20 Mio. Hektar Fläche wurden seit 2012 in landwirtschaftliche Nutzung überführt.

Brasilien besticht aus agrarischer Sicht durch günstige Klimaverhältnisse, die in weiten Teilen des Landes sogar zwei oder gar drei Ernten binnen einer Vegetationsperiode ermöglichen. Immerhin 6,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaften die Brasilianer mit Ackerbau und Viehzucht. Zum Vergleich: In Österreich ist es knapp ein Prozent.

Plus 145 Mio. Hektar Nutzfläche

Dementsprechend forciert wurde in den vergangenen Jahren die Agrarproduktion im fünftgrößten Land der Erde. Wie jüngst veröffentlichte Zahlen von MapBiomas belegen, wurde der Pflanzenbau auf den großen Plantagen in Brasilien seit 1985 um fast 42 Mio. Hektar auf nunmehr 61 Mio. Hektar ausgeweitet. Zeitgleich wurde auch die Weidefläche um 103 Mio. Hektar auf mehr als 164 Mio. Hektar nahezu verdreifacht. Der flächenmäßig größte Staat Südamerikas nutzt somit heute gut ein Fünftel seiner Fläche zur Beweidung. Die Zunahme an Weideflächen ging laut MapBiomas zu mehr als der Hälfte auf Kosten natürlicher Vegetation, vornehmlich der Regenwälder im Amazonas- Gebiet, während für die Ausweitung des Ackerbaus zu rund 70 Prozent frühere Weideareale genutzt wurden.

Der Flächenverlust an Urwald auf Kosten der Landwirtschaft seit 1985 wird mit 80 Mio. Hektar beziffert. Besonders im vergangenen Jahrzehnt habe die Rodungsfläche mit mehr als 20 Mio. Hektar stark zugenommen, nach einer Waldgesetznovelle im Jahr 2012.

Mehr Maisexporte als die USA

Entsprechend der kräftigen Flächenerweiterungen hat sich Brasilien heute als Exportnation Nummer eins für zahlreiche Agrargüter etabliert. Während man bei Kaffee seit jeher etwa ein Drittel des weltweiten Handelsvolumens stellt, dürfte heuer auch der Weg an die Spitze der Maisexporteure erreicht worden sein. Wie Agra-Europe berichtete, erwartet die staatliche Versorgungsgesellschaft Conab aus der Ernte 2022/23 ein Exportvolumen von 50 Mio. Tonnen. Damit würde Brasilien erstmals die USA um gut 8 Mio. Tonnen übertrumpfen. Gelungen sei das, weil zuletzt höhere Hektarerträge eingefahren wurden. Im Durchschnitt ernteten brasilianische Farmer etwa 5,9 Tonnen je Hektar, um 13 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zusätzlich sei der Maisanbau um rund 3 Prozent auf 22,3 Mio. Hektar ausgeweitet worden. Abnehmer für ihren Mais orten die Südamerikaner vor allem in China.

Treibstoff vor Soja

Gut zwei Drittel der Soja- Ausfuhren gingen zuletzt ins Reich der Mitte. Mit etwa 100 Mio. Tonnen Exportmenge dominiert man schon lange den Weltmarkt. Jüngste Prognosen aus den USA gehen für die kommende Ernte von einem erneuten Plus von 8 Mio. Tonnen aus. Damit würde Brasilien 163 Mio. Tonnen der Ölfrucht produzieren, bei einem Eigenverbrauch von etwa 50 Mio. Tonnen. Wenig verwunderlich, weil auch hier das Flächenvolumen in den vergangenen zehn Jahren um gut 15 Mio. Hektar auf mehr als 43 Mio. Hektar erhöht wurde. Mittlerweile stellt die ölhaltige Bohne nach fossilen Treibstoffen das zweitwichtigste Exportgut im brasilianischen Außenhandel dar.

Zucker und Fleisch

Auch Zuckerrohr gedeiht unter der Sonne Brasiliens bestens. Nach Indien ist man mit 32,1 Mio. Tonnen Produktionsvolumen die Nummer zwei am Weltmarkt und verzeichnete zuletzt Ausfuhren von mehr als 25 Mio. Tonnen. Ausweiten konnte das Land laut dem jüngsten Bericht der nationalen Baumwollerzeuger auch die Produktion der begehrten Faser. Heuer sollen auf 1,67 Mio. Hektar gut 3 Mio. Tonnen Baumwolle gedeihen. 2022 wurden 1,45 Mio. Tonnen Baumwolle exportiert. Voll auf Expansionskurs ist die Fleischproduktion, ob des damit einhergehenden enormen Flächenfraßes ernten die Brasilianer international aber auch viel Kritik. 10,7 Mio. Tonnen Rindfleisch (+ 3 %) wurden im Vorjahr auf den großen Fazendas erzeugt. Mit umfangreichen Exporten nach China ist die Nation auch in dieser Sparte global die Nummer eins unter den Exporteuren.

Dominiert wird das Geschäft mit den Wiederkäuern von gerade einmal drei großen Fleischunternehmen. Zusammen stellen sie zwei Drittel des Exportvolumens. Eines davon, JBS, schlachtet dem Vernehmen nach täglich 75.000 Rinder. Rekorde werden ebenso aus der Hühnermast gemeldet. Weil das Land noch keine Geflügelpestfälle verzeichnet, dürfte heuer ein um 8 Prozent höheres Handelsvolumen von 4,83 Mio. Tonnen erreicht werden, schreibt Agra-Europe.
Fazit: Für die brasilianische Landwirtschaft geht der Weg vorerst nur in eine Richtung – nach oben. Wenig verwunderlich daher die Bestrebungen der Regierung in Brasilia, künftig in der „Entwaldungsfreien Lieferketten- Verordnung“ der EU als Land mit geringem Risiko eingestuft zu werden.

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  • Brandrodung: IMAGO PHOTO - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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