In seiner Rede bei der Tiroler Landtagssitzung vergangene Woche bezeichnet Bauernbund-LAbg. Bezirksbauernobmann Michael Jäger aus Ebbs das Jahr 2022 als sehr turbulent für die heimische Landwirtschaft.
Vertrauen in regionale Lebensmittel ausbauen
Rasant gestiegene Preise für Betriebsmittel auf der einen und der volatile Milchpreis auf der anderen Seite prägen die heimische Landwirtschaft und auch die Teuerung wirkt sich auf die Lebensmittelpreise aus. Handelsketten treten mit ihren Eigenmarken verstärkt in Konkurrenz zu den regionalen bäuerlichen Produkten auf. „Da sind wir gefordert, dass wir das Vertrauen weiter ausbauen. Die Tirolerinnen und Tiroler sind insgesamt sehr regionalitätstreu beim Lebensmittelkauf, sie schätzen die tägliche Arbeit der heimischen Landwirte“, betont Jäger.
Nebenerwerbsbetriebe unter Druck
Tirol hat zudem im Österreichvergleich die meisten Bauernhöfe in Extremlage. Vier von zehn der österreichischen Bauernhöfe in Extremlage sind in Tirol und werden fast ausschließlich im Nebenerwerb geführt. „Die Doppelbelastung mit Hof und Beruf ist eine der größten Herausforderungen der Tiroler Land- und Forstwirtschaft. Die gesellschaftliche Diskussion über die Work-Life-Balance oder eine 32-Stunden-Woche verändert uns alle“, so Jäger, der gleichzeitig klarstellt, dass sich der Nebenerwerbsbetrieb allein mit Förderungen langfristig nicht halten können wird.
Rekordhalter brauchen faire Preise
Im Österreichvergleich setzt die Tiroler Landwirtschaft Maßstäbe und ist regelmäßig auch Rekordhalter. Mit mehr als 2.000 Almen ist Tirol das Almenland Nummer eins mit der höchsten Alpungsquote. Tirol hat mit 2.100 Betrieben die meisten Direktmilchvermarkter und gleichzeitig die meisten Sennereien und Käsereien. Doch auch die haben mit hohen Kosten zu kämpfen – von den gestiegenen Preisen für Energie und Verpackungsmaterial bis hin zu gestiegenen Lohnkosten. „Der Bauer und Produzent ist dabei das letzte Glied in der Kette. Er möchte für sein ehrliches Produkt aus der Region einen fairen Preis.“
Nachwuchs muss abgesichert werden
Neben den Preisentwicklungen im Sektor Landwirtschaft ist für Jäger auch die Nachwuchssicherung oberste Priorität: „Wir haben top Ausbildungsstätten mit hoher Nachfrage und einem sehr guten Ruf. Dass wir die Jungübernehmer auf den Höfen halten können, also jene Menschen die leistungsbereit sind und eine gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wollen, dass die Kulturlandschaft erhalten bleibt, das ist eine der größten Herausforderungen.“
Vielfältiger Wald: Verjüngung unabdingbar
Was den Waldbericht betrifft hält Jäger fest, dass der Wald nicht nur Erholungsraum, sondern vielmehr auch Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten ist, und gleichzeitig auch Wirtschaftsfaktor in der Region. „Der Wald ist nicht nur für etliche Arbeitsplätze essenziell, sondern auch für den Tourismus und erfüllt nebenbei eine hohe Schutzfunktion. In Bezug auf den Klimawandel ist der Wald als Kohlenstoffsenker durch Photosynthese unglaublich wichtig.“ Wobei sich die globale Erwärmung bereits in den heimischen Wäldern auswirkt, längere Trockenperioden und extreme Wetterereignisse führen immer wieder zu Borkenkäferausbrüchen, zuletzt in Tirol auch in einem noch nie dagewesenen Ausmaß, mit knapp 1,3 Millionen Kubikmeter Schadholzbefall.
„Was man dagegen tun kann, ist Waldverjüngung. Ein Jungwald nimmt zudem deutlich mehr Kohlenstoff auf als alte Wälder. Fossile Energieträger und Baustoffe sollten daher vermehrt durch Holz als nachwachsender Rohstoff ersetzt werden. Beispielsweise bei gemeinnützigen Wohnbauträgern. Daneben müssen auch die heimischen Biomassenetze ausgebaut werden. Wenn die Wertschöpfung steigt, sind die Eigentümer auch bereit zu liefern. Wir müssen das regionale Holzpotenzial nachhaltig nutzen, sodass die Schutzfunktion, ökologische Vielfalt, der Arbeitsplatz und der Erholungsraum erhalten bleiben“, betont der Kufsteiner Bezirksbauernobmann.
Handhabe gegen problematische Biber gefordert
Aus dem Naturschutzbericht geht hervor, dass der Fokus zuletzt besonders auf Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung sowie Schulexkursionen und Lehrgänge gelegen ist. „Die rund 15.000 Auszubildenden sind gleichsam Multiplikatoren. Gerade in meinem Heimatbezirk Kufstein stellen die dicht besiedelten Biber-Reviere eine große Herausforderung dar, die Biber haben sich hier zuletzt fast vervierfacht. Nicht verwunderlich ist dabei, dass viele Unterländer Grundeigentümer neidisch nach Kärnten blicken, wo in Einzelfällen bei entsprechendem Konfliktpotenzial Problembiber per Verordnung gefangen oder entnommen werden dürfen“, schildert Michael Jäger abschließend.
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