Geringere Verfügbarkeit und massiv gestiegene Preise prägen nach wie vor den Markt für fossile Energieträger. Alternativen sind in den vergangenen Wochen Trumpf, allen voran der Rohstoff Holz. Entsprechend lebhaft entwickelt sich daher auch die Nachfrage nach allen Energieholzsortimenten. Während bei Scheitholz der sprunghaft gestiegene Bedarf bereits das Angebot übersteigt, ist die Lage auch beim „Allroundtalent“ Holzpellets dynamisch.
Steigende Preise
Über fast 20 Jahre hatte sich die Pellet-Preisbildung ausgesprochen stabil dargestellt, als Folge des Kriegs in der Ukraine nun aber die Trendwende. Die Interessensvertretung der österreichischen Pelletwirtschaft, proPellets Austria, welche monatliche Durchschnittspreise veröffentlicht, führt im Juli für Haushaltsmengen lose einen Preis von 44,03 Cent je Kilogramm an, bei Sackware sind es sogar rund 48 Cent. Auch Gewerbekunden müssen mittlerweile deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Preis lag Anfang des Monats bei gut 381 Euro netto je Tonne. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Preissteigerung von 97,8 Prozent, zum Juni beträgt die Erhöhung immerhin noch 19,9 Prozent.
Besonders in den nördlichen Bundesländern sind die Preise nach oben geklettert. Christoph Pfemeter vom Österreichischen Biomasseverband begründet dies mit der Suche nach Alternativen in traditionell mit Gas beheizten Ballungszentren und ergänzt: „Die im Preis stark gestiegenen und von vielen dafür kritisierten Pellets kosten immer noch nur halb so viel wie Heizöl.“
„Pellets kosten immer noch nur halb so viel wie Heizöl.“
– Christoph Pfemeter
Tatsächlich schneiden Pellets derzeit bei den Kosten je Kilowattstunde am besten ab. Strom liegt hier derzeit bei 22,67 Cent, Öl bei gut 16 Cent und selbst das einst unschlagbare Erdgas wird von Pellets mit Kosten von 8,99 Cent je Kilowattstunde knapp unterboten.
Ungebrochene Nachfrage
Der Handel meldet indes eine ungebrochene Nachfrage nach dem Energieträger. Erhöhten Bedarf bemerkt etwa my-Premium-Pellets Eigentümer und Geschäftsführer Matthias Kroell vor allem bei Sackware: „Wer den Platz hat, bestellt derzeit eine weitere Palette dazu.“ Branchenkenner raten von mehrjährigen Einlagerungsaktionen jedoch ab. Christian Rakos, Geschäftsführer von ProPellets Austria, will eine langfristige Beruhigung am Markt erkennen: „Für das nächste Jahr erwarten wir eine deutliche Entspannung, aufgrund der zahlreichen neuen Werke, die derzeit im Bau sind. Ich empfehle daher auch nicht mehr als den Bedarf für den kommenden Winter zu kaufen.“
Und tatsächlich wurde die Erzeugung von Holzpellets in Europa in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet. Mittlerweile werden am Kontinent über 600 Werke betrieben, auch die europäischen Qualitätsstandards (ENPlus) wurden vereinheitlicht und damit die Durchlässigkeit der Märkte erhöht. Biomasseprofi Pfemeter weiß wohin die Reise geht: „Biomasse wird sich in Summe zum bedeutendsten Energieträger entwickeln. In Kärnten zum Beispiel hat Bioenergie heuer erstmals Erdöl als bedeutendsten Energieträger überholt.“
Vorreiter Alpenrepublik
Österreich nimmt durch seine hohe inländische Produktion einen Sonderstatus im europäischen Verbund ein. In den kommenden zwei Jahren werden elf neue Pelletwerke verteilt über das ganze Land den Betrieb aufnehmen, um den wachsenden Bedarf zu decken. Trotzdem man sich rechnerisch selbst versorgen kann, sind die Verwerfungen durch die ausbleibenden Lieferungen aus Russland, Belarus und der Ukraine auch hierzulande spürbar. In den Nachbarländern auftretende Verknappungen und Preissteigerungen wirken auch auf den nationalen Markt, begründet man in der Industrie die Entwicklungen.
Nicht zuletzt seien auch die Produktionskosten heuer durch hohe Stromkosten, Kostensteigerungen bei Verpackungsmaterial und Ersatzteilen und steigende Preise für das Rohmaterial Sägespäne um rund 40 Prozent gestiegen. Mit Sorge beobachtet die Branche derzeit den schwächelnden Markt für Schnittholz. Denn wenn die Sägeindustrie weniger Holz umsetzt, fallen auch weniger Nebenprodukte für die Pelleterzeugung an. „Alle Händler sind jedenfalls bemüht den regionalen, wachsenden Bedarf zu decken“ ist Matthias Kroell zuversichtlich und ergänzt: „Die Transformation von fossiler Energie auf Biomasse hätten wir bis 2035 ganz sanft geschafft. Mit dem Ukrainekrieg bekommt das Ganze nun eben eine ungeahnte Dynamik.“
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- : Grafik: BZ/Merl; Illustration: Vitavalka - sstock.adobe.com Quelle: proPellets Austria, Mai 2022
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