Rinder auf Triebweg
Klauengesundheit stellt einen zentralen Parameter im Herdenmanagement dar.

Grundsätzlich sind die Ursachen für Lahmheiten bei Milchkühen vielfältig. Häufig ausschlaggebend ist eine unzureichende Hygiene sowohl in den Boxen, als auch in den Laufgängen. Insbesondere verschmutzte, schmierige Laufgänge erhöhen durch die Rutschgefahr das Verletzungs- und Infektionsrisiko. Auch der Stoffwechsel kann bei frisch Laktierenden die Gefahr von Klauenerkrankungen erhöhen. Ketose etwa erhöht das Risiko für Klauenerkrankungen massiv.

Nichtsdestotrotz stellen auch die baulichen Gegebenheiten einen wesentlichen Einflussfaktor für die Gesundheit der Rinderklauen dar, wie eine jüngst im Magazin „Dairy Global“ publizierte Studie untermauert. Ein internationales Forscherteam verglich dabei Klauengesundheit und Verhalten von Milchkühen auf Weide, Sandeinstreu, gummierten Laufflächen, Asphalt und Beton. Ergebnis: Raue und harte Bodenbelege sind die häufigste Ursache für Probleme bei Klauen und Fundamenten.

Weide als Optimum
Auch die Wissenschafter kamen zu der Erkenntnis, dass gut geführte Weiden den idealen „Bodenbelag“ für Milchkühe darstellen. Die Häufigkeit von Lahmheiten sinkt bei Weidehaltung demnach auf 1-22,5 %. Auf der Weide können sich die Tiere frei bewegen und liegen im Durchschnitt länger. Außerdem bewegen sie sich dort mit Abstand am sichersten. Hornwachstum und Abrieb befinden sich bei geschlossener Narbe ebenfalls im Gleichgewicht.

Sand bleibt schwer umzusetzen
Sand stellte nach Grünlandaufwuchs die beste Alternative für gesunde Klauen dar. Auf mit Sand eingestreuten Flächen können sich Milchkühe ähnlich sicher bewegen wie im Grünland und neigen selten zu Lahmheitserscheinungen (5-21,5 %). Für österreichische Gegebenheiten wird Sand jedoch keine Option als Einstreu darstellen, da dieser einerseits teuer in der Anschaffung und andererseits auch im Wirtschaftsdüngermanagement entsprechende Kosten verursacht. Sand erfordert nämlich eigene Separierungstechnik für die Gülle.

Gummimatten als Kompromiss
Von allen künstlichen Materialen welche untersucht wurden, stellten gummierte Flächen in Sachen Klauenerkrankungen den besten Kompromiss dar. 5-28% der untersuchten Tiere waren von Lahmheiten betroffen. Zu beachten ist, dass auch der Abrieb der Klauen gewährleistet bleibt. Hier schwanken die Ergebnisse je nach Hersteller der Gummiauflagen.

Asphalt und Beton
Dezidiert abgeraten wird von den Forschern von asphaltierten Flächen im Aufenthaltsbereich von Kühen. Die Abnutzungserscheinungen seien auf Asphalt massiv erhöht, worauf die Tiere mit Unsicherheit und Unwohlsein reagieren. Auch die Häufigkeit für Lahmheit ist auf Asphaltflächen jenseits der 40 %.
Auch der weltweit häufigste Untergrund in Rinderställen, Beton, schneidet in der Studie alles andere als gut ab. Milchkühe zeigten eine vorsichtigere Motorik, ein erhöhtes Verletzungsrisiko und mit einer 68-prozentigen Wahrscheinlichkeit auch die häufigsten Lahmheiten.

Wer Probleme mit der Klauengesundheit seiner Herde hat, sollte neben der Fütterung auch die Bodenbeschaffenheit seines Haltungssystems prüfen. Dort wo Weide keine Option darstellt, können gummierte Laufflächen einen guten Kompromiss darstellen.

Zu den Studienergebnissen

- Bildquellen -

  • : agrarfoto.com
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AUTORClemens Wieltsch
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