Nach guten Erträgen und zufriedenstellenden Preisen im Vorjahr hat sich für Oberösterreichs Landwirte heuer das Blatt gewendet. „Seit dem Vorjahr gingen die Produktpreise auf Talfahrt und die Ukrainekrise macht die Märkte volatil und unberechenbar“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger im Zuge eines Pressegesprächs zur Bilanz der bisherigen Ernte.
Das dortige Fazit: Die Getreideernte fiel in Oberösterreich von der Menge her durchschnittlich aus, die Qualitäten sind – vor allem beim Proteingehalt – schwach. Das Grünland leidet unter der Trockenheit und die Maisbestände sind in einem bedenklichen Zustand.
Ackerkulturen im Detail
Wintergerste: Die Ernte startete heuer trotz der verzögerten Pflanzenentwicklung durch den kühlen und nassen April früher als im Burgenland, nämlich um den 25. Juni. Die Trockenheit und Hitze in Kombination mit der Sprenkelkrankheit Ramularia sorgte für eine rasche Abreife. Die Gerste wurde durch die Trockenheit nicht in ihrer Ertragsfähigkeit beeinträchtigt und so rechnet die Landwirtschaftskammer mit einer „guten, durchschnittlichen Ernte“ von 7,5 Tonnen pro Hektar. Interessant sei die gute Gerstenqualität mit einem hohen Hektolitergewicht.
Winterraps stand beim Anbau im Herbst unter Dauerdruck der Schädlinge. Der Erdfloh machte viele Behandlungen erforderlich und verhinderte eine optimale Entwicklung der Bestände. Im Frühjahr war dann bei der Kontrolle der Stängelschädlinge ein interessantes Phänomen zu beobachten: Die Schadschwellen in den Gelbschalen wurden oft nicht erreicht. Integriert wirtschaftende Betriebe haben deswegen auf den Pflanzenschutzmitteleinsatz verzichtet. Trotzdem konnte man in diesen Beständen dann bei der Ernte flächendeckend die Larven der Schädlinge im Rapsstängel finden. Zusätzlich ist Raps sehr anfällig auf Hitze, wie sie Ende Juni herrschte. Diese Kombination sorgte für eine sehr rasche Abreife. Die Kombination aller Faktoren sorgte heuer für eine große Bandbreite bei den Erträgen von 2000 bis fast 5000 Kilo je Hektar. In Summe ergibt sich in Oberösterreich mit 3500 Kilo je Hektar eine leicht unterdurchschnittliche Ernte.
Winterweizen wurde je nach Standort stark von der Trockenheit beeinflusst. Auf Standorten mit einer schlechten Wasserhaltefähigkeit (z. B. in der Welser Heide) waren die Erträge wegen Wassermangels deutlich beeinträchtigt. Böden mit einer guten Wasserspeicherfähigkeit konnten den Weizenbeständen genügend Wasser zur Verfügung stellen. Auf diesen Standorten konnten sogar gute bis sehr gute Erträge eingefahren werden. Ähnlich wie beim Raps gibt es auch bei Weizen eine große Schwankungsbreite bei den Erträgen von nur vier Tonnen auf den Schotterböden bis hin zu mehr als zehn Tonnen. Der Durchschnitt wird heuer bei 7,3 Tonnen liegen, das sind 200 Kilogramm weniger als im fünfjährigen Schnitt und 500 Kilogramm weniger als im Vorjahr. Leider sind auch die Qualitäten und da vor allem das für die Backqualität wichtige Protein sehr schwach. Die Ursache liegt wahrscheinlich im heurigen Witterungsverlauf, wo die Bestände rasch abreiften und nicht ausreichend Protein bilden konnten.
Grünland und Feldfutter
Grünland: Nach drei guten Jahren brachte das heurige wieder witterungsbedingte Herausforderungen. Der nasskalte April hatte eine etwas verzögerte Entwicklung des ersten Grünlandaufwuchses zur Folge. Jene, die die Schönwetterphase Anfang Mai nutzten, konnten beim ersten Schnitt gute Qualitäten mit zufriedenstellenden Erträgen einfahren. Die langanhaltende Trockenheit ab Mitte Mai ließ das Grünland aufgrund seines hohen Wasserbedarfs besonders sensibel reagieren. Ende Juni waren damit in manchen Regionen bereits erste Trockenheitsschäden zu verzeichnen. Insbesondere der dritte Aufwuchs wurde durch die Trockenheit stark geschädigt. Die Erntemengen betrugen zum Teil weniger als ein Drittel der üblichen Erträge. Auch für den vierten Aufwuchs ist gebietsweise mit deutlich verminderten Erträgen bzw. Totalausfall zu rechnen. Hinzu kommt die nachhaltige Schädigung der Grasnarbe. Dadurch werden in den besonders betroffenen Regionen im Spätsommer Nachsaatmaßnahmen notwendig sein. „Dies ist besonders wichtig, da im kommenden Jahr wieder ein Flugjahr des Maikäfers ins Haus steht und dichte Bestände mit geschlossener Grasnarbe für die Eiablage der Maikäferweibchen weniger attraktiv sind“, erklärte Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr.
Der Feldfutterbau kann in solchen Trockenperioden einen wertvollen Beitrag zur Absicherung der Wiederkäuerfuttergrundlage leisten. Auf geeigneten Standorten konnten zum Beispiel von Luzernegrasflächen trotz ausbleibender Niederschläge beträchtliche Futtermengen geerntet werden.
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- Roggen Ernte 68 ID93610: agrarfoto.com