitieren, deswegen werden wir hier weiter dranbleiben und Druck machen.
Dieser Sommer war wieder geprägt von Unwetter-Ereignissen und Naturkatastrophen. In diesem Zusammenhang wird immer wieder auf den Bodenverbrauch hingewiesen. Zu viele Flächen werden zubetoniert und gehen für immer verloren. Was sind hier die künftigen Ziele?
Eines ist klar, der Bodenverbrauch muss drastisch reduziert werden. Produktionsflächen müssen für künftige Generationen geschützt und gesichert werden, so kann es nicht weitergehen. Je mehr Boden unwiederbringlich versiegelt ist, desto mehr Probleme werden wir bekommen. Unsere Ernährungssicherheit und der Schutz vor Naturgefahren geht so verloren. Das ist eine klare Generationenfrage, wir müssen unseren Enkelkindern und Urenkelkindern fruchtbares Land weitergeben und keine Betonflächen. Deswegen braucht es hier verbindliche Ziele. Länder und Gemeinden müssen hier Flächen sichern, um unsere Zukunft zu garantieren. Österreich ist auch ein Tourismusland, das für die schöne Natur bekannt ist. Niemand wird in Zukunft zu uns kommen, um Betonlandschaften zu besichtigen.
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- Gahr Hermann: Tanja Cammerlander