Nach den jüngsten Wolfsrissen im Alpgebiet von Klösterle hat die Bezirkshauptmannschaft Bludenz den Entnahmebescheid für einen Schadwolf im Gebiet Hinteres Klostertal und Hinteres Silbertal erlassen. Maßgeblich für diese Entscheidung und auch für die weitere Vorgangsweise ist vor allem der Schutz der Vorarlberger Alpwirtschaft, betonten Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrat Christian Gantner bei einer Pressekonferenz. Sollten per Bescheid bewilligte nötige Ausnahmen von Schonvorschriften und Artenschutz beeinsprucht und dadurch verzögert werden, müsse man darüber hinaus „im gesetzlichen Weg eine Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfs erwirken“, so die beiden Landespolitiker in Richtung Brüssel. Insbesondere erfordere die über 30 Jahre alte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU eine unverzügliche Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten, um die Entnahme von Schad- bzw. Problemwölfen rasch und unbürokratisch zu ermöglichen. Landeswildökologe Hubert Schatz erläuterte die Entwicklung der letzten Jahre: Galt der Wolf in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch zu Beginn der 2000er-Jahre als ausgestorben, so breitet er sich mittlerweile in immer mehr Gebieten wieder stark aus. In Tirol wurden heuer bereits 20 verschiedene Wolfsindividuen nachgewiesen, im ebenfalls banachbarten Schweizer Kanton Graubünden leben derzeit 14 Wolfsrudel mit insgesamt über 100 Tieren. Der Schadwolf, dem die Serie an Rissen im Bezirk Bludenz zuzurechnen ist, war bereits in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg und Tirol unterwegs und scheint sich nun im Raum Kloster- und Silbertal festzusetzen.
Die Gefahr gehe nicht von durchziehenden Wölfen aus, sondern wenn sich rund um Vorarlberg Populationen festsetzen und sich in der Folge in unser Landesgebiet ausdehnen, erläuterte Landeshauptmann Wallner: „Wenn wir dadurch eine Bedrohung für die Sicherheit auf den Alpen erkennen oder es Sichtungen in der Nähe von Ortsgebieten gibt, dann muss eine rasche Entnahme von Problemwölfen möglich sein.“ Wenn dies mittels Bescheid nicht erreicht werden könne, werde die nötige Art der Regulierung über Verordnungen und Gesetzesänderungen angestrebt.
Niemand will den Wolf endgültig ausrotten
Landesrat Gantner hob die unverzichtbare Rolle der Alpwirtschaft für Mensch, Tier und Natur sowie für Landwirtschaft und Tourismus in Vorarlberg hervor und verwies zugleich auf Erfahrungen in Tirol, Deutschland und Frankreich, wo sich in der Wolfsproblematik reine Herdenschutzmaßnahmen als nicht erfolgreich erwiesen haben. „Niemand will den Wolf ausrotten. Aber jedes Tier, das keinen natürlichen Feind hat und nicht reguliert werden kann, bringt ein Ungleichgewicht in die Natur. Und genau das geschieht derzeit beim Wolf. Dieser ist nicht mehr vom Aussterben bedroht wie vielleicht vor 30 Jahren. Deshalb müssen auch die Rahmenbedingungen angepasst werden. Das Management des Wolfs ist sehr wichtig, um Sicherheit für unsere Land- und Alpwirtschaft sowie den Tourismus zu erhalten“, so der Landesrat.
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- Land Vorarlberg M. Hämmerle: Land Vorarlberg/M. Hämmerle