Anfang September gaben sich etwa 760 Vertreter der Landwirtschaft, des Getreide- und Futtermittelhandels, von Logistik-Unternehmernund Verarbeitern bei der 16. Internationalen Donaubörse in Wien ein Stelldichein, um über die heißen Eisen der diesjährigen Getreidevermarktung zu diskutieren. Inhaltlich dominierten zwei Themenschwerpunkte: die in Österreich und ganz Europa aktuell herausfordernden Rohstoffqualitäten und die Suche nach alternativen Exportwegen für ukrainisches Getreide.
Mehr Ausfuhren als im „Grain Deal“
So hielten die Branchenkenner fest, dass es der Ukraine trotz Bombardements seiner Häfen immer noch gelinge, große Mengen an Getreide auszuführen. So hätten ukrainische Exporteure in den acht Wochen von Anfang Juli bis Ende August rund 4 Mio. Tonnen Getreide (1,7 Mio. t Weizen, 1,9 Mio. Mais) außer Landes bringen können (nach 3,3 Mio. t im Sommer des Vorjahres). Damit habe die Ukraine nach Auslaufen des Getreidedeals mehr exportiert als zuvor.
Österreich sei bisher nicht Ziel dieser Lieferungen gewesen, wurde betont. Sehr wohl bemerke man aber, dass die Transportkapazitäten durch die Korridorlösung auch hierzulande die Verknappung der Logistik verschärfen. Auch befürchtet man „indirekten Druck“, wenn nun etwa Exportmöglichkeiten anderer potenter Anbieter wie Ungarn geschmälert würden.
Breiten Raum nahm auch die hiesige Weichweizenernte ein. Diese lag mit 1,65 Mio. Tonnen um gut 10 Prozent über dem Mittel der vergangenen Jahre. Der Anteil an Premium- und Qualitätsweizen sei aber niedriger als üblich. Entsprechend rege sei bereits die Nachfrage aus Italien und Deutschland nach österreichischer Ware mit entsprechend guten Backeigenschaften. Um die Bandbreite der diesjährigen Ernte auch an der Börse abbilden zu können, entschloss man sich in Wien, neben den bekannten Qualitätsabstufungen neue Zwischenabstufungen für Keksweizen und Mahlweizen zu schaffen.
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- Getreide: Manfred Richter/Pixabay