Wie wichtig die Erzeugung von Lebensmitteln ist, soll am 1. Juni, dem Weltbauerntag, zum Ausdruck gebracht werden. Gerade für die Tiroler Bauern steht aber nicht nur die Versorgungssicherheit im Mittelpunkt, sondern auch die Kreislaufwirtschaft und deren Rentabilität.
Einen Schritt in diese Richtung macht die Rinderzucht Tirol mit ihrem neuen Projekt „Kälberproduktion Tirol“. Hiermit möchte sie auf lange Sicht einen neuen interessanten Wirtschaftszweig für die heimischen Bauern schaffen, der für jede Betriebsform geeignet ist.
Qualitätsfleischprogramme bringen Mehrwert
Aktuell sucht die Rinderzucht Pilotbetriebe für die „Fresser“- und die „Kalb rosé“-Produktion.
Anders als bei den klassischen Mastbetrieben werden bei den „Fressern“ die Kälber nach der Geburt bis zu ihrem fünften Lebensmonat aufgezogen. Erst anschließend kommen die abgespänten Kälber zu einem Mastbetrieb. Matthias Mair, Projektbetreuer der Rinderzucht Tirol, erklärt: „Die ‚Fresser‘ stellen eine weitere Chance für Landwirte, die einen alternativen Betriebszweig suchen, dar. Außerdem bewirkt diese Vorstufe eine erhebliche Arbeitserleichterung und Qualitätssteigerung für die heimischen Mastbetriebe.“
Auch beim „Kalb rosé“, dem österreichweiten Projekt zur Förderung des heimischen rosafarbenen Kalbfleisches, wolle man die Produktion noch steigern. „Gerade in der Gastronomie herrscht großes Potenzial für unser Kalbfleisch“, so Michael Wurzrainer, Vorstand der Rinderzucht Tirol. Projekte wie der Grauviehochs, der Jahrling oder das Almrind konnten sich bereits durchsetzen. „Durch das Almrindprojekt werden beispielsweise wieder mehr Tiere auf die Jungviehalmen aufgetrieben.“
Kalbfleisch braucht Herkunftskennzeichnung
Etwa die Hälfte der in Tirol geborenen Kälber wird jährlich gemästet, doch nur zum Teil landet das heimische Fleisch auch auf Tiroler Tellern. „Wir möchten den Export noch weiter zurückschrauben, um die Wertschöpfung im Land zu halten. Hier braucht es aber vor allem die Gastronomie als starken Partner. Großteils wird in der Gastro Kalbfleisch aus den Niederlanden und anderen Ländern, die billiger produzieren können, importiert“, so Michael Wurzrainer. Daher sei man auch nur das farblich weißere Kalbfleisch gewöhnt und nicht das heimische rosa Fleisch – das qualitativ genauso hochwertig oder sogar besser sei.
Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung könnte hier Abhilfe schaffen. „Die Corona-Krise und der Regionalitäts-Trend haben uns einen Spitzenwert in der Vermarktung eingebracht. Durch die Inflation sind diese Zahlen aber leider zurückgegangen. Aktuell liegen wir unter dem Niveau, das wir vor Corona hatten. Wir sind aber überzeugt, durch unsere Stärken – z. B. Regionalität, Qualität und Tierwohl – und unsere zahlreichen Projekte wieder einen Aufschwung zu erleben“, schließt Wurzrainer.
- Bildquellen -
- Kaelber Fuettern 129 ID95465: agrarfoto.com