Gut 50 Prozent der Ausfuhren entfallen auf Mais, 27 Prozent sind Weizen.

Nachdem am Beginn der Vorwoche die Zeichen eher auf Unterbrechung standen – noch am Dienstag sprach Kremlsprecher Dmitri Peskow davon, dass Moskau sich nicht festlegen wolle – folgte am 17. Mai die erleichternde Botschaft. Wie der türkische Präsident vor Vertretern seiner Partei AKP in Ankara mitteilte, bleiben die Vereinbarungen zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer für weitere 60 Tage aufrecht. Erdogan dankte in seiner Ansprache, die auch im Fernsehen übertragen wurde, seinem „teuren Freund“, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „für die aufrichtige Unterstützung“. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj wurde mit einem Lob für die „konstruktive Zusammenarbeit“ bedacht.

Altbekannte Kritik

Das russische Außenministerium hat die nunmehr dritte Verlängerung des Pakts mittlerweile bestätigt. Wie schon bei den vergangenen Verhandlungen zur Fortsetzung des Abkommens hatte Russland auch diesmal Hindernisse bei seinen eigenen Getreide- und Düngemittelausfuhren beklagt. Zu Unrecht, wie der Ständige Vertreter der Ukraine bei den Vereinten Nationen (UN), Serhij Kyslyzja, gegenüber dem UN-Sicherheitsrat beteuerte. Es sei schlicht unwahr, dass Moskau im Getreideabkommen Verluste erleide. Tatsächlich habe es seine Getreideausfuhren verdoppeln können, so der ukrainische Vertreter. Nichtsdestotrotz begrüßte Kiew die Verlängerung und forderte künftig eine reibungslosere Umsetzung der Vereinbarung ein. Indes zeigte sich UN-Generalsekretär António Guterres über den Ausgang erfreut: „Selbst in den dunkelsten Stunden gibt es immer einen Hoffnungsschimmer und eine Möglichkeit, Lösungen zu finden“, so der UNO-Chef auf Twitter.

Über 30 Mio. Tonnen

Die Schwarzmeer-Getreide-Initiative war im Juli des Vorjahres auf Initiative der Vereinten Nationen und der Türkei ins Leben gerufen worden um die seit dem russischen Einmarsch bestehende Blockade der ukrainischen Getreideexporte zu beheben. Seither wurden im eigens in Istanbul eingerichteten Joint Coordination Centre (JCC) bereits über 30. Mio. Tonnen an Getreide- und Ölsaaten-Ausfuhren überprüft und von den Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj in die Welt verschifft. Allein im Vorjahr konnte so über die Hälfte des Weizenbedarfs für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen aus der Ukraine gedeckt werden. Mit 7 Mio. Tonnen aufgekaufter Ware ist JCC zufolge nach wie vor China Spitzenabnehmer für ukrainische Agrargüter.

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AUTORClemens Wieltsch
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