Landwirte können Wasser für ihre Bewässerung "zum Marktpreis" direkt aus den Leitungen der Betreiber beziehen.

Das Traditionsunternehmen Ardo befasst sich mit der Herstellung von Tiefkühlgemüse, Kräutern sowie Obst und betreibt 20 Fabriken in neun Ländern. In der Zentrale, gut 35 Kilometer südlich von Brügge in Westflandern, ist man um nachhaltige Produktion bemüht, wie die BauernZeitung im Zuge einer Reportage vor Ort erfahren durfte. „Keines unserer Produkte wächst in einer Nährlösung“, erklärt Bernard Haspeslagh, COO des Unternehmens. Vor gut neun Jahren schlug man mit einem Qualitätsprogramm für seine 3.500 Vertragslandwirte einen ganz eigenen Weg ein. Seither wird versucht, auf den 50.000 Hektar, die in fünf verschiedenen Ländern für das Unternehmen bestellt werden, die Effizienz bei Betriebsmitteln, insbesondere Pflanzenschutzmitteln, zu steigern. Die Bauern und das Unternehmen werden dabei von 65 Fachberatern unterstützt. „Es geht uns dabei nicht nur um Profit, sondern auch um langfristige Effekte“, so Haspeslagh. Mittlerweile wirbt der Tiefkühlhersteller, der immerhin 1,2 Mrd. Euro jährlichen Umsatz erwirtschaftet, mit völliger Freiheit von Pflanzenschutzmittelrückständen in immerhin drei Viertel der jährlich verarbeiten 947.000 Tonnen an Rohware.

Wasser im Kreislauf

Doch damit nicht genug. Da die Region Westflandern zunehmend unter Dürre leidet, entschloss sich Ardo auch hier aktiv zu werden. Gemeinsam mit einem externen Kooperationspartner und Mitteln der Europäischen Union wurde eine 150.000 Kubikmeter umfassende Brauchwasserlagune errichtet. Gespeist wird sie aus dem anfallenden Wasser der Verarbeitung sowie Regenwasser. Dieses stellt Ardo in über 22 Kilometern Pipelines „seinen“ Gemüsebauern zur Bewässerung zur Verfügung – „zum aktuellen Marktpreis“, wird betont. „Insgesamt wurde eine Fläche von 500 Hektar erschlossen“, berichtet Tijl Goens, Regionalleiter des Unternehmens. Dank der Lagune können Landwirte, die „zunehmend ungleiche Niederschlagsverteilung“ in der Region kompensieren, so Goens. Das dazu notwendige Pumpsystem bezieht den Strom aus einer auf der Wasseroberfläche installierten PV-Anlage.

Autarke Stromversorgung

Rund um die Ressource Brauchwasser dreht sich beim Tiefkühlhersteller aber noch ein weiterer Kreislauf. Gemeinsam mit den Energie- und Abwasserunternehmen BiogasTec und Trevi wurde in zwei Ausbaustufen eine Biogas-Anlage errichtet. Wouter Platteau, Geschäftsführer von BiogasTec, führt über das Gelände und erklärt: „Bei Ardo fallen vor Ort täglich 1.500 bis 2.000 Kubikmeter Wasser aus der Gemüseverarbeitung an.“ Dieses wird seit 2016 gemeinsam mit Gemüseabfällen und Silomais vergoren. „Aber ohne Wirtschaftsdünger“, wie Platteau betont. Aus dem Abwasser des Unternehmens, 70.000 Tonnen Gemüseabfällen sowie 8.000 Tonnen Mais generieren die belgischen Unternehmer in zwei Fermentern jährlich etwa 10 Mio. Normkubikmeter Biogas. „Das Gas wird verstromt und liefert 20.000 MWh Strom, den Bedarf von 6.500 Haushalten“, so Platteau. Der erzeugte Strom deckt wiederum den Bedarf der angeschlossenen Verarbeitung. „Das Blanchieren der Rohware benötigt einiges an Energie“, wird berichtet.

Quelle: BZ/Wieltsch
Eine Wasser-Pipeline (oben im Bild) verbindet das Werk mit der Biogas-Anlage und dem Brauchwasserspeicher.

Auch in Sachen Gärrest wurde bei Ardo eine ausgefuchste Lösung gefunden. Die Biogasgülle wird nicht etwa direkt ausgebracht, sondern kontrolliert in einem sogenannten Gülleverdampfer separiert. Dabei wird das Wasser unter hohem Druck erhitzt und anschließend wieder kondensiert. Während die anfallende feste Phase als Dünger mit etwa neun Prozent Reinstickstoff wiederum an die Landwirte vergeben wird, findet das vollständig reine, übrig gebliebene Wasser wieder als Brauchwasser bei Ardo Verwendung. „So müssen täglich nur 15 Prozent des Bedarfs aus Frischwasser gedeckt werden“, berichtet BiogasTec-Chef Platteau stolz.

ardo.be/de

- Bildquellen -

  • Biogasanlage mit Pipeline: BZ/Wieltsch
  • Bewässerung: JeanLuc - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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